13.09.2023

Vertrauen in Unternehmer

Foto: imago/Future Image

Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) sorgt sich um die Zukunft des Agrarstandorts Deutschland. Eine ökologisch nachhaltige und ökonomisch wettbewerbsfähige Land- und Ernährungswirtschaft gehe nicht mit „planwirtschaftlicher, hyperbürokratischer Feinsteuerung, die eine ganze Branche unter Generalverdacht stellt“, sagte DLG-Präsident Hubertus Paetow bei der Eröffnung der DLG-Unternehmertage am Mittwoch vergangener Woche in Magdeburg. Er warnte davor, die bewährten Erfolgsfaktoren der hiesigen Agrarwirtschaft infrage zu stellen, nämlich ein hohes Maß an Innovationskraft und eine hohe Produktivität.

Der DLG-Präsident bezeichnete einen starken Agrarsektor mit wettbewerbsfähiger Produktion als Voraussetzung, um Unabhängigkeit in der Daseinsvorsorge sicherzustellen. Nicht funktionieren werden Paetow zufolge Konzepte, nach denen sich Zielkonflikte zwischen Produktivität und Ressourcenschonung mit einer Abkehr vom technischen Fortschritt lösen ließen. „Gerade für die Bewältigung dieser Zielkonflikte braucht es den ganzen Werkzeugkasten der Innovation, und eben keine politische Angstbewirtschaftung durch die Erfindung immer neuer vermeintlicher Risiken der modernen Agrarproduktion“, mahnte der DLG-Präsident und kritisierte die Tendenz, mit einer Überbetonung des Vorsorgeprinzips Innovationen im Keim zu ersticken: „Was wir gerade in der Politik bei Pflanzenschutz und Züchtungstechnologien am Standort Deutschland erleben, ist das Gegenteil von Vorsorge im Sinne nachhaltigen Fortschritts.“

Der DLG-Präsident betonte den Anspruch landwirtschaftlicher Unternehmen auf Sicherheit für ihre Investitionen. Dieser Anspruch dürfe allerdings nicht mit „Vollkaskoversicherung“ gleichgesetzt werden, die es in einem dynamischen Wirtschaftssystem nicht geben könne. Sicherheit meine in diesem Sinne nicht, dass jede Investition eine garantierte Verzinsung bis ans Ende ihrer Abschreibungszeit bringen müsse. Allerdings sollten sich investierende Unternehmen zumindest da­­rauf verlassen können, „dass die gesetzlichen Vorgaben eine Investition, zum Beispiel in eine tierwohlgerechte Stallanlage, nicht schon entwerten, bevor sie in Betrieb genommen werden kann“.

Paetow zufolge ist eine der Lehren aus der Coronapandemie und dem Ukrainekrieg, dass die globale Ausrichtung der Produktion nach reinen Kostenkriterien an ihre Grenzen gekommen ist. Je mehr die Kontrolle über den globalen Handel zu einem potenziellen Druckmittel werde, desto wichtiger erscheinen ihm Maßnahmen zur Absicherung. Dazu zählt der DLG-Präsident die Diversifizierung der Handelspartner, aber auch die heimische Erzeugung für mehr Unabhängigkeit. Eine „willkürliche Gestaltung von Produktionsstandards“, die zu einer Verlagerung der Erzeugung in andere Teile der Welt führe, dürfe man daher nicht „beliebig in Kauf nehmen“. Als eine Schlussfolgerung der von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufenen „Zeitenwende“ forderte Paetow politische Rahmenbedingungen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen fördern, anstatt sie zu behindern.

AgE