Trainee auf dem Hof
So lächelte mich nun mein selbst erarbeitets Visionsplakat für den GeHo 2.0 tagtäglich von meiner Wand an und forderte mich still dazu auf, die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Dieser Aufforderung ging ich dahingehend nach, als dass ich mich dazu entschied, weitere Erfahrungen zu sammeln, um eine wirklich fundierte Entscheidung – für oder gegen eine Hofnachfolge – tätigen zu können.
Und wie geht das während eines Studiums besser als in einem sogenannten Urlaubssemester? Hier kann die frei verfügbare Zeit nämlich für wirklich wichtige Dinge im Leben genutzt werden. So packte ich meine Sachen, zog wieder in mein Kinderzimmer im beschaulichen Brüggen und befand mich mitten in der Vorbereitung für die anstehende Spargelsaison. Und all das nun in einer anderen Position als sonst – nämlich als Vollzeit-ANGESTELLTE!
Damit die Zusammenarbeit, ich nun als Vollzeitangestellte und meine Eltern jetzt als meine Chefs, funktionieren konnte, hatte Yvonne mir ans Herz gelegt, vorab Aufgabengebiete und Zuständigkeitsbereiche innerhalb des GeHos klar abzusprechen. So konnten mögliche Streitherde schon vorab ausgeschaltet und die Kräfte für die wirklich anstrengendste Zeit im Jahr gebündelt werden. Diese Absprache haben wir dann anhand einer Art Workshop durchgeführt, den meine Schwester Kathrin mit uns gemacht hat. Sie war glücklicherweise aufgrund eines Praktikums in der Nähe zum GeHo und konnte meinen Eltern und mir den Weg zum gemeinsamen Leben und Arbeiten ebnen.
Zu dessen Vorbereitung sollten meine Eltern und ich jeweils getrennt Fragen wie „Was erhoffst du dir von der Zeit im Genholter Hof?“/“Was erhofft ihr euch von Christinas Zeit im Genholter Hof?“, „Was macht dir/euch Angst?“ oder „Was muss passieren, damit die nächsten Monate für dich/euch erfolgreich verlaufen?“ beantworten. Zuerst war ich unsicher, ob meinen Eltern das zu viel neumodischer Kram sein könnte und ich doch lieber einfach arbeiten sollte. Aaaaber zu meiner Überraschung war es ihnen ebenfalls wichtig, organisiert und einigermaßen reflektiert in die gemeinsame Zeit zu gehen (Danke dafür liebe Mama, lieber Papa – ähm – liebe Chefs). Profitieren konnten wir nur alle gemeinsam davon. Denn je sicherer ich in meiner Entscheidungsfindung wurde, desto einfacher würde mir diese doch fallen, oder?
Die im Vorfeld beantworteten Fragen, hat Kathrin dann ausgewertet und so ausgearbeitet, dass sie uns die eigenen Erwartungen und die der anderen Seite anschaulich präsentieren konnte. Dazu haben wir uns zu viert zusammengesetzt und die Auswertung besprochen. Ziel des Ganzen war es, dass alle Beteiligten die Ansichten der andreren Seite kennen- und verstehen lernen konnten.
Christina Ingenrieth