15.03.2023

Nicht nur wissen, auch tun

Foto: Elena Peters

Wie angedeutet, geht der Generationswechsel auf unserem Hof nun so richtig los. Und da diese Kolumne davon lebt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und Ihnen ehrliche und authentische Einblicke in unseren Hofalltag geben soll, berichte ich Ihnen nun von unserer Achterbahnfahrt der Gefühle. Vorweg möchte ich betonen, dass ich mich in der glücklichen Situation befinde, einen wirtschaftlich gut laufenden Familienbetrieb übernehmen zu dürfen, der aus den Vorstellungen und Wünschen meiner Eltern gewachsen ist. Sie haben gemacht, was nötig war, um Geld zu verdienen, und hatten dabei das Glück, dass es ihnen Spaß gemacht hat. Was es wiederum noch erfolgreicher gemacht hat. Sie haben den Betrieb langsam entwickelt und sind mit ihm gewachsen. Was es für mich ungleich schwieriger macht. Gleiches gilt für den Hof, den mein Freund Philipp von einem Ehepaar im 40 km entfernten Dorf übernimmt. Hinzu kommt, dass meine Situation, Denkweise und Vorstellung der Selbstständigkeit, verbunden mit dem Wunsch nach einem gemeinsamen (Familien-)Leben mit Philipp, sich von den Vorstellungen der abgebenden Generation unterscheiden.

Es ist das eine, im Hinterkopf zu wissen, dass es he­­rausfordernd wird, eine Beziehung zu führen und zwei Betriebe zu leiten, die so weit vonei­­nan­der entfernt liegen. Das andere aber, dies auch einmal auszusprechen und nach einer Lösung zu suchen. Denn der GeHo hat sich in den letzten 30 Jahren sehr vielfältig entwickelt und steht heute für viele verschiedene Zweige unter einem starken Dach. Diese Vielfalt ist jedoch von meinen Eltern geprägt und auf ihre Stärken zugeschnitten. Deswegen sagen sie mir heute häufig, dass ich ihn so verändern kann, dass er zu mir/uns passt. Aber nur allein dies zu wissen, reicht leider nicht aus, um auch ins Tun zu starten.

So kam es, dass es zuerst zwischen meinen Eltern und mir und einige Wochen später auch zwischen Philipp und mir ziemlich ungemütlich wurde. Mehrere Fragen, die uns sehr verunsicherten, sind hochgekocht: Wie soll und kann der GeHo sich betrieblich verändern? Wo sehe ich mich und meine Stärken, die ich künftig im GeHo ausspielen möchte? Möchte ich mich in Zukunft verstärkt im Fachausschuss der Unternehmerinnen des DBV oder bei den Jungen Landfrauen Viersen engagieren, sodass mein Alltag entsprechend flexibel sein muss? Genauso groß und bedeutsam waren aber auch Fragen rund um das künftige Zusammenleben mit Philipp: Wo soll unser Lebensmittelpunkt entstehen? Wie soll der Alltag von Philipp und mir überhaupt aussehen? Reicht uns ein gemeinsames Abendessen?

Ob und wie wir Antworten auf diese Fragen gefunden haben, löse ich gerne in der nächsten Kolumne auf.

Ihre Christina Ingenrieth