19.02.2025

Einfach mal mehr vertrauen

Foto: Dr. Elisabeth Legge

Die einen sagen, er sei etwas Besonderes – der Beruf des Landwirts. Manch einer bezeichnet ihn sogar als den schönsten Beruf der Welt. Und das kommt nicht von ungefähr. Welcher Beruf bietet schon so ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Eigenverantwortung, einen so vielseitigen Umgang mit Pflanzen, Tieren und der Natur, aber auch mit moderner Technik? Welche Arbeit ist vielseitiger, abwechslungsreicher und interessanter als die des Landwirts?

Die anderen sagen, Landwirt sei alles andere als ein attraktiver Beruf. Viele verbinden mit ihm große körperliche Anstrengungen, viel Drecksarbeit, keine geregelten Arbeitszeiten, immer wieder Überstunden und obendrein auch noch eine schlechte Bezahlung.

Aber trotz dieser negativen Einschätzungen entscheiden sich nach wie vor viele junge Leute für diesen Beruf. Insbesondere NRW steht in puncto Ausbildungszahlen im Beruf Landwirtschaft gut da. Immerhin 1 530 Auszubildende in diesem Berufsfeld gab es Ende vergangenen Jahres. Gegenüber 2023 war dies eine Steigerung von rund 5 %, die damit dem Trend der weiter gesunkenen Abgängerzahlen der allgemeinbildenden Schulen entgegensteht. Eine erfreuliche Entwicklung, die längst nicht in allen Regionen Deutschlands zu sehen ist. Speziell in den neuen Bundesländern gibt es einen großen Nachwuchsmangel.

Besonders erfreulich ist hingegen, dass auch junge Menschen außerhalb der Landwirtschaft längst diesen Beruf für sich entdeckt haben – und das trotz starker Konkurrenz anderer Ausbildungsberufe, die weniger gesellschaftliches Konfliktpotenzial und dafür geregelte Arbeitszeiten, teilweise sogar eine Vier-Tage-Woche bieten. Die Zahl der Quereinsteiger, sprich ohne Hof, liegt in NRW bei den Auszubildenden inzwischen bei 50 %. Auch immer mehr junge Frauen wählen diesen Beruf, ihr Anteil liegt inzwischen bei etwa 20 %.

Nach der Ausbildung setzen viele junge Leute auf weitere Qualifikation. Sie entscheiden sich etwa für den Besuch der Fachschule oder der Fachhochschule. Sie wollen ihr Fachwissen weiter vertiefen. Die Landwirtschaftskammer NRW wartet hierzu mit einem interessanten Fachschulangebot im Beruf Landwirt auf, wobei sich Interessenten noch bis zum 28. Februar für das nächste Schuljahr anmelden können (siehe S. 60). Die Zahl der Studierenden an den landwirtschaftlichen Fachschulen in NRW ist Stand Ende 2024 gegenüber dem Vorjahr auf 445 gesunken. Aber da die Azubizahlen in den letzten drei Jahren in Folge gestiegen sind, dürfte sich dieser Trend zukünftig auch positiv auf den Fachschulbereich auswirken. Die Fachschulen können dabei im Vergleich zu den Fachhochschulen vor allen Dingen mit einem punkten: Ihr größtes Pfund ist die unmittelbare Praxisnähe. Die Berufsaussichten für die Fachschulabsolventinnen und -absolventen sind hervorragend. Sie sind im vor- und nachgelagerten Bereich der Agrarwirtschaft oder aber auch in branchennahen Arbeitsgebieten gefragt.

Und die künftigen Hofnachfolger erhalten in den Fachschulen natürlich auch eine qualifizierte Weiterbildung für die Unternehmensführung. Schade ist nur, dass immer mehr Bauernkinder nicht mehr bereit sind, den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Die nächste Generation wartet hier auf klare Signale der Politik. Die Junglandwirtinnen und -landwirte sind bereit, Verantwortung für mehr Tierwohl und mehr Klimaschutz zu übernehmen. Aber dafür brauchen sie eine verlässliche Politik, die auch Planungssicherheit schafft, und zwar langfristig. Investitionen in neue Ställe sind teuer und einen Stall baut man nicht nur für die nächsten paar Jahre, sondern für Jahrzehnte. Hier ist die Politik gefordert, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen und den jungen Menschen tatsächliche Perspektiven zu bieten. Die jungen Landwirte sind ebenso wie die älteren gefrustet über die enorm hohen Auflagen und den Bürokratieaufwand, den sie betreiben müssen. Der immer wieder angekündigte Bürokratieabbau muss jetzt auch endlich in Angriff genommen werden und umgesetzt werden. Hier setzt die Landwirtschaft große Hoffnung in die neue Bundesregierung und die Ankündigungen auf EU-Ebene (siehe S. 7).

Was den jungen Leuten in der Landwirtschaft auch guttun würde, ist mehr Wertschätzung. Von der Politik, aber auch von der Gesellschaft. Es ist höchste Zeit, mit falschen Vorurteilen gegenüber den Landwirten, wie „Massentierhalter“ oder „Umweltverschmutzer“, aufzuräumen. Und die Politik sollte der Landwirtschaft nicht immer mit neuen Auflagen oder sogar Verboten kommen. Die Landwirte nehmen ihren Beruf ernst und sind topqualifiziert. Hier ist mehr Vertrauen angesagt in das, was die Landwirte machen. Denn die Landwirte – die jetzt aktive und die zukünftige Generation – können was.