Zuckerrübenjournal 3/2014 - page 4

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Zuckerrübenjournal
LZ 32 · 2014
| A K T U E L L E S
P O L I T I K
M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U | T E C H N I K | Z U C K E R |
beitskräftemangel, denn wer will noch
Zuckerrohr von Hand schlagen? Im­
mer mehr Fabriken setzen auf Ernte­
maschinen. Außerdem findet ein Um­
denken in Sachen Umweltschutz statt
und beides verteuert die Produktion,
sodass der Unterschied bei den Erzeu­
gungskosten zwischen Rohr und Rübe
nicht mehr so groß ist wie früher. Wir
Europäer können da ganz selbstbe­
wusst sein: Ich bin davon überzeugt,
dass Zucker auf Dauer da produziert
wird, wo er verbraucht wird.
Journal: Welche Situation erwarten
Sie denn auf dem europäischen
Zuckermarkt nach dem Wegfall der
Zuckermarktordnung für die Land-
wirte und die Zuckererzeuger?
Conzen:
Ich denke, wir werden ein
paar schwere Jahre haben, aber auf
Dauer bin ich optimistisch, denn
Zucker wird ein knappes Gut werden.
Der Verbrauch wird weltweit zuneh­
men, auch wenn der Verbrauch in
Europa nicht so stark ansteigen wird
wie beispielsweise in den Schwellen­
ländern. Ich gehe davon aus, dass die
Anbauflächen in Europa durch den
weiter steigenden Ertrag zurückgehen
werden, aber die Zuckermenge in et­
wa konstant bleiben wird.
Wichtig ist, dass wir mit unserem
Marktpartner Pfeifer & Langen wie bis­
her auf Augenhöhe verhandeln und ei­
ne Lösung finden, die beiden Seiten
gerecht wird. Wir Anbauer können
nicht ohne Fabriken, aber die Fabriken
können auch nicht ohne uns. Wir müs­
sen einen gemeinsamen Weg finden,
um unseren heimischen Markt zu si­
chern.
Journal: Sie sind nicht nur in Sachen
Zuckerrübe im Rheinland und in Eu-
ropa engagiert, sondern seit Mai auch
Präsident des Rheinischen Landwirt-
schafts-Verbands. Manch einer wird
sich fragen, wie Sie das alles schaffen?
Conzen:
Die Frage ist sicher berech­
tigt, aber ich sehe auch viele Gemein­
samkeiten und Überschneidungen.
Wenn beispielsweise über Pflanzen­
schutz gesprochen wird, betrifft das
nicht nur die Rübe, sondern den ge­
samten Ackerbau. Wenn man breiter
aufgestellt ist, hat man auch mehr Ge­
staltungsmöglichkeiten. Und oft sind
die Menschen, mit denen wir etwas
politisch umsetzen, die gleichen. Es
gibt da durchaus Synergieeffekte. Au­
ßerdem habe ich nicht nur zu Hause
im Betrieb, sondern auch im Rüben­
bauer- und im Landwirtschafts-Ver­
band gute Teams, die mich tatkräftig
unterstützen. Meine Aufgabe ist da in
erster Linie die Kommunikation, um
die entsprechenden Netzwerke in die
richtige Richtung zu lenken.
Natascha Kreuzer
Weltweit im Dienst der Rübe
Mitte Mai tagte der Weltverband der
Rüben- und Rohranbauer (WABCG) in
Brüssel. Diskutiert wurde dort unter an-
derem die derzeit schwierige Situation
auf den internationalen Zucker- und
Ethanolmärkten. Weiterhin tauschte
man sich darüber aus, welche Möglich-
keiten die Anbauerverbände auf den
verschiedenen Kontinenten haben, um
die Anbauerinteressen zu bündeln und
in Verhandlungen über Lieferverträge
und Branchenvereinbarungen einzu-
bringen. Die Internationale Vereinigung
der europäischen Zuckerrübenanbauer
(CIBE) erläuterte natürlich die anstehen-
den Herausforderungen für die europäi-
schen Rübenanbauer infolge des bevor-
stehenden Endes des Quotensystems.
Ebenso wie der Vertreter der EU-Kom-
mission machte die CIBE-Generalsekre-
tärin Elisabeth Lacoste dabei klar, dass
es für die EU ab 2017 keine Exportbe-
schränkungen mehr gibt. Auch der RRV-
Vorsitzende Bernhard Conzen nahm an
der Sitzung teil und nutzte die Gelegen-
heit, um den Vertretern aus den unter-
schiedlichen Zuckererzeugungsländern
die zuckerpolitischen Ziele der europäi-
schen Rübenanbauer zu erläutern.
Dr. Peter Kasten 
Rheinischer Rübenbauer-Verband e. V.
WABCG-Präsident Roy Sharma (l.) aus
Südafrika und Bernhard Conzen.
Fotos: Dr. Peter Kasten
Der Weltverband der Rüben- und Rohranbauer (WABCG) tagte in Brüssel.
CIBE in Zahlen
Die Internationale Ver-
einigung Europäischer
Zuckerrübenanbauer
(CIBE) vertritt seit 1927 die Interessen der Rübenanbauer
in 18 europäischen Ländern, davon in 16 EU-Ländern so-
wie in der Schweiz und in der Türkei. Die rund 300 000 Mit-
glieder erzeugen 20 Mio. t Weißzucker pro Jahr auf einer
Fläche von 2 Mio. ha.
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