20.11.2024

Verlässlichkeit ist gefragt

Dr. Elisabeth Legge

Mehr Aussteller und vor allem wieder mehr Besucher als beim letzten Mal – die EuroTier 2024 in Hannover ist gut verlaufen. Die Investitionsbereitschaft der deutschen Tierhalter hält sich aber weiter in Grenzen.

Die EuroTier 2024 in Hannover ist zu Ende. Vier Tage lang zog es in der vergangenen Woche wieder Rinder-, Schweine- und Geflügelhalter aus aller Herren Länder in die niedersächsische Landeshauptstadt zur EuroTier, der weltweit größten Messe für die professionelle Tierhaltung. Und die Bilanz des Veranstalters, der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), fällt positiv aus. 2 193 Aussteller aus 51 Ländern präsentierten in Hannover ihre neuesten Lösungen und Technologien für die Tierhaltungsbranche und den Bereich erneuerbarer Energien und rund 120 000 Fachbesucher aus 149 Ländern nutzten den internationalen Branchentreff. Damit liegen die Zahlen deutlich über denen der EuroTier 2022. Damals waren rund 1 800 Aussteller aus 57 Ländern in Hannover dabei und es kamen 106 000 Besucher. Allerdings, an die Zahlen der Messen vor der Coronapandemie reichen sie nicht heran. Die EuroTier 2018 wartete mit rund 2 600 Ausstellern und 155 000 Fachbesuchern auf. Die EuroTier 2016 war mit rund 2 638 Ausstellern und über 162 000 Besuchern die bisher größte Messe. Nun, diese Zahlen sind Geschichte.

Zurück zur EuroTier 2024. Laut Aussagen der DLG war die Zufriedenheit bei Ausstellern und Fachbesuchern aus dem In- und Ausland hoch. Die Besucher zeigten sich äußerst zufrieden mit dem Ausstellungsangebot und den fachlichen Themen der EuroTier sowie der Energy Decentral. Auf besonderes Interesse stießen nach Angaben der DLG bei den Besuchern die Themen Haltungs- und Fütterungstechnik, Stall- und Hallenbau und auch Melk- und Kühltechnik, wobei auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Melktechnikhersteller auf der EuroTier fehlten. Tierhalter, die künftig weiter investieren wollen, dürften auf der EuroTier insgesamt wieder viele Anregungen gefunden haben.

Inwieweit die Tierhalter aber tatsächlich investitionswillig sind, muss sich zeigen. In Sachen Investitionen halten sich die deutschen Tierhalter jedenfalls bislang äußerst zurück. Dies gilt sowohl für den Bereich Tierwohl als auch für die Kapazitätserweiterung. Die Stimmung in der Tierhaltung lässt nach wie vor zu wünschen übrig – und dies trotz derzeit guter Preise für die tierischen Produkte. Dies sollte insbesondere die Politik nachdenklich stimmen. Der Strukturwandel in der Tierhaltung setzt sich ungebremst fort. Insbesondere zahlreiche Schweinehalter haben in den vergangenen Jahren das Handtuch geworfen und sind aus der Produktion ausgestiegen. Bei den verbleibenden Tierhaltern sollte nun alles drangesetzt werden, diese bei der Stange zu halten und ihnen vor allen Dingen Planungssicherheit zu bieten.

Und hier ist die Politik gefordert. Sie muss sich bewegen. Bewegen unter anderem in Sachen Umweltauflagen und Bürokratieabbau. Nach dem Ampel-Aus fällt der künftigen Bundesregierung – wie auch immer ihre Farben aussehen mögen – die Aufgabe zu, den Auflagenwust anzugehen. Vorschläge aus der Agrarbranche liegen hierzu auf dem Tisch. Die Politik muss zudem endlich den gesellschaftlich geforderten Umbau der Tierhaltung und die dafür erforderliche Finanzierung auf den Weg bringen. Auch hier muss das Rad kein zweites Mal erfunden werden. Die Ergebnisse der Borchert-Kommission sind bekannt und brauchen nur umgesetzt zu werden. Bei der Ampelregierung war wenig Bereitschaft vorhanden, die Borchert-Pläne anzugehen. Jetzt kann die künftige Bundesregierung neue Signale setzen.

Insbesondere die nächste Generation wartet auf diese Signale. Die Junglandwirtinnen und -landwirte sind ja bereit, Verantwortung für mehr Tierwohl und mehr Klimaschutz zu übernehmen. Aber dafür brauchen sie eine verlässliche Politik, die Planungssicherheit schafft, und zwar langfristig. Denn Investitionen in neue Ställe sind teuer. Und einen Stall baut man nicht nur für die nächsten Jahre, sondern für Jahrzehnte. Die Tierhaltung jedenfalls ist zum Umbau bereit, jetzt ist die neue Politik am Zug. Und auch Verbraucherinnen und Verbraucher sind in Sachen Umbau der Tierhaltung gefragt. Sie bekunden zwar immer wieder, dass sie sich mehr Tierwohl wünschen, aber nur wenige wollen dafür mehr Geld bezahlen. Mehr Tierwohl gibt es aber nicht zum Nulltarif. Das sollte allen klar sein.