26.02.2025

Nix bliev wie et wor

Dr. Bernd Lüttgens

Der diesjährige Wahlkampf hat die Bedeutung von Artikel 5 des rheinischen Grundgesetzes „Nix bliev wie et wor“ zur Schau getragen. So steht dieser doch für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Das bedeutet für manchen Politiker aber auch pure Angst vor dem Verlust einer schönen Vergangenheit. Nur so lässt sich manch Emotionalität und Getöse der letzten Wochen erklären. Lustig und zugleich gefährlich wird’s, wenn Realitäten ausgeblendet werden. Wenden wir es in diesen Tagen zum Guten, denn jeder Jeck ist anders.

Am Wahlabend war für den Robert klar, Schuld an dem schlechten Wahlergebnis der Grünen hat der Friedrich. Er habe mit seiner Politik die Grünen-Wähler massenhaft zu den Linken getrieben. Darauf muss man erst mal kommen. Demnächst erklärt uns der Nagelsmann, dass die Niederlage der Nationalmannschaft im Grunde daran liegt, dass auf einem anderen Fußballplatz zwei Mannschaften besser gespielt hätten, was wiederum zur Niederlage von Deutschland geführt hätte. Äh? Das sind die Lück, die jeder kennt, die künne nix dafür. Dabei hätte der Robert es wissen müssen. Er hat doch bei den Bürgern an den Küchentischen gesessen. Mit Verstand zuhören – muss er wohl noch lernen. Schließlich lebt er von der Überzeugung: Wer kennt ihn nicht, den dollen Kääl, der als Wirtschaftsminister vor euch steht? Ganz im Gegensatz dazu denkt der Bürger vom Robert: Der ist nur große Sprüch am Kloppe – wie jot es uns doch geht! Leeven Robert, mach dir nix daraus, das konnte nix mehr werden, auch ohne den Friedrich. Und deshalb ist die Wählerbotschaft auch so klar: Au revoir mon Chéri – mit uns das klappt doch nie!

Ach ja, da war auch der Redbull Olaf. Respekt – fordert er ein. Nur den anderen ist er gram, drum erzählt aus seiner Sicht – der Fritze Tünkram. Das ist am Ende für den Fritze sogar positiv. Schließlich weiß er etwas zu präsentieren, demgegenüber wird der Olaf juristisch korrekt Erinnerungslücken reklamieren. Für Olaf haben wir deshalb ganz im Sinne der Unschuld den Artikel 11 des Kölner Grundgesetzes „Do laachs de disch kapott“. Wir nehmen dich eben nicht so ernst. Ansonsten wären wir verzweifelt. Schließlich müssten wir vermuten, dass sich unser Bundeskanzler nach einem Gespräch nicht erinnern kann, was nur kurze Zeit vorher besprochen wurde. Vielleicht ist dies auch der wahre Grund für die Isolation Deutschlands auf der internationalen Bühne. Dabei konnten wir in den letzten Wochen einen Olaf erleben, der mit einem überzogenen Maß an „Ich“-Bezügen, wie nach einem legalen Rausch, seine Regierungsfehlleistungen verteidigte. Vielleicht war diese Verklärung auch eine Folge seiner vielen Erinnerungslücken.

In Köln stellt man sich dann eher die Frage: Wat ist dat für 'ne Kääl? Ist er ein Lötschendötsch mit Plaatekopp, weil er sich immer so schlecht erinnern kann? Oder ist er ein Strunzbüggel, weil er immer alles besser kann? Am Ende ist er vielleicht doch nur ein Stäänekicker, der in einer Traumwelt lebt. Jeder mag sich ein Urteil bilden, aber Bundeskanzler ist er demnächst jedenfalls zu Recht nicht mehr.

Ob der Rambozambo Friedrich nun das Ding rocken kann? Na ja, ob die Performance ausreicht, wird sich zeigen müssen. Im Rheinland singen wir schon mal ein Alaaf, denn söns sin mir verlore, mir singe janz höösch för en besseres Morje. Das ist der Anspruch, der auf einer neuen Regierung liegt, die den Politikwechsel in den Mittelpunkt stellt. Zu tun gibt es auf jeden Fall viel. Und wenn der Friedrich in seinen Reden den alten Adenauer und den mächtigen Kohl zu seinen politischen Vorbildern zählt, hoffen wir, dass der Sauerländer endlich mehr rheinische Eigenschaften annimmt. Ein Diplomat war er bisweilen im Wahlkampf nicht immer. Manchmal hätte man ihm mehr von dem kühnen Verstand des Alten aus Rhöndorf gewünscht als westfälische Direktheit. Hätte er geschwiegen, wäre er weise geblieben. Nun muss er beweisen, ob er es wirklich besser kann. Mit Lars – dem selbst ernannten neuen Arbeiterführer – zu verhandeln, wird kein Leichtes sein. Und auf den außerparlamentarischen Protest der Linken, verstärkt durch den moralischen Appell der Ideologiemaschinerie der Grünen kann sich die neue Regierung schon jetzt einstellen. Die Schlagzeilen können wir uns alle ausmalen, wenn es um die dringend notwendigen Reformen des Sozialstaats, die Neuausrichtung der Klimapolitik, die Steuerpolitik und selbst den Bürokratieabbau geht. Da ist die Aussetzung der Schuldenbremse und die bessere Ausstattung der Bundeswehr noch am ehesten konsensfähig. Denn et bliev nix wie et wor.

Leeve Buure, wir können in den nächsten Wochen prüfen, ob sich wirklich was verändert. Versprochen wurden Bürokratie­abbau und die Rückkehr zum Agrardiesel. Darüber hinaus brauchen wir ein wirkliches Zukunftskonzept für die Landwirtschaft und das muss in Brüssel gestaltet werden. Kommt das nicht, das ist die bittere Realität, bliev alles wie et wor. Doch vor dem Ärger vun morje steht erst einmal die Leichtigkeit der nächsten Tage. Mit Alaaf und Helau auf eine schöne Karnevalszeit!