Zuckerrüben Journal Nr. 3/2015 - page 24

W
enn es nach der jüngst veröf-
fentlichten Richtlinie der Welt-
gesundheitsorganisation (WHO) geht,
soll der Energieanteil von „freien Zu-
ckerarten“ in der täglichen Ernährung
weniger als 10 % betragen. Unter „frei-
en Zuckerarten“ versteht die WHO als
Zutat eingesetzten Zucker in Lebens-
mitteln und Zucker in Honig, Sirup
und Fruchtsäften. Als „bedingte Emp-
fehlung“ legt die WHO sogar nahe, den
Verzehr von Zucker auf 5 % der Ener-
giezufuhr zu beschränken. Mit diesen
Empfehlungen will die Organisation
Übergewicht und Karies vorbeugen.
Es ist jedoch zu bezweifeln, dass die
Richtlinie tatsächlich zur Bekämpfung
von Karies und Übergewicht beitragen
wird.
Befolgt man die Empfehlungen der
WHO, so wäre bereits mit einem Glas
Fruchtsaft die 5- %-Marke ausgereizt.
Schlechte Karten hat, wer dazu zum
Frühstück ein Marmeladenbrötchen
und einen Kaffee mit Zucker möchte.
Ganz andere Meinungen
Die WHO-Empfehlung steht auch in
deutlichem Widerspruch zu den aktu-
ellen Empfehlungen wissenschaftli-
cher Einrichtungen: Die Deutsche Ge-
sellschaft für Ernährung (DGE) hat kri-
tisiert, dass wesentliche Fakten der
Übergewichts- und Kariesprävention
außer Acht gelassen wurden. Außer-
dem stellte die DGE klar, dass es keine
wissenschaftlichen Belege für eine fixe
Zucker-Obergrenze gibt. Dies ist auch
der Grund, weshalb sie sich für einen
moderaten Zuckerverzehr ausspricht.
Die Europäische Behörde für Le-
bensmittelsicherheit (EFSA) sieht nach
Begutachtung der wissenschaftlichen
Datenlage ebenso keinen Anlass, eine
Obergrenze für den Verzehr von Zu-
cker festzulegen. Sie empfiehlt ledig-
lich, dass Erwachsene wie auch Kinder
45 bis 60 % der täglichen Gesamtener-
gie als Kohlenhydrate zu sich nehmen
sollen. In diesem Referenzwert sind
Kohlenhydrate aus stärkehaltigen Nah-
rungsmitteln wie Brot, Kartoffeln oder
Nudeln ebenso enthalten wie Zucker.
Kariesprophylaxe braucht
kein Zuckerlimit
Die WHO-Empfehlung trägt auch kei-
neswegs dazu bei, das Kariesrisiko zu
senken. Nicht nur Zucker, sondern
auch stärkehaltige Lebensmittel wie
Brot, Reis und Kartoffeln wirken kario-
gen. Was die WHO auch völlig außer
Acht lässt, ist zudem, dass nicht die
Menge, sondern die Häufigkeit des täg-
lichen Verzehrs von zucker- und stär-
kehaltigen Lebensmitteln das Kariesri-
siko erhöhen kann. Dagegen hat sich
herausgestellt, dass eine gute Mundhy-
giene und die Verwendung von fluori-
dierter Zahnpasta wirkungsvoller sind
als alle Ernährungsempfehlungen.
Dies ist auch der entscheidende
Grund, warum die Zähne der Deut-
schen immer gesünder werden. Trotz
gleichbleibenden Zuckerabsatzes pro
Kopf ist in den vergangenen 30 Jahren
die Karieshäufigkeit rapide gesunken.
Der Dreh- und Angelpunkt für
Übergewicht ist heute allgemein aner-
kannt: Es werden mehr Kalorien mit
der Nahrung aufgenommen als durch
körperliche Aktivität verbraucht. Über-
gewicht ist in vielen Fällen daher
schlicht die Folge unseres bewegungs-
armen Alltags.
Zucker Infodienst
Das nächste Zuckerrüben-
journal erscheint
am 17. Dezember.
Mitteilungen des Rheinischen
Rübenbauer-Verbandes e.V.
und der Bezirksgruppe Nordrhein des Vereins der Zuckerindustrie e. V.
Redaktion:
Natascha Kreuzer
(verantwortlich)
Rochusstraße 18
53123 Bonn
Telefon: (0228) 96499717
Fax: (0228) 96499718
E-Mail:
Rheinischer Rübenbauer-Verband e. V.
Telefon: (02 28) 65 25 34
Bezirksgruppe Nordrhein des
Vereins der Zuckerindustrie e. V.
Telefon: (02 21) 4 98 03 32
Redaktionsbeirat:
Heinrich Brockerhoff, Johannes Brünker,
Clemens Eßer, Dr. Helmut Esser, Dr. Bernd
Kämmerling, Dr. Peter Kasten
Verlag:
Rheinischer Landwirtschafts-Verlag GmbH
Rochusstraße 18, 53123 Bonn
Telefon: (02 28) 5 20 06-535
Fax: (02 28) 5 20 06-560
Satz:
Print PrePress GmbH & Co. KG
53340 Meckenheim
Druck:
L.N. Schaffrath Druck Medien
47594 Geldern
| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U | T E C H N I K
Z U C K E R
24
|
Zuckerrübenjournal
LZ 32 · 2015
WHO-Richtwerte zu Zucker unbegründet
1...,14,15,16,17,18,19,20,21,22,23 24
Powered by FlippingBook