Özdemir positioniert sich beim Ernährungsreport
Essen eignet sich nicht für den Kulturkampf. Das hat Cem Özdemir vergangene Woche bei der Vorstellung des Ernährungsreports 2024 betont. Die Polarisierung zwischen den „Södern dieser Welt“ und „Hardcoreveganern“ sei nicht zielführend, auch die Gesellschaft sei bereits weiter, mahnte der Grünen-Politiker. Die Bürger sollten selbst entscheiden, wie sie sich ernähren, es brauche von niemandem Belehrungen oder Vorschriften. Die Rolle der Politik besteht laut Özdemir darin, für echte Wahlfreiheit zu sorgen. Auch die Entwicklungen, die sich im Ernährungsreport 2024 abzeichnen, sieht der Minister nicht als Ergebnis seines Handelns, sondern als Ausdruck einer gesellschaftlichen Veränderung.
Als wichtigstes Kriterium für den Kauf eines Lebensmittels identifiziert der Report wenig überraschend den Geschmack. Auf Platz zwei folgt jedoch bereits das Thema Gesundheit. Darüber hinaus zeigt die Erhebung, dass mittlerweile fast 65 % der Menschen beim Einkauf auf das Tierwohllabel achten, doppelt so viele wie noch 2015. Beim EU-Biosiegel stieg der Anteil im gleichen Zeitraum von 47 auf zuletzt 59 %.
Laut Ernährungsreport essen 71 % der Befragten mindestens einmal am Tag Obst und Gemüse. Milchprodukte wie Joghurt oder Käse stehen bei 62 % auf dem täglichen Speiseplan. Das sind 4 Prozentpunkte mehr als 2023. Bei Fleisch oder Wurst gibt es mit 23 % im Vergleich zum Vorjahr kaum Veränderungen. Seit Beginn der Befragung verzehren jedoch immer weniger Menschen täglich Fleisch oder Wurst: Im Jahr 2015 waren es noch 34 % und damit 11 Prozentpunkte mehr als heute.
Lebensmittelkennzeichnungen gewinnen an Bedeutung. 88 % der Befragten haben die Nährwertampel Nutri-Score beim Einkauf schon einmal auf einer Lebensmittelverpackung wahrgenommen. 37 % geben an, dass der Nutri-Score auch die Kaufentscheidung beeinflusst. Bei Obst und Gemüse achten 80 % der Befragten auf Saisonalität und 77 % darauf, dass die Produkte aus ihrer Region kommen. Angebote spielen für 68 % eine Rolle, das sind 5 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. 92 % der Befragten finden es wichtig, dass die Politik für bessere Tierhaltungsbedingungen sorgt. Fast genauso viele (91 %) meinen, dass in Haushalten und Betrieben weniger Lebensmittelabfälle produziert werden sollten. Den Ausbau des Ökolandbaus befürworten 88 %. 42 % sind der Auffassung, dass Obst und Gemüse zu teuer sind, bei Fleisch- und Wurstprodukten sind es 25 %.
Für den Ernährungsreport werden im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums seit 2015 jährlich Verbraucher nach ihren Wünschen, Vorlieben und Gewohnheiten rund um das Thema Ernährung befragt. Den gesamten BMEL-Ernährungsreport 2024 finden Sie hier.