Zuckerrübenjournal 3/2012 - page 3

LZ 30 · 2012
Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
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Z u c k e r T e c h n i k A n b a u B e t r i e b s w i r t s c h a f t M a r k t
P o l i t i k   
A k t u e l l e s
Der diesjährige Termin fiel mitten in die
Diskussionen um die gemeinsame EU-Agrarpolitik nach 2013 und damit auch
um die künftige Zuckerpolitik Europas. Er
war daher sehr geeignet, um Zuckerpolitik
und Zuckermarkt intensiv zu diskutieren
und klare politische Zeichen zu setzen.
Gleich zu Beginn des Kongresses stell-
ten mehrere Repräsentanten der französi-
schen Agrarpolitik und Zuckerwirtschaft,
darunter der französische Landwirt-
schaftsminister Stéphane Le Foll und der
Präsident des französischen Rübenan-
bauerverbandes Eric Lainé, unmissver-
ständlich die französische Position zu-
gunsten einer Verlängerung der laufen-
den Zuckermarktordnung bis mindestens
2020 klar. Man brauche nach der Reform
von 2006 noch mehr Zeit, um die interna-
tionale Wettbewerbsfähigkeit unter eu-
ropäischen Produktionsbedingungen zu
verbessern. Minister Le Foll unterstrich
dabei die großen Anstrengungen, die der
Sektor nach der Marktordnungsreform
vor sechs Jahren bereits unternommen
habe, um effizienter zu werden und die
Produktion nachhaltig zu sichern.
Auch CIBE-Präsident Jörn Dalby forder-
te die Verlängerung der laufenden Zu-
ckermarktordnung bis mindestens 2020
mitsamt des zuckerspezifischen Instru-
mentariums, das heißt imWesentlichen
Quotensystem, Rübenmindestpreis, Bran-
chenvereinbarungen und Marktsteue-
rungsmaßnahmen. Die europäische Zu-
ckerwirtschaft produziere nachhaltig und
umweltfreundlich.
Gleich zu Kongressbeginn kam es auch
zu einem politischen Schlagabtausch,
denn der stellvertretende Generaldirektor
der Generaldirektion Agri der EU-Kom-
mission Joào Pacheco erläuterte noch
einmal die Position der EU-Kommission
vom Oktober 2011, wonach das bisherige
Regelwerk für Zucker in 2015 auslaufen
soll. Nach seinen Worten verfolgt die EU-
Kommission mit ihrer Agrarpolitik die Zie-
le der Nachhaltigkeit, der Versorgungssi-
cherheit, der Vermeidung von Versor-
gungskrisen, der Marktorientierung und
des Greenings. Er räumte ein, dass Zu-
ckerimporte zum Teil unsicher seien. Kri-
tisch stellte er fest, dass zuletzt viele
Marktsteuerungsmaßnahmen der EU nö-
tig gewesen seien. Besondere Maßnah-
men dürften aber nicht zur Regel werden.
Derzeit steige der Abstand zwischen EU-
und Weltmarktpreis. Die Zuckerwirt-
schaft habe 2015 rund zehn Jahre Zeit
gehabt, sich auf offene Märkte einzustel-
len. Seiner Meinung nach ist die EU-Zu-
ckerwirtschaft bereits jetzt wettbewerbs-
fähig. Daher solle das Quotensystem
2015 auslaufen, zumal es die Möglichkeit
von Exporten hemme. Er schränkte aber
ein, dass ein Quotenende nicht das Ende
jeglicher Mengensteuerung bei Zucker
bedeuten müsse.
Jos van Campen als Vorsitzender der
zuckerpolitischen Kommission der CIBE
entgegnete ihm, dass 2006 nie die Rede
davon war, dass es sich dabei um eine
letztmalige Verlängerung des Quotensys-
tems handeln würde. Der Restrukturie-
rungsprozess der europäischen Zucker-
wirtschaft sei 2015 noch nicht beendet.
Zudem sei die EU-Produktion von Rüben
und Rübenzucker durch die hohen EU-Er-
zeugungsstandards immer noch deutlich
teurer als zum Beispiel in Brasilien die
Rohr- und Rohrzuckererzeugung. Eine
nachhaltige Eigenversorgung Europas
mit Rübenzucker sei nur durch ein stabi-
les, kalkulierbares System gewährleistet.
Gerade junge Anbauer benötigten diese
Sicherheit.
Auch Michel Dantin pro
Marktordnungsverlängerung
Eindeutige Unterstützung erhielten die
Marktordnungsbefürworter auch aus
dem Europäischen Parlament. Dessen Be-
richterstatter zu den GAP-Vorschlägen
der EU-Kommission, Michel Dantin, un-
terstrich in einem Interview mit CIBE-Ge-
neralsekretärin Elisabeth Lacoste zu-
nächst, dass das Europäische Parlament
nun ein Mitspracherecht unter anderem
bei der Agrarpolitik habe. Inzwischen sei
der Kommissionsvorschlag wirklich nur
noch ein Vorschlag. Die Entscheidung
über die EU-Agrarpolitik falle im „Trilog“,
der gemeinsamen Entscheidungsfindung
von EU-Kommission, EU-Agrarrat und
eben dem Europäischen Parlament. Die-
ser könne drei bis vier Monate dauern. Er
erwartet eine Entscheidung etwa im
Herbst 2013.
Michel Dantin bezog sich zunächst auf
die letztjährige Parlamentsposition zu-
Rübenanbauer zeigen
Geschlossenheit
CIBE-Kongress in Reims
Vom 12. bis 15. Juni fand der Kongress der Vereinigung der
Europäischen Rübenanbauer (CIBE) in Reims statt. Alle drei
Jahre kommen Europas Rübenanbauer beziehungsweise deren
regionale und nationale Repräsentanten zu diesem Kongress
zusammen.
Gespräche am Rande
des CIBE-Kongresses:
RRV-Vorsitzender
Bernhard Conzen und
Gerd Sonnleitner,
Präsident des europä-
ischen Bauernverban-
des COPA.
Foto: Dr. Stefan
Brinker
Foto: CIBE
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