Zuckerrüben Journal 04/2018

LZ 50 · 2018 Zuckerrübenjournal | 3 | Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K A K T U E L L E S | niedrigem, historisch schlechtem Ni- veau. Auch der Weltmarkt verspricht hier derzeit keine Entlastung. Der Kon- kurrenzkampf um Marktanteile auf dem europäischen Zuckermarkt tobt und viele der Akteure auf Seiten der Zuckerunternehmen scheinen dabei zu vergessen, dass dies bereits mittel- fristig ein Spiel mit dem Feuer sein kann. Zuckerrübenanbauer sind Acker- bauern, sie können Zuckerrüben an- bauen, müssen dies aber nicht. Rü- benanbauer sind Unternehmer, die auf Dauer nur diejenigen Kulturen in ih- rem Anbauportfolio halten können, mit denen sie Geld verdienen. Bietet der Rübenanbau keine ausreichende wirtschaftliche Perspektive mehr, wird er in Frage gestellt und vermutlich ein- geschränkt – mit unkalkulierbaren Fol- gen für den gesamten Sektor. Wichtig: Diese Aussage beschränkt sich keines- falls auf das rheinische Anbaugebiet, sondern betrifft die gesamte EU – ge- nau wie die Zuckerpreismisere. Politik duldet Wettbewerbsverzerrungen Die EU-Agrarpolitik trägt erhebliche Schuld an diesem Dilemma. Mit der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik 2013 ermöglichte sie es EU-Mitglied- staaten, ihren jeweiligen Rübenanbau durch gekoppelte Zahlungen spezi- fisch zu fördern. Elf von 19 EU-Mit- gliedstaaten nutzen mittlerweile diese Möglichkeit und fördern ihren So sah es von Juli bis September in weiten Teilen des rheinischen Anbaugebietes aus – Rüben mit weitestgehend vertrocknetem oder abgeworfenem Blattapparat. Fotos: Dr. Peter Kasten A n eine solche Konstellation aus an- haltender Hitze und Trockenheit kann sich niemand erinnern, auch nicht die Älteren. Leider ist die Witte- rung nicht die einzige Großbaustelle, mit der die Rübenanbauer und die ge- samte Zuckerwirtschaft derzeit zu tun haben. Die Gesamtsituation ist schwie- rig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Dass das Jahr 2018 für den Zucker- rübenanbau kein leichtes werden wür- de, zeichnete sich bereits mit der euro- paweiten Rekordernte 2017 ab. Aufge- sattelt auf eine EU-weite Anbauaus- dehnung führte die hohe Erntemenge gleich im ersten Jahr der neuen „Zeit- rechnung“ ohne Quoten und Rüben- mindestpreis zu Übermengen auf dem Zuckermarkt und in der Folge zu mas- sivem Preisdruck. Die Preisverhand- lungen zwischen dem Rheinischen Rübenbauer-Verband (RRV) und dem Hause Pfeifer & Langen (P&L) gestalte- ten sich dementsprechend schwierig und langwierig. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten stand der Vertragsrüben- preis Ende April noch nicht fest. Letz- ten Endes konnten wir mit dem Zucker- unternehmen einen Preis aushandeln, der zwar für viele Rübenanbauer er- nüchternd war, aber doch deutlich oberhalb der Marktrealität lag. Ange- sichts der großen Ernte bekam das Image der Rübe als wirtschaftlich bes- te Ackerfrucht zwar Schrammen, konnte die Position aber knapp halten. Ob diese Situation auch 2018/19 Be- stand haben kann, erscheint aktuell fraglich. Trotz der EU-weit deutlich ge- ringeren Ernte als im Vorjahr zeichnet sich auf dem EU-Markt im Hinblick auf die EU-Weißzuckerpreise noch keine Verbesserung ab. Die Preise liegen mit rund 350 €/t Weißzucker auf extrem Gutes Krisenmanagement ist gefragt Jedes Jahr ist anders. In besonderer Erinnerung bleiben einem Ackerbauern letztend- lich aber doch vor allem die Jahre mit extremer Witterung. 2003 war so ein Jahr, und auch die Jahre 1998, 1976 und wohl auch 1959. Das Jahr 2018 wird sich in die Liste der Jahre mit extremer Wetterlage einreihen. Bernhard Conzen

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