02.07.2020

„Ja“ gesagt!

Da stehe ich nun: Es ist der 1. Juli 2020. Ich hatte also nun fast drei Jahre, 1 003 Tage, 24 072 Stunden und noch mehr Minuten Zeit, eine Antwort auf die Entscheidungsfrage „Hofübernahme: Ja oder Nein?“ zu finden. Laut unserer Beraterin der Landwirtschaftskammer NRW, mit der wir gemeinsam diesen Prozess im Oktober 2017 begonnen haben, ausreichend Zeit, um mich selbst hinterfragen zu können. Denn wie bereits erwähnt, war die Hofübernahme lange kein Thema für mich. Drei Jahre, in denen ich, wie im letzten Beitrag zum Schluss erwähnt, viele Erfahrungen sammeln und Erkenntnisse gewinnen konnte. Drei Jahre aber auch, die mich stets gefördert und bis zum Schluss gefordert haben. Und so ist die Entscheidung gefallen: Ich habe „Ja“ gesagt – der Genholter Hof wird von mir als Nachfolgerin übernommen und in die nächste Generation geführt!

Immer noch kriege ich ein bisschen Gänsehaut, wenn ich die Worte „Nachfolgerin des Genholter Hofes“ vor mir sehe. Denn schließlich ist es ein großer Schritt, die Hofübernahme anzutreten – sei es mit oder ohne dreijährigem Entscheidungsweg. Und bei diesem Schritt wird auch stets die Unsicherheit mit mir unterwegs sein, passiert doch nun so einiges – mit einem persönlich wie auch mit dem Hof selbst. So ist nämlich eines mir und auch meinen Eltern ganz klar: Für einen GeHo 2.0 (so wird die Zukunft unseres Genholter Hofes liebevoll von uns genannt) werden Änderungen kommen müssen. Auch hier bin ich meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mir stets mitgegeben haben und es bis heute noch tun, dass der jetzige Genholter Hof auf sie beide zugeschnitten ist, ich aber meine Handschrift einbringen kann und zwangsläufig auch muss. Schließlich ist das Ziel, dass ich (weiterhin) sehr, sehr gerne auf diesem Hof arbeite – und dafür werde ich mich noch mehr mit „meinem“ Hof identifizieren müssen. Das soll in keinem Fall heißen, dass ich es aktuell nicht tue. Jedoch ist es wohl ganz natürlich, dass die nachfolgende Generation ihre eigenen Akzente setzt und manche Entscheidungen trifft, die die Elterngeneration so nicht getroffen hätte. Sodass ich mich also, trotz Unsicherheit, die mich eher anspornt als zurückhält, bewusst für die Nachfolge entschieden habe.

Häufig werde ich im Freundes- und Bekanntenkreis aktuell gefragt, was mich nun final zu dieser Entscheidung gebracht habe. Und ich glaube, es war eine Mischung: die Mischung aus interessantem Meinungsaustausch mit Beratern, Eindrücke von Reisen, etwa nach Südtirol, wo sich auch kleine Familienbetriebe zu vermarkten wissen, und aus dem theoretischen Input mithilfe von Podcastfolgen oder Büchern. Welche Erkenntnisse ich auf diesem Weg gesammelt habe und wie ich diese für mich als Motivator nutzen konnte, berichte ich in den kommenden Beiträgen.

Christina Ingenrieth


 

 

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