Hanf anbauen?
Verglichen mit einer landwirtschaftlichen Hauptkultur wie Weizen ist der Nutzhanfanbau in Deutschland verschwindend gering. 2022 belief er sich auf 6 943 ha. Allerdings stieg die Anbaufläche in den vergangenen Jahren kontinuierlich an.
Zusätzlich steigt auch die Bedeutung von Hanf erheblich, denn die Bundesregierung betitelt Nutzhanf als „Material der Zukunft“. Allerdings reglementieren die politischen Rahmenbedingungen den Anbau derzeit sehr stark. Ausschließlich landwirtschaftlichen Betrieben ist der Anbau gestattet. Zudem dürfen nur zugelassene Sorten verwendet werden und der Nachbau ist verboten. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung kontrolliert den Anbau: Beispielsweise darf der THC-Gehalt maximal 0,3 % betragen. Außerdem muss der Anbau dort gemeldet werden wie auch der Blühbeginn der Pflanzen und die Ernte darf erst nach der Freigabe erfolgen.
Welche Vorteile?
Die Vermarktung ist derzeit deutschlandweit aufgrund der gesetzlichen Auflagen ein weiteres Hindernis, da es wenig verarbeitende Betriebe gibt und die Transportwege oftmals lang sind.
Trotz der strengen Reglementierung ist der Anbau für die Landwirtschaft durchaus interessant, da der Nutzhanf anspruchslos ist, einen hohen Vorfruchtwert sowie eine hohe Selbstverträglichkeit besitzt und zum Bodenleben durch eine tiefe Durchwurzelung beiträgt. Daneben ist die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln nicht erforderlich und es sind derzeit keine Schädlinge bekannt.
Was wird genutzt?
Unterschieden wird zwischen Faser- und Körnerhanf. Faserhanf wird von Mitte März bis Mitte April ausgesät und zeichnet sich durch eine Wuchshöhe von bis zu 5 m und einen schwach ausgebildeten Blüten- sowie Blattansatz aus. Geerntet wird dieser ab Ende Juli. Anschließend werden die Fasern für Textilien, Baumaterialien, Papier oder auch als Brennstreu genutzt. Dagegen wird der Körnerhanf von Ende April bis Anfang Mai gesät und ab September geerntet. Dieser zeichnet sich durch eine reichere Blüte, einen breiteren Wuchstyp sowie eine geringere Wuchshöhe aus. Die Nüsse finden Verwendung in der Ölgewinnung, in Müsli-Zusätzen oder in der Herstellung von glutenfreiem Mehl.
Öllieferant
Hanfnüsse gelten als Superfood und werden vermehrt für die Speiseöl-Herstellung genutzt. Hanföl besitzt einen nussigen Geschmack und ein besonders gutes Fettsäureprofil. Unter anderem sind gamma-Linolensäure sowie wichtige Aminosäuren enthalten. Die Pressung des Öls erfolgt durch ein schonendes Kaltpressverfahren. Durch das Verfahren ist das Öl sehr gesund, da alle Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Als Nebenprodukt der Pressung entsteht der Presskuchen, der aufgrund des hohen Nährwerts in der Tierfütterung eingesetzt werden kann.
Die Kultur Hanf besitzt ein wachsendes Potenzial, ist aktuell aber noch eine Nischenkultur. Damit die Anbauzahlen des Nutzhanfs weiterhin steigen, sei eine Lockerung der politischen Rahmenbedingungen sowie der Ausbau der Verarbeitungsmöglichkeiten essenziell.
Lina Tiemann