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Zuckerrübenjournal
LZ 19 · 2016
| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T
B E T R I E B S W I R T S C H A F T
A N B A U | T E C H N I K | Z U C K E R |
Mengen im Vertrag
richtig festlegen
A
b dem nächsten Anbaujahr wird
der zunehmende Wettbewerb an
den Zuckermärkten die Rübenpreise
stärker schwanken lassen, andererseits
bietet sich mit den neuen Mengen-
ausschreibungen aber auch die Chan-
ce, unter günstigen Standortbedingun-
gen die Zuckerrübenproduktion aus-
zuweiten. So ist absehbar, dass die Zu-
ckerrübe im Rheinland weiterhin eine
Vorzugsstellung innerhalb der Acker-
kulturen einnimmt und auch flächen-
mäßig zunehmen wird. Auch acker-
baulich bestehen keine Bedenken, den
Zuckerrübenanbau bis zu 33 % der
Fläche auszudehnen (siehe Artikel
Seite 14). So bietet das neue Angebot
zur Erhöhung der Vertragsmengen
vielen Anbauern einen größeren
Handlungsspielraum für die Planung
der Zuckerrübenflächenanteile in der
Anbaufolge.
Wirtschaftliches Ergebnis der
Fruchtfolge entscheidend
Während die Rübe in allen rheini-
schen Anbaugebieten ein ähnlich ho-
hes Ertragsniveau aufweist, können
die Ergebnisse der anderen Kulturen
regional stärker variieren. Deshalb ist
aus betriebswirtschaftlicher Sicht für
das Ergebnis der betrieblichen Frucht-
folge auch die Kombination der weite-
ren möglichen Ackerfrüchte auf dem
jeweiligen Standort maßgeblich.
Zunächst stehen hier die Früchte
mit den höchsten erwarteten De-
ckungsbeiträgen an vorderster Stelle.
Lässt man Spezialkulturen und Mais
außer Acht, die durch einzelbetriebli-
che Schwerpunkte meist vorrangig
eingeplant sind, steht nach der Zucker-
rübe der Winterraps als leistungsstar-
ke Blattfrucht in der engeren Auswahl,
dann folgt als Halmfrucht der Winter-
weizen. In den letzten Jahren kommt
auch die Wintergerste wieder häufiger
auf die Anbauliste.
Um die betriebswirtschaftlichen
Aspekte in Zuckerrübenfruchtfolgen
zu beleuchten, sollen exemplarisch
zwei praxisübliche Anbaufolgen, das
heißt die vierjährige Fruchtfolge
„Zuckerrüben – Winterweizen – Win-
terraps – Winterweizen“ und der drei-
jährige Wechsel „Zuckerrüben – Win-
terweizen – Wintergerste“ einander ge-
genübergestellt werden. Neben dem
Tabelle 1: Relative ackerbauliche Vorzüglichkeit:
Zwei Fruchtfolgen im Vergleich
Fruchtfolge:
ZR-WW-Raps-WW ZR-WW-WG
Arbeitswirtschaft/-spitzen
+++
Nematodenbelastung
+
Raps-Verunkrautung
++
Vorfruchtwirkungen
+
Erntesicherheit
+
Deckungsbeitrag
+*
+*
Vorzüglichkeit: + = gering; ++ = mittel; +++ = hoch
* abhängig von Standort und aktueller Marktpreisrelation
Bewertung nach eigenen Einschätzungen
aus Erträgen und Kosten resultieren-
den Deckungsbeitrag werden auch die
arbeitswirtschaftliche Beanspruchung,
das Nematoden- und Unkrautmanage-
ment sowie Vorfruchtwirkungen und
verschiedene Risiken bei Ertrag und
Qualität betrachtet (siehe Tabelle 1),
die wirtschaftlich von ähnlich starker
Bedeutung sein können.
Arbeitsspitzen
Für die Arbeitserledigung ist vor allem
die betriebliche Arbeitsspitze in den
Sommermonaten zu betrachten. Wäh-
rend bei der vierfeldrigen Fruchtfolge
die Ernte von 75 % der Betriebsfläche
und die Rapsaussaat mit 25 % Flächen-
anteil in einem sehr engen Zeitfenster
mit höherer Schlagkraft zu bewältigen
sind, erlaubt die dreifeldrige Bewirt-
schaftung eine zeitlich gestaffelte Ab-
folge der Gersten- und Weizenernte (je
33 % Fläche) und eine zeitlich ent-
spannte Aussaat der Gerste im Sep-
tember.
Nematodenbelastung
Bei beiden Fruchtfolgen ist in Be-
fallslagen die Kontrolle des zysten-
bildenden Nematoden Heterodera
schachtii ein wichtiges, aber be-
herrschbares Thema. Der Einsatz ne-
matodentoleranter Zuckerrübensorten
ist dabei vor allem in der vierjährigen
Rapsfruchtfolge erforderlich, in der au-
ßerdem der Ausfallraps als Wirtspflan-
ze rechtzeitig bekämpft werden muss,
um die Nematodenvermehrung zu ver-
ringern.
Neben der Ausfallrapsbekämpfung
im Herbst ist der Raps auch als auftre-
tendes Unkraut in den Folgekulturen
zu berücksichtigen. Im Getreide weni-
ger ein Problem, etabliert sich der
Raps schnell als hartnäckiger Bestand-
teil der Unkrautgesellschaft in Zucker-
rüben und erfordert dort einen zusätz-
lichen Herbizidaufwand, der sich
schnell auf über 50 €/ha zusätzlich
summieren kann.
Zwischen Gerste und Rübe sind die
Voraussetzungen für ein Gelingen des
Zwischenfruchtaufwuchses günstiger
als nach Weizen. Der Winterweizen
profitiert von der Vorfrucht Winterraps
etwas stärker als von der Zuckerrübe.
Erntesicherheit
Durch den unterschiedlichen Ernte-
termin von Wintergerste und Winter-
Für die Liefer-
mengenplanung
sollten die Ergeb-
nisse der letzten
drei bis fünf Jahre
herangezogen
werden.
Foto:
Twan Wiermans
Mit den neuen Lieferverträgen gibt es neue Spielräume für eine Ausdehnung des
Zuckerrübenanbaus, die Fruchtfolgegestaltung und die Mengenplanung.