Zuckerrübenjournal 2/2012 - page 4

A K T U E L L E S
P O L I T I K M A R K T B E T R I E B S W I R T S C H A F T A N B A U T E C H N I K Z U C K E R
4
|
Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
LZ 19 · 2012
Die Europäische Kommission darf noch
einmal Zucker aus Überschussproduktion
zur Vermarktung am Binnenmarkt freige-
ben und darüber hinaus die nächsten
Runden zur Lizenzvergabe zollvergünstig-
ter Importe ummehr als einen Monat
vorziehen. Insbesondere senkt die Kom-
mission die hohe Zusatzabgabe auf die
EU-interne Vermarktung von Nichtquo-
tenzucker für 250 000 t von 500 € / t auf
211 € / t. Nach ihren Berechnungen han-
delt es sich bei diesem Satz um die Diffe-
renz zwischen dem jüngsten monatlichen
Durchschnittspreis für EU-Weißzucker
von 701 € / t und einemmittleren Welt-
marktpreis von 490 € / t. Im bisherigen
Verlauf des Wirtschaftsjahrs wurden be-
reits 400 000 t Nichtquotenzucker zu ei-
ner verringerten Abgabe von 85 € / t frei-
gegeben. Die nächsten drei Ausschrei-
bungen für zollvergünstigte Roh- und
Weißzuckerimporte werden um jeweils
fünf Wochen vorgezogen, nämlich auf
den 2. und 23. Mai sowie auf den 6. Juni.
Ursprünglich waren Termine im Juni und
Juli vorgesehen. Zuvor wurden 2011 / 12
bereits Importlizenzen für 191 000 t Roh-
zucker zu vergünstigten Zollsätzen verge-
ben. Die Kommission veranschlagt den
Zuckerbedarf am Binnenmarkt im laufen-
den Wirtschaftsjahr auf insgesamt
16,5 Mio. t. Das sind 3,2 Mio. t mehr, als
durch die reguläre, quotierte Eigenerzeu-
gung zur Verfügung stehen.
Ferner wurden auf der Ausschusssit-
zung routinemäßig Bestimmungen für
das folgende Wirtschaftsjahr getroffen.
Es handelt sich um die Eröffnung einer
zollfreien Zuckerquote über 400 000 t für
industrielle Zwecke sowie um die vorläu-
fige Festsetzung der Exportobergrenze
auf 650 000 t.
AgE
portmenge als Industriezucker nicht in
vollem Umfang ausgeschöpft.
Insgesamt rechnen Experten für das
kommende Jahr mit steigenden Über-
schüssen und fallenden Weltmarktprei-
sen. Wie sagt eine bekannte Redewen-
dung: „Der Feind hoher Preise sind hohe
Preise.“ Oder anders gesagt: Wenn alle
auf die derzeit hohen Preise durch An-
bauausdehnung reagieren, fallen die Prei-
se garantiert.
Brasilien erwartete im April dieses
Jahres für 2012 / 13 bei einer um 2,4 %
gestiegenen Anbaufläche und erhöhter
Produktivität eine um 5,4 % höhere
Zuckerrohrmenge, wovon exakt die Hälf-
te zu Zucker beziehungsweise zu Ethanol
verarbeitet werden soll. Indiens Zuckerfa-
briken könnten mehr Zucker exportieren,
wenn dies seitens der Regierung zugelas-
sen würde. Und auch Australien, einer der
drei großen Exporteure, könnte noch für
eine Überraschung gut sein.
Was bedeutet dies alles für den euro-
päischen Markt und damit auch für den
rheinischen Rübenanbauer? Der Welt-
marktpreis wirkt sich imWesentlichen
auf die Verwertung des Überschuss-
zuckers aus. Daher ist es sinnvoll, die
Verträge für Vertragsrüben sicher zu er-
füllen und bei der Verwertung von
Überschussrüben nicht auf anhaltend
hohe Zuckerpreise zu spekulieren.
Dr. Willi Kremer-Schillings
Pfeifer & Langen Jülich
Weiterer Zucker für den EU-Markt
Grafik:
EU-Weißzuckerpreis und Weltmarktpreis (in €/t WW)
Quellen: EU-Kommission 2012 und Börse London
0,00
100,00
200,00
300,00
400,00
500,00
600,00
700,00
800,00
€/t WW
Weltmarktpreis
EU-Weißzuckerpreis
16.07.2006
16.10.2006
16.01.2007
16.01.2007
16.04.2007
16.07.2007
16.10.2007
16.01.2008
16.04.2008
16.07.2008
16.10.2008
16.01.2009
16.04.2009
16.07.2009
16.10.2009
16.01.2010
16.04.2010
16.07.2010
16.10.2010
16.01.2011
16.04.2011
16.01.2012
16.04.2012
16.07.2011
16.10.2011
Foto: Landpixel
1,2,3 5,6,7,8,9,10,11,12,13,14,...20
Powered by FlippingBook