27.09.2023

Studie: Nachteile klar, Vorteile vage

Foto: landpixel

Ein pauschales Verbot des chemisch-synthetischen Pflanzenschutzes in sensiblen Gebieten wird zu Ertragsverlusten und Einbußen für landwirtschaftliche Betriebe führen ohne nennenswerten Mehrwert für die Biodiversität. Das geht aus vorläufigen Ergebnissen einer Studie hervor, die vergangene Woche veröffentlicht und vom wissenschaftlichen Beratungsunternehmen HFFA Research im Auftrag der BASF SE erstellt wurde. In dieser werden mögliche Auswirkungen des Vorschlags der EU-Kommission zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) auf die Produktivität und Biodiversität in Deutschland auf nationaler und einzelbetrieblicher Ebene untersucht. Die Metastudie kommt zu dem Schluss, dass die explizite Wirkung einer geringeren oder keiner Anwendung bestimmter Pflanzenschutzmittel auf die Biodiversität nicht ausreichend mit wissenschaftlichen Studien und empirischen Erkenntnissen belegt ist. Die beiden gefundenen Studien zum Ackerbau stellten zudem nur geringe Effekte fest.

Da die Definition von „sensiblen Gebieten“ bisher unklar ist, geht die Studie von zwei Szenarien aus: wenn nur Natur- und Wasserschutzgebiete als solche deklariert wären oder wenn zusätzlich Landschaftsschutzgebiete dazu zählen würden. In letzterem Fall wären Noleppa zufolge in Deutschland rund ein Drittel aller Ackerflächen betroffen. Auch bei den Ertragsverlusten, die aufgrund des Verzichts auf Pflanzenschutzmittel zu erwarten seien, schwankten die Zahlen. Die Analyse komme aber zu dem Fazit, dass die Betriebe im Mittel mit 30 % weniger Ertrag rechnen müssten. Aus den Flächen- und Ertragseffekten ergäben sich deutliche Produktionsausfälle von bis zu 10 %, die jedoch stark von den angebauten Kulturen abhingen. Im Rahmen der Studie wurde zudem betrachtet, wie Einzelbetriebe konkret betroffen wären. Hier waren bisher zwei von insgesamt sechs Betrieben ausgewertet worden. Laut dem Vorbericht müsste beispielsweise eine Agrargenossenschaft aus Brandenburg im schlimmsten Fall mit Gewinnrückgängen von bis zu 110 000 € rechnen. Das Unternehmen würde auch durch die politischen Vorgaben die Fruchtfolge verengen und mehr Flächen stilllegen, dann aber eher in Gebieten, die laut SUR als sensible Gebiete gelten.

BASF zufolge sind pauschale Verbote nicht das Mittel der Wahl für mehr Biodiversität. Studienleiter Noleppa warnt sogar vor einem möglichen Rückgang. So würde bei abnehmender Wirtschaftlichkeit auch die Gefahr bestehen, dass Betriebe die freiwilligen Maßnahmen einschränken würden.