22.01.2025

Zukunft im Blick

Foto: privat

Ben Luca Nielen aus Kleve hat als jahrgangsbeste Fachkraft Agrarservice in NRW 2024 den Nachwuchsförderpreis der ­Landwirtschaftskammer gewonnen.

Trotz seines jungen Alters hat Ben Luca Nielen schon einen genauen Plan für seine berufliche Zukunft. Er möchte irgendwann das landwirtschaftliche Lohnunternehmen seiner Familie übernehmen. „Ich kann mir nichts anderes vorstellen“, erzählt der 19-Jährige. Nach seinem Realschulabschluss hat er die dreijährige Ausbildung zur Fachkraft Agrarservice bei einem etwa 40 km von seiner Heimat Kleve entfernten Lohnunternehmen begonnen. „Mit dem Unternehmen haben wir auch schon vorher zusammengearbeitet, zum Beispiel in einer Maschinengemeinschaft für die Rübenernte“, berichtet der Landtechnikfan. Er hatte sich absichtlich dazu entschieden, die Ausbildung nicht bei einem der benachbarten Unternehmen zu absolvieren, „damit man mal was anderes sieht“.

Von der Aussaat bis zur Ernte

Zu seinen Aufgaben während der Ausbildung zählte das Fahren und Bedienen verschiedener Maschinen und im Winter auch deren Wartung in der Werkstatt. Egal ob Mähen, Schwaden, Ladewagenfahren, Düngerausbringen, Pflügen oder Säen: Zu den Aufgaben einer Fachkraft Agrarservice gehören von der Aussaat bis zur Ernte alle Aufgaben, die über das Jahr anfallen.

Diese Abwechslung ist auch das, was ihm besonders an dem Beruf gefällt. „Jeder Tag ist anders. Man kommt morgens zur Arbeit und weiß nicht, was einen erwartet. In einer Woche kann es schon mal sein, dass ich fünf unterschiedliche Tätigkeiten mache“, berichtet Ben Luca Nielen. Dadurch bleibe der Beruf spannend und „außerdem ist man immer im Austausch mit Leuten“.

Seit Ende der Ausbildung im Juli letzten Jahres ist er zu Hause angestellt. Das Unternehmen mit 42 Festangestellten bietet nicht nur landwirtschaftliche Dienstleistungen an, sondern ist auch im Baugewerbe tätig. Doch die Arbeit in der Landwirtschaft liegt dem 19-Jährigen mehr. Sein älterer Bruder und sein Vater arbeiten in der Bausparte des Unternehmens, während sein Großvater und zwei Disponenten für den landwirtschaftlichen Teil des Unternehmens zuständig sind. „Ich hatte nie so die Kontaktpunkte mit dem Baugewerbe und für mich war schon immer klar, dass es in Richtung Landwirtschaft geht, weil das meine Leidenschaft ist“, macht er deutlich.

Der Spaß an der Arbeit ist seiner Meinung nach auch ein wichtiger Grund für seinen guten Abschluss mit einer Durchschnittsnote von 1,3, für den er als jahrgangsbeste Fachkraft Agrarservice den Nachwuchsförderpreis der Landwirtschaftskammer erhalten hat. „Ich habe sehr den Unterschied zur Realschule gemerkt. Wenn man in der Berufsschule Dinge lernt, die einen wirklich interessieren und wofür man brennt, dann fällt einem das Lernen auch viel leichter“, erklärt der Landtechnikfan.

Wochenenden in der Werkstatt

Darüber hinaus hat es ihm auch geholfen, mit Vorkenntnissen durch den elterlichen Betrieb in die Ausbildung zu starten. „Es gibt eigentlich kaum einen Ausbildungsbetrieb, der alle Maschinen hat, die auch geprüft werden können. Ich habe viele Sachen im Ausbildungsbetrieb gelernt und hatte aber den Vorteil, dass ich mir das, was ich da nicht lernen konnte, zu Hause angucken und erklären lassen konnte“, erläutert er. Diese Möglichkeit habe natürlich nicht jeder. Die Wochenenden hat Ben Luca Nielen dann zum Teil genutzt, um mit seinem Patenonkel, der gleichzeitig der Werkstattleiter ist, verschiedene Landmaschinen durchzusprechen. „Man muss die eigenen Fähigkeiten auch selbst im Blick haben und da habe ich mich dann engagiert, um Wissenslücken zu füllen“, berichtet er.

In diesem Jahr will der 19-Jährige mit der Meisterschule in Kleve beginnen, der Unterricht findet über zwei Jahre immer in den Wintermonaten statt. Außerdem kann er sich vorstellen, auch noch mal andere Luft zu schnuppern. „Nicht über einen längeren Zeitraum, aber ich hätte Interesse, wenn hier Winter ist, nach Australien zu gehen oder in Ostdeutschland ein paar Wochen bei der Ernte mitzuarbeiten“, sagt er mit Blick in die Zukunft.

kj

Fachkraft Agrarservice

Fachkräfte für Agrarservice übernehmen Dienstleistungen für landwirtschaftliche Unternehmen und andere Auftraggeber. Zu ihren Aufgaben zählen das Führen, Warten und Instandhalten landwirtschaftlicher Maschinen. Sie führen Bodenbearbeitung, Aussaat, Düngung, Pflanzenschutz und Ernte durch. Zu ihren Tätigkeiten zählen auch die Kundenberatung und das Umsetzen individueller Kundenwünsche. Die Ausbildung zur Fachkraft Agrarservice dauert in der Regel drei Jahre. Die schulische Ausbildung findet in NRW in Form von Blockunterricht am Berufskolleg Kleve statt. Zusätzlich sind überbetriebliche Lehrgänge zu den Themen Schweißen, Pflanzenschutz, Düngetechnik und Applikationstechnik in die Ausbildung integriert. Im Anschluss an die Ausbildung besteht die Möglichkeit einer Fortbildung zum Agrarservicemeister.