Jungunternehmerin des Jahres
Heute möchte ich Ihnen von einer besonderen Auszeichnung erzählen, die ich vergangene Woche auf dem Deutschen LandFrauentag in Kiel erhalten habe: Ich wurde als Jungunternehmerin des Jahres 2024 ausgezeichnet.
Als ich mich im Februar beim Deutschen LandFrauenverband für diese Auszeichnung bewarb, lagen Wochen hinter mir, in denen ich persönlich und betrieblich ziemlich verunsichert war. Von meinen Zweifeln, zu sensibel für die Rolle der Hofnachfolgerin zu sein, erzählte ich bereits hier Anfang des Jahres. Hinzu kam ein personeller Einschnitt im landwirtschaftlichen Bereich. Es gab also genügend Gründe – wie eigentlich häufig im Hofalltag –, diese Bewerbung und den damit einhergehenden Aufwand zu vermeiden. Gleichzeitig aber auch dieses Gefühl, dass das eigene alltägliche und selbstverständliche Tun doch gar nicht preiswürdig sein kann. Meine damalige (Gefühls-)Situation erschien kurzum nicht die perfekte Ausgangslage zu sein, um mich bewusst Fragen zu widmen wie: „Was ist das Besondere und das Neue am Unternehmen?“ oder „Was macht Sie und Ihren Betrieb speziell zu einem Vorbild für andere Unternehmerinnen im ländlichen Raum?“ Und natürlich begleiteten mich im Zuge der Bewerbung auch Bedenken.
Nikola Steinbock, Schirmfrau des Wettbewerbs und Sprecherin des Vorstands der Landwirtschaftlichen Rentenbank, löste meine Bedenken aber mit nachstehendem Statement auf: „Der Wettbewerb gibt den Landfrauen die Möglichkeit, ihre Leistungen zu zeigen und über den unternehmerischen Erfolg hinaus die berechtigte Anerkennung zu bekommen. Er sendet ein klares Signal an die Gesellschaft: Frauenhaben Ideen, Courage und Durchsetzungskraft.“ Mit meiner Bewerbung und der einhergehenden Auszeichnung zur Jungunternehmerin des Jahres möchte ich nämlich genau auf das aufmerksam machen. Leistungen, die wir als Landwirtinnen und Landwirte, Mütter, Väter, Töchter, Söhne,Enkelinnen und Enkel, Altenteilerinnen und Altenteiler tagtäglich auf unseren Höfen erbringen, sollten wir viel stärker sichtbar und erlebbar machen, sie wertschätzen – sowohl in der außerlandwirtschaftlichen Gesellschaft, aber vor allem in unserer Branche. Erst recht genau dann, wenn wir zum einen meinen, dass der Zeitpunkt zum Hervorheben nicht der passendste wäre. Zum anderen ganz besonders auch dann, wenn wir eher das Gefühl haben, diese Leistungen seien doch gar nichts zum Auszeichnen, einfach weil sie „eben dazugehören“ oder für uns selbst nicht so bedeutsam sind. Wie sich das Sichtbarmachen am Ende gestaltet und ob es zwangsläufig eine Bewerbung für eine Auszeichnung sein muss, darf und muss jede und jeder für sich entscheiden. Wichtig ist nur, dass wir anfangen, unsere Fähigkeiten und Leistungen zu sehen und hervorzuheben!
Christina Ingenrieth