30.10.2024

Großer Erfolg ganz leise

Foto: Hebammen für Deutschland e.V.

Auf Initiative aus dem Rheinland ist zum ersten Mal überhaupt eine interkontinentale Urkunde für die Auszeichnung zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit überreicht worden – für das Hebammenwesen, für das sich auch die Landfrauen stark machen.

Die UNESCO hat das Hebammenwesen in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Die UN-Organisation würdigt damit die weltweite kulturelle Vielfalt, die sich in der Praxis widerspiegelt. Das Hebammenwesen wurde von acht Staaten für die UNESCO-Liste nominiert und war damit der erste interkontinentale Antrag überhaupt. An ihm beteiligte sich Deutschland gemeinsam mit Kirgisi­stan, Kolumbien, Luxemburg, Nigeria, Slowenien, Togo und Zypern.

Bis dahin war es aber ein langer Weg, der auf die Initiative von Lisa von Reiche zurückgeht. Sie arbeitet seit 1993 mit einer Kollegin als freiberufliche Hebammen in Bonn und ist im Verein Hebammen für Deutschland aktiv. „In einem Netzwerkkontext mit verschiedenen Elterninitiativen zum Thema Geburtskultur ist eine Mutter auf mich zugekommen, die das Immaterielle Kulturerbe anstoßen wollte. Aber ohne eine Hebamme geht es natürlich nicht. Und so haben wir es gemeinsam initiiert“, schaut sie zurück. Zuerst galt es, eine nationale Anerkennung zu beantragen. Mit der Arbeit daran begonnen wurde 2014, die Anerkennung folgte 2016. „Das war schon, fand ich, ein Riesenerfolg, aber es ist in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen worden“, meint die Hebamme.

Unerwartete Zurückhaltung

„Ich finde es großartig, dass das Hebammenwesen so eine Würdigung erfährt! Und ich war auch ein bisschen enttäuscht, weil ich in der Tagespresse nichts davon wahrgenommen habe, auch nicht im Fernsehen“, betont auch Jutta Kuhles, Präsidentin des Rheinischen LandFrauenverbandes (RhLV). Anlass wäre neben der offiziellen Anerkennung am 6. Dezember 2023 auch die nun am 4. Oktober im Rahmen des Hebammenkongresses des Bundes freiberuflicher Hebammen Deutschland (BfHD) in Köln erfolgte Urkundenverleihung gewesen.

Doch nicht nur in den Medien gab es Zurückhaltung. „In Hebammenkreisen gab es so ein bisschen die Haltung: ‚Schön und gut, aber was kann ich mir dafür kaufen?‘“, berichtet Lisa von Reiche. „Aber von immateriellen Dingen kann man sich zunächst nichts kaufen. Das ist immer so, ob es nun das Skatspielen oder das Brotbacken ist“, zieht sie den Vergleich zu anderen anerkannten Immateriellen Kulturerben.

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