06.06.2023

Erstes RhLV-Erzählcafé zum Thema Geburt im ländlichen Raum

Foto: RhLV

Es gibt Themen, über die viele Menschen nicht gerne öffentlich sprechen. Doch gerade diese sensiblen Themen sind es oft, bei denen ein Austausch mit anderen besonders guttut. Darum startete der Rheinische LandFrauenverband (RhLV) in eine neue Veranstaltungsform, ein digitales Erzählcafé zum Thema „Runde Geburt im ländlichen Raum“. Dieses bundesweite, sonst auch in Präsenz stattfindende Format vom Verein Hebammen für Deutschland ist entstanden, um das Dilemma der heutigen Geburtshilfe deutlich zu machen und um gleichzeitig etwas Positives, Stärkendes dagegenzusetzen. Die Initiative setzt sich für den Erhalt individueller Geburtshilfe ein, die gerade auch für werdende Mütter in ländlichen Regionen wichtig ist.

Zuhören, sich austauschen und vonei­­nan­der lernen waren die Ziele dieses ersten Erzählcafés am 23. Mai, zu dem sich 24 Teilnehmerinnen angemeldet hatten und das Teil der diesjährigen Aktionstage des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv) unter dem Motto „zukunft_Land – Das Wir im Blick“ war. „Onlineformate können wir Landfrauen inzwischen!“, unterstrich RhLV-Präsidentin Jutta Kuhles in ihrer Begrüßung. Ob Kaffee, Wasser oder Wein, „besorgt euch noch schnell, was ihr braucht, um die eineinhalb Stunden durchzuhalten“, machte sie Mut, das entspannte Flair eines Cafés auch zu Hause vor dem Bildschirm einziehen zu lassen. Es sollte ein gemütlicher Abend werden, der in einem geschützten Rahmen die Möglichkeit für große Offenheit und ehrlichen Austausch bot.

Das gelang vor allem auch, weil Indra Torres, RhLV-Interimsgeschäftsführerin und Geschäftsführerin für die Kreisgeschäftsstellen Rheinkreis Neuss, Rhein-Erft-Kreis und Rhein-Sieg-Kreis, als Mitmoderatorin und Initiatorin des Abends das Format nicht neu war und sie sich mit Mara Walz eine junge Vertreterin als Gesprächsgegenüber ausgesucht hatte, die offen über all die Chancen, Herausforderungen und persönlichen Erfahrungen berichtete. Die 32-Jährige leitet das Weingut Walz im baden-württembergischen Ensingen seit 2020 in einer GbR mit ihren Eltern und bekam im April 2022 ihr erstes Kind.

In verschiedenen Gesprächsblöcken gab die junge Mutter authentisch wieder, was sie erlebt hatte – wie das Leben als „Mara vor vier Jahren“ war, was ihr in der Schwangerschaft gutgetan, welche Unterstützung sie wie bekommen hatte, wie Geburt und Wochenbett verlief, und was sie sich für Mütter in der Landwirtschaft wünscht. Ihre klaren Worte machten auch den anderen Teilnehmerinnen Mut, über ihre Erfahrungen – ganz aktuell oder schon vor einigen Jahren – zu sprechen. Wie es sich beispielsweise anfühlt, ziemlich alleine mit dem Baby zu sein, weil die eigene Familie weit weg, die Schwiegerfamilie noch nicht sehr vertraut und der Mann – weil Erntesaison ist – kaum zu Hause ist. „Die eigene Mutter ist einem dann doch näher als die Schwiegermutter“, war eine der Feststellungen.

Mehr in LZ 23-2023 ab S. 48