Vision GeHo 2.0
Die aktuell ruhigere Zeit nutze ich intensiv für ein nicht ganz unwichtiges To-do: die Zukunftsvision des GeHos 2.0 erarbeiten. Denn seit der Festanstellung im Familienbetrieb im Dezember 2019 und der anschließenden Entscheidung zur Hofübernahme im Sommer 2020 sind einige Monate, Wochen und Tage vergangen. Eine gefühlt wahnsinnig kurze Zeit, gleichzeitig aber auch lange genug. Lange genug, um damit zu beginnen, ein Netzwerk aus Unterstützerinnen und Unterstützern aufzubauen. Lange genug, um schon einige Erfahrungen sammeln zu können, wo ein landwirtschaftlicher Familienbetrieb gut läuft und wo er noch verstecktes Potenzial hat. Und ja, auch lange genug, um mein sogenanntes Mindset (zu Deutsch: Denkweise) auf das vorzubereiten, was auf mich zukommen wird: Ich werde weiter positive und auch negative Erfahrungen machen. Aber meine Denkweise entscheidet, wie ich mit beiden umgehe und was ich daraus mache.
Es gab zu Beginn in der Zusammenarbeit mit meinen Eltern so viele Situationen, in denen ich mich bockig verhalten habe, schnell laut und vor allen Dingen emotional wurde und rundum mental noch nicht souverän war. Das bin ich auch heute weiß Gott noch nicht zu 100 %, aber ich sehe, dass die Zusammenarbeit mit meiner Mentorin und dem Journaling (wovon ich an dieser Stelle schon einmal berichtete) mich allein in den vergangenen vier Jahren hat wachsen lassen. Daher wunderte es mich nicht, dass ich die Bewerbung um die Jungunternehmerin des Jahres 2024 des Deutschen LandFrauenverbandes mit folgendem Satz von Oprah Winfrey schloss: „Ich hatte einmal Angst davor, dass Leute sagen: Für wen hält sie sich? Jetzt habe ich den Mut aufzustehen und zu sagen: Das bin ich!“
Der Genholter Hof soll, muss und wird sich mit mir verändern. Nicht weil ich aus Prinzip alles anders machen möchte als meine Eltern. Sondern weil vor 25 Jahren, bei der Öffnung der Genholter Hof-Tore, es einfach ein anderes Verständnis für viele Dinge gab. Vom Hofalltag, von Erfolg und damit auch Wirtschaftlichkeit in landwirtschaftlichen Betrieben und auch von der Symbiose aus Familie, Freizeit und Arbeit. Muss es beispielsweise künftig immer noch ein „Ach, ich bin doch eh da?“-Prinzip im Hofalltag geben oder dürfen Arbeits- und Öffnungszeiten sich auch unterscheiden? Sind Gasträume für knapp 100 Personen noch notwendig oder können diese auch kleiner und damit effektiver genutzt werden?
All diesen Fragen widme ich mich nun. Denn ich habe nicht nur den Mut zu sagen: „Das bin ich“, sondern auch den Mut, den GeHo so aufzustellen, dass er mit meinen Verständnissen und Wünschen in Einklang gehen kann. Meine Mentorin wusste das schon vor einigen Monaten, als sie mir in einem Treffen zum Abschluss sagte: „Frau Ingenrieth, Sie sind so weit. Trauen Sie es sich nun auch zu und realisieren Sie Ihren GeHo 2.0.“ Christina Ingenrieth
Christina Ingenrieth