Vorsorge ist extrem wichtig
Wer in der Natur arbeitet, erlebt es täglich und kaum ein Tag vergeht, an dem nicht darüber berichtet wird: Mit dem Klima passiert etwas. Während sich viele darin überschlagen, neue Maßnahmen zum Klimaschutz vorzuschlagen, wird fast vergessen, dass der Schutz vor Klimawandelfolgen genauso wichtig ist.
Natürlich ist das Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) nicht mit einer hellseherischen Begabung gesegnet. Auch wenn es viele Daten darüber sammelt und auswertet – punktgenaue Vorhersagen, wann das Wetter wie in unserem Bundesland im wahrsten Wortsinn zuschlägt, kann es auch nicht liefern. Allerdings kann es dabei helfen abzuschätzen, was passieren könnte, wenn die Änderung des Klimas fortschreitet wie bisher oder wenn die Menschheit sich anstrengt, die Klimaschutzziele einzuhalten, die eine Mehrheit der Staaten vor zwei Jahren in Paris vereinbart hatte. Schließlich zeigen solche Abschätzungen auf, wo vorgebaut werden muss, wenn extreme Wettereignisse künftig häufiger auftreten.
Dass dies kaum abwendbar ist, legen die Projektionen nahe, die das LANUV auf der Basis globaler Klimadaten und Daten des Deutschen Wetterdienstes angestellt hat. Selbst im günstigsten Fall werden sich den Analysen zufolge markante Wetterereignisse häufen und damit Risiken für Mensch, Natur und Umwelt zunehmen. Die Temperaturen werden steigen, Hitzewellen werden zunehmen, extreme Wetterereignisse wie Trockenheit oder Starkregen sich häufen. Allesamt Geschehnisse, die Landwirtinnen und Landwirte, aber auch die Forstwirtschaft in den zurückliegenden Jahren zu spüren bekommen haben. Milchviehhalter erinnern sich an extrem trockene Sommer, in denen sie Mühe hatten, genügend Winterfutter von den Wiesen zu holen; Ackerbauern kommen die Regenperioden im Frühjahr in den Sinn, in denen kaum der Mais rechtzeitig gelegt oder Kartoffeln gepflanzt werden konnten. Gar nicht davon zu reden, dass Forstbetriebe im Dauereinsatz sind, um Kalamitäten aufzuarbeiten.
Dass solches in Zukunft häufiger drohen oder gar Alltag werden könnte, das legt das LANUV mit seinen Projektionen einmal mehr dar. Was sich daraus für die Landwirtschaft ableiten lässt, sollte hinreichend bekannt sein, lässt aber in der Umsetzung noch einiges an Konsequenz vermissen, Dabei darf es nicht allein darum gehen, Einfluss zu nehmen auf die mögliche Klimaentwicklung, indem alles auf eine Karte im Hinblick auf die Bindung oder Vermeidung von CO2 gesetzt wird. Den Eindruck gewinnt man jedoch, wenn man den Entwurf des Bundeshaushalts für 2025 studiert. Der sieht – wenn auch gegenüber dem laufenden Haushaltsjahr gekappte – Milliardenbeträge für zum Beispiel die Umrüstung von Privathaushalten auf CO2-sparende oder -neutrale Heizsysteme vor. Die Beträge für die Beherrschung der Klimafolgen nehmen sich dagegen ziemlich mager aus.
Dabei braucht es keine hellseherischen Fähigkeiten um zu erkennen, dass das weltweite Klimageschehen nicht durch Alleingänge einzelner Länder in den Griff zu bekommen ist. Schließlich machen auch die vermuteten Ursachen in Form von Emissionen nicht vor Ländergrenzen halt. Starkregen, Trocken- und Hitzephasen ereignen sich dagegen real vor Ort, in den Regionen. Hier muss ein Staat vorbauen, um seine Bürger zu schützen. Weil sie hier den Klimawandel am eigenen Leib spüren und jeder Staat darauf mehr Einfluss nehmen kann als auf das globale Klima.
So sind auch die Projektionen zu verstehen, die das LANUV jetzt vorgestellt hat, und die auf einem umfangreichen Fachbericht mit dem Titel „Klimaentwicklung und Klimaprojektionen in Nordrhein-Westfalen“ beruhen. Laut der Behörde soll dieser auch die fachlich-wissenschaftliche Grundlage für die Klimaanpassungsstrategie von NRW sein, die das Umweltministerium des Landes demnächst vorlegen will. Auch wenn die Zuständigkeiten für Landwirtschaft und Umwelt seit der Landtagswahl 2022 getrennt sind, darf es hier kein Nebeneinander der beiden Häuser oder Alleingänge geben. Das ist extrem wichtig, um den Folgen der zu erwartenden Extreme mit wirksamen Vorsorgemaßnahmen zu begegnen – und dazu gehört auch eine gesicherte Nahrungsmittelversorgung.