Spargelsaisonende
Wir stecken in den letzten Zügen unseres 25-jährigen-Spargeljubiläums und gleichzeitig auch meiner ersten richtigen Saison als Hofnachfolgerin, Jungunternehmerin und Chefin. In circa anderthalb Wochen werden daher die Saisonarbeitskräfte wieder zurück in ihre Heimat fahren, die Spargelsortier- und -schälmaschinen in den Winterschlaf geschickt und der Alltag (hoffentlich) wieder etwas ruhiger. Diese Mehr-Zeit nutze ich gerne verstärkt wieder zum Reflektieren: Was lief diese Saison gut, was eher weniger? Was können wir in der Saison 2025 besser machen und was waren vielleicht Highlights? Von einer Erkenntnis, die ich während der Saison erlangt habe, möchte ich Ihnen heute berichten:
In der letzten Kolumne erzählte ich bereits, dass in der Spargelsaison sehr viel zu organisieren, koordinieren und improvisieren ist und diese Zeit für uns mitunter sehr anstrengend werden kann. Insbesondere dann, wenn Dinge nicht so laufen, wie wir uns das gerne vorstellen. Dazu gehören Regenmassen, die unsere Erdbeer- und Spargelfelder überschwemmen, ein Auto, das nach eineR Auslieferungstour mit Schrammen zurückkommt, oder Kunden, die sich weiter auf unseren Erdbeerselbstpflückfeldern bedienen, auch wenn diese bereits seit Tagen geschlossen sind.
Nun haben wir Menschen in solchen Situationen immer zwei Möglichkeiten:
1. Uns richtig in den Schmerz begeben. Darüber fluchen, warum ausgerechnet jetzt der Regen in diesen Massen kommt und wir erneut Zeit und Kraft aufbringen müssen, die Wassermengen aus dem Feld zu pumpen. Darüber schimpfen, warum der Mitarbeiter nicht vorsichtiger gefahren ist, um nicht die Schramme ins Auto zu fahren. Oder aber darüber motzen, dass Kunden nur doof sind und nicht das tun, was wir erwarten.
Oder aber
2. Druck rausnehmen und akzeptieren. Annehmen, dass wir nicht alle äußeren Gegebenheiten beeinflussen können, und versuchen zu lernen, mit diesen Unwägbarkeiten souveräner umzugehen.
Und genau passend dazu habe ich das Zitat von „Ein guter Plan“ mitgebracht: „Man kann sich den ganzen Tag ärgern. Verpflichtet ist man dazu aber nicht.“
Vorweg: Runtergeschluckter Ärger bringt uns natürlich auch nicht weiter, führt zu Bauchschmerzen und findet einen anderen Weg. Denn ja, die Wetterverhältnisse können wir (leider) nicht beeinflussen und wir können auch nicht bei jeder Auslieferungstour danebensitzen. Aber wäre es nicht eine Option, die Detektivlupe in die Hand zu nehmen und zu schauen, wie, wo, warum und wann genau der Ärger eigentlich ins Spiel kommt? Um im Anschluss daran versuchen, zu analysieren, wie wir besser mit den Ärgernissen in Zukunft umgehen können? Vielleicht können wir dann sogar am Ende etwas Positives aus dieser Situation ziehen.
Christina Ingenrieth