Teilen statt sparen
Laut Wissenschaftlern der Universitäten Göttingen, Hohenheim und Vácrátót müssen Naturschutzmaßnahmen in die Landwirtschaft integriert werden. Der „Land-sparing“-Ansatz, bei dem durch eine intensivere Nutzung der Flächenverbrauch insgesamt verringert werden soll, sei ungeeignet, um das globale Artensterben aufzuhalten. Den Naturschutz hauptsächlich auf den sparsamen Umgang mit Land zu beschränken, ignoriert den Wissenschaftlern zufolge, dass die Artenvielfalt und deren biologische Leistungen auf „multifunktionale und komplexe Agrarlandschaften“ angewiesen ist.
„Land sparing“ führe nicht, wie oft angenommen, durch höhere Erträge zu weniger Landnutzung, sondern wegen der offensichtlichen ökonomischen Anreizwirkungen zu einer Ausweitung des Flächenverbrauchs, so die Wissenschaftler. Die landwirtschaftliche Produktivität in waldreichen Gebieten durch Technologie, mehr Agrochemikalien und neue Straßen in der Annahme zu steigern, dass dadurch der Bedarf an neuen Anbauflächen sinkt, „scheint eine fehlgeleitete und gefährliche Naturschutzstrategie zu sein“. Für die Artenvielfalt sei es entscheidend, dass Habitate miteinander verknüpft, kleinteilig und heterogen gestaltet seien. Eine Beschränkung auf wenige, aber dafür große Naturschutzgebiete ist für die Ökologen unzureichend.
Die Autoren betonen, dass die Agrarnaturschutzmaßnahmen möglichst so gestaltet werden sollten, dass die Ertragsverluste minimiert werden. Beispielsweise könnten Feldschläge verkleinert und diverser bewirtschaftet werden. So könne auch verhindert werden, dass es bei zu großen Produktivitätsrückgängen zu mehr Nahrungsmittelimporten aus „biodiversitätsreiche Regionen“ zulasten der Artenvielfalt komme. Ohnehin sollten für Import höhere sozial-ökonomische Standards durchgesetzt werden, so die Wissenschaftler. Sie sprechen dabei im Gegensatz zu „Land-sparing“ von „Land-sharing“, bei dem auf denselben Flächen Produktion und Naturschutzmaßnahmen stattfinden.
AgE