Zuckerrübenjournal 3/2014 - page 3

LZ 32 · 2014
Zuckerrübenjournal
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| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T |
P O L I T I K
| A K T U E L L E S |
„Wir können nur
gemeinsam
etwas erreichen.“
Nach dem Ausscheiden von Jørn Dalby aus dem
Amt des Präsidenten der Internationalen Vereini-
gung Europäischer Zuckerrübenanbauer (CIBE)
wurde Bernhard Conzen, Vorsitzender des Rheini-
schen Rübenbauer-Verbandes und Präsident des
Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes, Ende
Mai in Solothurn (Schweiz) zum neuen Präsiden-
ten der CIBE gewählt.
Journal: Herr Conzen, welche Aufga-
ben kommen auf die CIBE in den
nächsten Jahren zu?
Conzen:
Es gibt einige politische For­
derungen, für die wir kämpfen. Auf in­
ternationaler Ebene setzen wir uns da­
für ein, dass die Zölle für Zucker im
Rahmen der WTO weiter aufrecht­
erhalten werden, um die hohen EU-
Produktionsstandards zu schützen. Im
Bereich der Freihandelsabkommen
muss Zucker ein sensibles Produkt
bleiben, damit keine weiteren zollfrei­
en Zuckermengen auf den EU-Markt
kommen. Wäre Zucker kein sensibles
Produkt mehr, müsste der EU-Markt
für Zucker unter Umständen komplett
geöffnet werden. Weiterhin gilt es auf­
zupassen, dass die zugesagte Export­
freiheit nach dem
Ende des Quoten­
systems ab 2017
nicht in Frage ge­
stellt wird. Au­
ßerdem brau­
chen wir Über­
gangsregelungen
für das Ende der
Zuckermarktord­
nung. Dabei geht es zum Beispiel um
Überschusszucker, der zum Ende der
Marktordnung am 1. Oktober 2017 vor­
liegt und danach sozusagen aus der
Marktordnung herausrutscht. Dafür
muss es marktverträgliche Regelungen
geben.
In Europa fordern wir aktuell ganz
konkret, dass nicht nur die Produkti­
onsabgabe, die demnächst ausgezahlt
wird, sondern auch die dazugehörigen
Zinsen aus mehreren Jahren an die
Branche ausgezahlt werden. Wir ge­
hen davon aus, dass das für Deutsch­
land ein achtstelliger Betrag ist.
Journal: Wo legen Sie persönlich denn
die Schwerpunkte Ihrer Arbeit als
CIBE-Präsident?
Conzen:
Mir ist die Solidarität zwi­
schen den Mitgliedsverbänden der
CIBE besonders wichtig. Wir können
nur gemeinsam etwas erreichen und
wir sind auch nur stark, wenn Anbauer
aus vielen Ländern zu unserem Ver­
band gehören. Deshalb müssen wir
zum Beispiel pro­
duktionstechni­
sches Know-how
in benachteiligte
Regionen brin­
gen und dort die
Produktion so
wettbewerbsfä­
hig machen, dass
diese Anbauer
ohne Stützung vom Staat Rüben an­
bauen können. Wir müssen alle in ein
Boot holen und die Rübe als Kulturgut
erhalten.
Journal: Die EU hat die Anbauerver-
bände in den Regionen gestärkt, indem
sie sie mit Erzeugergemeinschaften
gleichgestellt und damit beauftragt hat,
in Zukunft für ihre Anbauer mit den Zu-
ckerunternehmen zu verhandeln. Was
heißt das denn konkret für das Rhein-
land? Macht der Rheinische Rübenbau-
er-Verband einen Vertrag mit Pfeifer &
Langen und die Mitglieder bauen dann
die Rüben an? Wie könnte das denn in
der Praxis aussehen?
Conzen:
Wie das ganz konkret aus­
sieht, wissen wir natürlich noch nicht.
Beratungen im Verband und erste Ge­
spräche mit Pfeifer & Langen haben
Anfang Juli stattgefunden. Daraus wer­
den wir gemeinsam mit unseren Mit­
gliedern ein Konzept entwickeln. Das
kann von einer Beibehaltung von Ver­
trägen, die den bisherigen ähneln, bis
zu einem ganz neuen Modell gehen,
bei dem der Verband weitere Aufga­
ben übernimmt. Wir hoffen, dass wir
2015 erste Ergebnisse präsentieren
können. Es müssen ja auch ganz
grundsätzliche Fragen, wie beispiels­
weise die Laufzeit einer Branchenver­
einbarung, geklärt werden. Es gibt also
viel zu tun.
Journal: Mitte Mai hat der Weltver-
band der Rüben- und Rohranbauer
(WABCG) in Brüssel getagt. Wie sieht
denn die Situation in den Zuckerrohr-
Ländern aus?
Conzen:
Die Rohrproduktion verän­
dert sich. Zum einen gibt es einen Ar­
Bernhard Conzen
Basiskarte: Kober-
Kümmerly und Frey
Foto: Imago
„Wir können nur gemeinsam
etwas erreichen und wir sind auch
nur stark, wenn Anbauer aus
vielen Ländern zu unserem
Verband gehören.“
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