12.05.2021

Die Nase in den Wind halten

Foto: Elena Peters

Jetzt stand ich also im Frühjahr 2019 mit meinem eingetüteten Bachelortitel vor der Entscheidung: Was nun? Ich hatte zwei Optionen: Entweder direkt in den Betrieb meiner Eltern einsteigen und damit der Entscheidung einer möglichen Übernahme aktiv entgegengehen oder aber die Nase noch einmal in den Wind halten. Noch mal mindestens einen anderen Betrieb kennenlernen, erfahren, wie andere Selbstständige führen und ihre operativen sowie strategischen Entscheidungen treffen. Also im besten Fall lernen, wie das, was ich gerade theoretisch im Studium gelernt hatte, praktisch in anderen Betrieben umgesetzt wird. Aber das direkt im eigenen Betrieb? Hatte ich doch gerade erst dieser tollen Stadt Münster den Rücken gekehrt, hatte meine erste eigene – richtige – Wohnung im Nachbardorf bezogen und musste mich erst einmal selbst finden – da wäre die volle Dröhnung Familie und Unternehmen in Form eines Vollzeiteinstiegs wohl nicht sonderlich hilfreich gewesen. So begab ich mich also auf die Suche nach einem Betrieb, der möglichst ähnlich aufgestellt ist wie unserer – eben familiär, regional und authentisch.

All dies fand ich in einem familiengeführten Betrieb, der zwar ebenfalls am Niederrhein, aber gut eine Stunde Fahrzeit von meiner neuen Wohnung entfernt war. Ja, man mag es kaum glauben, aber auch der Niederrhein ist weit! Ich hatte mir von dieser Zeit viel erhofft, so dass ich bereit war, den Preis der Stunde Fahrzeit zu zahlen. Ich wusste von Anfang an (und das habe ich auch meinem neuen Chef gegenüber von Beginn an offen kommuniziert), dass diese Anstellung nur eine Zwischenetappe für mich sein würde. Mein Plan war, dort rund ein Jahr zu arbeiten, Erfahrungen zu sammeln, die ich bei meiner Entscheidung berücksichtigen konnte. Mit diesem Wissen war für mich eben auch die lange Fahrstrecke zu ertragen. Wobei, ich bin ehrlich, an manchen Tagen habe ich es gehasst – auch wenn ich es lieeeebe, lange Autostrecken zu fahren. Aber gut, das ist ein anderes Thema.

Der andere Betrieb hatte ebenfalls mehrere Standbeine: Gastronomie, einige Gästezimmer und viele Events (überwiegend Hochzeiten, was für eine junge Frau natürlich ein Traum ist – zwinker). Was mich besonders an diesem Betrieb gereizt hat, war jedoch etwas anderes: die Erweiterung durch die Eröffnung eines Hotels am gleichen Standort mit 30 Zimmern und einem kleinen, aber feinen Wellnessbereich. Wann kann man schon einmal miterleben, wie ein Hotel eröffnet wird, und  erfahren, worauf man bei einer solchen Eröffnung und natürlich im danach folgenden laufenden Betrieb achten muss?

Somit lagen spannende Monate vor mir.

Christina Ingenrieth


 

 

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