26.04.2017

17 - Transport mit Tierschutz

Wie schlecht der Tierschutz in EU-Drittländern läuft, machte ein NDR-Bericht über Tiertransporte deutlich. Trotzdem zieht niemand den Rückschluss, dass die deutschen und europäischen Tierschutzstandards hoch sind. Noch ein Grund mehr, für regionale Strukturen zu werben.

Nur eine Gesellschaft, die regionale Strukturen erhalten will und nicht über Transporte in Drittländer schimpfen sollte, kann die Landwirtschaft in der Region fördern.

Ein Bericht des NDR-Magazins Panorama 3 sowie der Süddeutschen Zeitung über Tiertransporte sorgte in der vergangenen Woche für viel Aufregung. Gezeigt wurde das Verladen von 1 700 Rindern im kroatischen Hafen Raša auf ein Schiff. Die Tierschutzorganisation „Animal Welfare Foundation“, die das Videomaterial produziert hat, kritisierte den Einsatz von Elektro-Viehtreibern, Überbelegung, Temperaturen von über 30 Grad unter Deck, Stehen im eigenen Kot und fehlende medizinische Versorgung. Das Empörende war auch: Kühe aus Deutschland, aus Ostfriesland, befanden sich unter den Tieren. In Ungarn habe die EU-Kontrolle geendet (siehe S. 10).

Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer wies gegenüber dem NDR da­rauf hin, dass man Probleme mit Tiertransporten außerhalb der EU habe. Daher fordert er eine strengere Kontrolle durch Bund und EU. Hier scheint einer die Verantwortung auf den anderen abzuschieben. Dabei kennen die Behörden ja die Zielorte der Transporte. Eigentlich kann sich hier niemand he­rausreden, dass er nicht zuständig ist. Kann man Transporte in Drittländer verhindern? Das fordert der Deutsche Tierschutzbund. Dies steht aber ganz klar im Konflikt zum europäischen Binnenmarkt und dem globalisierten Handel.

Vielmehr müssten die deutschen Standards weltweit umgesetzt werden! Mit seiner Initiative „Wir transportieren Tierschutz“ informiert der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) seit einigen Jahren über deutschen Tierschutz bei Tiertransporten. Anhand eines begehbaren Tiertransporters erklären Experten, warum die Tiere auf dem LKW eng stehen, wie die Transporte kontrolliert werden, warum kein Zugang zu Futter und Wasser vorhanden ist. Auch über die vorgeschriebene Höchstdauer der Transporte wird informiert. Vor über zehn Jahren verankerte Deutschland übrigens als erster EU-Staat den Tierschutz im Grundgesetz. Seitdem setzen deutsche Bauern international Maßstäbe für den Tierschutz. Heute geht es den Tieren wesentlich besser als noch vor 30 Jahren. Dabei wird der Tierschutz immer weiterentwickelt, sobald neue wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen.

Hier im konkreten Fall muss man auf die EU-Tiertransportverordnung hinweisen. Die muss natürlich eingehalten werden! In Deutschland muss der Amtsveterinär am Verladeort die Bedingungen des Transportes – Transportroute, Rastzeiten, Entladezeiten – kontrollieren. Bei der Verladung auf ein Schiff muss der vor Ort ansässige Amtsveterinär dafür sorgen, dass die Tiere bei der Verladung auf das Schiff alle Anforderungen, die gesetzlich gegeben sind, erfüllen.

In Nordrhein-Westfalen werden kaum Tiere über Langstrecken lebend transportiert. Die Schlachthöfe befinden sich überwiegend noch in der Region. Dies sollte auch so bleiben! Um für regionale Strukturen und regional erzeugte Lebensmittel zu werben, werden die rheinischen Bauern am Mittwoch dieser Woche in Krefelds Innenstadt ziehen und die LZ wird berichten. Nach dem Motto „Wir machen deinen Sommer“ bieten sie bei gegrilltem Gemüse und Fleisch sowie vielen verschiedenen Tomatensorten zum Probieren Informationen zur Landwirtschaft an. Bäuerinnen, Bauern und Landjugendliche stehen den Verbrauchern Rede und Antwort. In ganz Deutschland findet diese Aktion in 55 Städten statt. Und mit Regionalität hat man wirklich viele Vorteile auf seiner Seite: Eben kurze Transportwege, dadurch auch eine geringe Klimabelastung, Nachhaltigkeit, Frische, kontrollierte Sicherheit, hohe Standards und Förderung regionaler Strukturen. Kurze Lagerzeiten erhalten Frische und Qualität.

In Deutschland produzierte Lebensmittel unterliegen strengen Richtlinien und Kontrollen. Die Bauern dürfen nicht aufhören, auf die Qualität ihrer regional erzeugten Produkte hinzuweisen. Sie müssen deutlich machen, dass ihre Tiere nicht per Schiff in die Ladentheke kommen. Nur eine Gesellschaft, die regionale Strukturen erhalten will und nicht über Transporte in Drittländer schimpfen sollte, kann die Landwirtschaft in der Region fördern. Denn an den gesetzlichen Regelungen  in Drittländern kann man schwerlich mitbestimmen, an den heimischen schon.