09.04.2021

Jeder Generationenwechsel braucht Regeln!

Foto: Elena Peters

In der heutigen Kolumne wird es ganz exklusiv: Sie, lieber Leser, erhalten hiermit einen kurzen Einblick in mein Fazit, ohne meine Bachelorarbeit von 50 Seiten lesen zu müssen.

Durch die unterschiedlichen Personen in den Systemen Familie und Unternehmen, kommt es zwangsläufig zu Überschneidungen von unterschiedlich herrschenden Werten. Diese Überschneidungen können positiv wie auch negativ zugleich sein. Insbesondere dann, wenn die Familie, so wie bei mir, sich in einer Situation befindet, die nicht alltäglich ist: dem Generationenwechsel! Auf unserem Betrieb findet dieser zum ersten Mal statt, sodass noch keine Regeln oder Ähnliches festgelegt worden sind, um diesen Prozess zu erleichtern. Und damit sind wir schon bei einer der wichtigsten Erkenntnisse: Es braucht Regeln! Denn jeder Prozess erfordert Rahmenbedingungen, die ein Miteinander erleichtern. Wichtig ist dabei, dass diese Regeln für den Prozess von allen gemeinsam erarbeitet werden. Bedeutet, dass meine Eltern als abgebende Generation, meine Schwester als weichende Erbin und ich als übernehmende annehmende Generation gemeinsam Regeln erarbeiten. Dabei sollten mögliche Konfliktherde, also Situationen, die zu Streitigkeiten führen könnten, aufgedeckt werden. Es sollen also alle für den Umgang miteinander sensibilisiert werden. Dies stellt eine Art der Streitvermeidung (Prävention) dar, denn durch diese Vorgehensweise versucht man, es gar nicht erst zu einem Streit kommen zu lassen.

 

Was jedoch tun, wenn der Streit schon längst entfacht ist? Wenn ich in Stresssituationen nicht mehr erkennen kann, ob meine Mutter oder meine Chefin mit mir spricht? Meist hilft dann, eine neutrale Person hinzuzuziehen, die ein klärendes Gespräch zwischen allen Beteiligten moderiert. Wichtig ist, dass die Person wirklich neutral ist und keiner der beteiligten Parteien näher- und damit einer Klärung im Weg steht. Solche Moderatoren lassen sich meist über die IHK oder über die jeweiligen Landwirtschaftskammern finden. Entscheidend ist, dass frühzeitig ein Bewusstsein für die Bedeutung eines geregelten Generationenwechsels und die damit möglicherweise einhergehenden Rollenkonflikte geschaffen wird. Ich kann Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass diese Sensibilisierung nicht immer funktionieren wird. Gerade in stressigen Zeiten, in der der „Mob tobt“ und alle auf dem Zahnfleisch gehen, wird es schwierig, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen und zu versuchen, zu verstehen, aus welcher Rolle gerade agiert wird. Gehen Sie dann aber nicht zu hart mit sich ins Gericht, das ist völlig normal! Ich wünsche Ihnen bei dem Hineinversetzen in den jeweils anderen viel Erfolg und wie gesagt: Bleiben Sie realistisch, es kann nicht immer alles nach den Regeln gehen!   

Christina Ingenrieth