Zuckerrübenjournal 04/2013 - page 5

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A K T U E L L E S
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tiven Eigenschaften sind unter ande-
rem auch der Grund dafür, dass das
Angebot der Zuckerfabriken zum
Zeichnen von zusätzlichen Industrierü-
benverträgen sehr gut angenommen
wurde. Im Ergebnis wurden nochmals
etwa 10 % zusätzliche Mengen gezeich-
net, die dann auch im Anbaujahr 2014
zu einer entsprechenden Ausdehnung
der Anbaufläche führen werden. Um
die Planbarkeit dieser zusätzlichen
Mengen etwas besser abzusichern,
wurde mit dem Rheinischen Rüben-
bauerverband vereinbart, dass die
10 %-Begrenzung der Überschussrüben
zum Mindestpreis von 21,6 €/t auf 20 %
erhöht wurde. Dies gibt den Betrieben
die Sicherheit, dass die Überschussrü-
ben auch bei stärkeren Ertragsschwan-
kungen zu einem kalkulierbaren Preis
vergütet werden.
Marktplanung wird schwieriger
Diese positiven Entwicklungen können
aber nicht darüber hinwegtäuschen,
dass die Planbarkeit in Zukunft deut-
lich schwieriger werden wird. Mit
Wegfall der Quote kann jeder in Euro-
pa so viel Zucker produzieren, wie er
möchte und auch die Begrenzung der
Isoglukosemengen, einem Süßungsmit-
tel aus Getreide oder Mais, fällt weg.
Damit haben das bisherige Gleichge-
wicht und die gute
Planbarkeit keinen
Bestand mehr und es
muss uns gelingen,
die Wettbewerbsfä-
higkeit der rheini-
schen Zuckerwirt-
schaft so zu stärken,
dass wir diesen Her-
ausforderungen ge-
wachsen sind. Der
Wegfall der Mengen-
begrenzungen bietet auf der anderen
Seite auch Chancen dafür, zusätzliche
Märkte, die bisher nicht versorgt wer-
den konnten, zu beliefern. Dies gilt be-
sonders für die sich bietenden Export-
möglichkeiten, wobei hier die starken
und oft kurzfristigen Schwankungen
nur schwer mit einem anbaubedingten
Vorlauf von bis zu 18 Monaten in die
Anbauplanung aufgenommen werden
können. Hier ist seitens der gesamten
Zuckerwirtschaft Flexibilität gefordert.
Die besonderen Aussaatbedingun-
gen im Frühjahr haben den Landwirt-
schaftlichen Informationsdienst Zu-
ckerrübe (LIZ) herausgefordert, die
Wechselwirkung zwischen Priming,
Überlagerung und Triebkraft des Zu-
ckerrübensaatgutes genauer zu hinter-
fragen. Dazu laufen Untersuchungen,
die der Praxis bessere Anhaltspunkte
über die Saatgutqualität liefern sollen.
Von besonderer Tragweite für An-
bauer und Verarbeiter ist die Vermei-
dung von Rodeverlusten bei der Rü-
benernte. Gemeinsam mit den Roder-
herstellern wurde deshalb von LIZ
wieder ein Training zur Weiterbildung
der Roderfahrer veranstaltet, in die-
sem Jahr ergänzt durch Übungen zur
bestmöglichen Mietenanlage.
Mit der Ansprache der nachrücken-
den Generation junger Landwirte wird
durch Vorstellungen im Schulunterricht
und Einladungen von Schüler-/Studen-
tengruppen seit Jahren ein wichtiger
Kontakt zu Ausbildungseinrichtungen
gepflegt. In diesem Jahr wurde mit dem
Wettbewerb LIZ-Challenge 2013 eine
neue Kommunikationsplattform ge-
schafften, um zukünftige Rüben-
anbauer für den Rübenanbau zu moti-
vieren und sich auch im gegenseitigen
Wettbewerb dafür zu begeistern.
Neu entwickelt wurde in diesem
Jahr ein Programm zur Bewertung von
Anbausystemen für Zuckerrüben, das
die Entscheidungen zur Optimierung
von Bodenbearbeitungsverfahren zur
Zuckerrübe für den Praktiker vereinfa-
chen kann. Die rasch zunehmende Nut-
zung mobiler Endge-
räte in der Landwirt-
schaft ist für die Bera-
tung ein Segen, aber
auch eine Herausfor-
derung. So waren die
Aktivitäten auf allen
Feldtagen unter an-
derem darauf ausge-
richtet, den Nutzen
für den Rübenanbau
zum Beispiel durch
den Einsatz von Apps für die Bestim-
mung von Unkräutern oder Krankhei-
ten und Schäden zu vermitteln.
2013 kann somit mit Fug und Recht
als ein besonderes Jahr in die Zucker-
geschichte eingehen. Die Rübe konnte
vor allem in pflanzenbaulicher Hin-
sicht in diesem Jahr ihre Stärke zeigen.
Darum sollten wir gemeinsam die vor
uns liegenden Herausforderungen an-
nehmen und die bis 2017 verbleibende
Zeit nutzen, um intelligente und zu-
kunftsfähige Lösungen für unsere Re-
gion zu entwickeln.
Dr. Botho von Schwarzkopf
Pfeifer & Langen GmbH und Co. KG
Austausch mit BMELV
A
m 19. November bekam die rheinische Zuckerwirtschaft
Besuch aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium
(BMELV). Die Gruppe um Unterabteilungsleiter Dr. Werner
Kloos wollte sich über die Praxis der Rüben- und Zucker-
erzeugung vor Ort informieren. Ein besonderer Fokus bei
diesem von der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ)
organisierten Termin lag auf dem Thema Bodenschutz.
Johannes Brünker, Beiratsmitglied im Rheinischen Rüben-
bauer-Verband (RRV) und Geschäftsführer des Maschinen-
rings Zülpicher Börde, stellte den interessierten Gästen zu-
nächst die neueste Rodetechnik auf dem Acker vor und ver-
wies auf die zahlreichen bodenschonenden Maßnahmen,
die heute zur technischen Ausstattung der Rübenroder ge-
hören. Dazu zählen Breitreifen, niedrige Reifendrücke, drei
Achsen und das Fahren im Hundegang, um die Überrol-
lungshäufigkeit zu minimieren.
Die RRV-Vertreter um Bernhard Conzen und Friedhelm
Decker, Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Ver-
bands, wiesen zudem auf das hohe Maß an guter fachlicher
Praxis hin, mit der die Rübenäcker heute bewirtschaftet
würden. Dazu gehören neben dem Einsatz bodenschonen-
der moderner Technik auch der Aufbau und der Erhalt einer
guten und tragfähigen Bodenstruktur sowie witterungsange-
passtes Arbeiten. Die zweite Station der Besichtigungstour
war die Rübenverladung mit der Maus. Hier erläuterte Jo-
hannes Brünker neben der eingesetzten Technik die profes-
sionelle Organisation der Vorreinigung und Rübenabfuhr.
Anschließend ging es in die Zuckerfabrik Euskirchen der
Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG. Hier erhielten die BMELV-
Vertreter zunächst von Dr. Helmut Esser, Koordinator Land-
wirtschaft im Hause Pfeifer & Langen, einen Überblick über
die Abläufe in der Zuckerfabrik Euskirchen und die hohen
Qualitätsauflagen, die es bei der Zuckererzeugung inzwi-
schen einzuhalten gilt. Frank Schmitz, Zuckerfabrik Euskir-
chen, schließlich rundete das Programm mit einem kurzen
Werksrundgang, natürlich inklusive Rübenannahme, ab.
Dr. Peter Kasten
Rheinischer Rübenbauer-Verband e. V.
Besuch aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium auf einem
Rübenacker bei Euskirchen: Das Thema Bodenschutz war dabei
zentraler Diskussionspunkt.
Foto: Dr. Peter Kasten
2013 kann mit Fug
und Recht als ein besonderes
Jahr in die Zuckergeschichte
eingehen. Die Rübe konnte
vor allem in pflanzen-
baulicher Hinsicht in diesem
Jahr ihre Stärke zeigen.
LZ 50 · 2013
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