Zuckerrübenjournal 2/2012 - page 9

LZ 19 · 2012
Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
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blattreiche nematodentolerante Sorte,
wie Pauletta und Hella, angebaut. Das
große Blattwerk dieser Sorten in Verbin-
dung mit der Nematoden- und Stress-
toleranz sorgte dafür, dass der Rübenbe-
stand geschlossen blieb und das Bingel-
kraut die Rüben (unabhängig von den zu-
sätzlich ausgebrachten Herbiziden) nicht
überwachsen konnte.
In Zuckerrüben gibt es auch einige Un-
kräuter, die mit den derzeitig zur Verfü-
gung stehenden Herbiziden nicht oder
nur höchst unzureichend zu bekämpfen
sind. Dazu gehören Ackerwinde, Acker-
schachtelhalm, Malven, Samtpappel,
Landwasserknöterich, Kartoffeldurch-
wuchs und nicht zuletzt Rübenschosser.
Treten sie so verstärkt auf, dass eine ein-
fache Bereinigung von Hand nicht mög-
lich ist, müssen diese Unkräuter vorran-
gig in anderen Kulturen bekämpft wer-
den. In Rüben können sie, wenn über-
haupt, nur mit erheblichem Aufwand im
Wuchs gedrückt werden und erholen sich
meist wieder von dem Rübenherbizid.
Beseitigung der Restverunkrautung
Ist die Vermeidung der Spätverunkrau-
tung durch die beschriebenen Maßnah-
men nicht ausreichend gelungen, geht es
jetzt darum, die Restverunkrautung mög-
lichst umgehend zu bekämpfen. Denn je
weiter sich die übrig gebliebenen Un-
kräuter entwickeln können, umso auf-
wändiger wird deren Beseitigung.
Die Hackmaschine fest eingeplant
Bei der Unkraut-
bekämpfung in
Zuckerrüben geht
Ernst Adolf von
Fricken eigene
Wege.
Foto: Annegret
Keulen
Für Betriebsleiter Ernst Adolf von Fricken
aus Baesweiler war der Einsatz der Hack-
maschine im Jahr 2011 mit seinen extre-
men Witterungsverhältnissen keine Aus-
nahme. Für ihn ist die Hacke ein fester
Bestandteil der Unkrautbekämpfung in
Zuckerrüben.
Zuckerrüben haben auf Gut Loveri-
cherhof in Baesweiler-Loverich eine lan-
ge Tradition, etwa 25 % der Fruchtfolge
sind Zuckerrüben. Noch bis zum Jahr
2006 hat der Betrieb – inklusive der eige-
nen Flächen – rund 80 ha zweireihig im
Lohn gerodet und die Rüben abgefahren.
Seither werden Ernte und Transport der
„Knollen“ durch den Maschinenring
Rheinland-West organisiert. In diesem
Jahr hat Betriebsleiter Ernst Adolf von
Fricken am 23. und 24. März die Sorten
Pauletta, Adrianna und Kristallina gesät
und zur Unkrautbekämpfung in der ers-
ten NAK mit 1,25 l /ha Betanal maxx pro
plus 1 l /ha Goltix plus 0,75 l /ha Rebell
behandelt. Die zweite und dritte NAK
gestaltet er ähnlich. Sehr wahrscheinlich
ist, dass auf den Flächen auch in diesem
Juni, kurz vor Reihenschluss, wenn sich
die Blätter schon gut überlappen, wieder
die 12-reihige Hackmaschine mit dem
pflegebereiften Schlepper zum Einsatz
kommt. Diese Maßnahme ist fester Be-
standteil der Unkrautbekämpfungsstra-
tegie des Diplomlandwirts. In ungefähr
fünf von sechs Jahren werde auf den
guten Löss-Lehmböden das Unkraut in
Zuckerrüben zusätzlich zu den Spritzun-
gen mechanisch bekämpft, schätzt von
Fricken.
„Ich spare keinesfalls an Pflanzenschutz-
mittel zugunsten der Hacke. Vor allem
die erste chemische Behandlung muss
sitzen. Ich will lediglich die ungeliebte
Handarbeit im Juli auf ein Minimum re-
duzieren“, erklärt der Betriebsleiter.
„Denn meist reicht die Bodenwirkung
der Herbizide im Frühjahr nicht aus, weil
es zu trocken ist“, fügt er hinzu. Beson-
ders extrem war die Situation im Jahr
2011. „Zum Reihenschluss stand da zwi-
schen den Reihen ein Sammelsurium an
kleinen Unkräutern, die ich mit der Hack-
maschine entfernt habe. Im Juli müssen
wir dann nur noch mit der Handhacke
die Restverunkrautung in den Reihen be-
seitigen. Durch das maschinelle Hacken
imVorfeld erziele der Betrieb beim
Handhacken danach eine sehr hohe Flä-
chenleistung von 0,4 ha pro Arbeitskraft
und Stunde, hat der Ackerbauer errech-
net. Eines der Ausnahmejahre, in denen
die Hackmaschine imMaschinenschup-
pen geblieben ist, stellte das Jahr 2010
dar. Im Gegensatz zu 2011 war der Bo-
den im Frühjahr 2010 zum Zeitpunkt der
Spritzungen so feucht, dass die Wirkung
der Herbizide ausreichte und auf den
Einsatz der Hackmaschine verzichtet
werden konnte. Ein zweites Ausnahme-
jahr, an das sich der Landwirt erinnert,
war das Jahr 1997: „Da war es einfach
im Juni zu nass, sodass wir nicht mit der
Hackmaschine durch die Rüben fahren
konnten“.
Dass nur sehr wenige Landwirte
heutzutage die Hackmaschine einsetzen,
und der überwiegende Teil der Berufskol-
legen stattdessen die Versiegelung über
die herbiziden Bo-
denwirkstoffe er-
halten will, ist von
Fricken durchaus
bewusst. Doch in
seinem Betrieb
wird die mechani-
sche Unkrautbe-
kämpfung mit der
„Schuffelmaschi-
ne“ auch zukünf-
tig fester Bestand-
teil der Unkrautbekämpfung bleiben,
denn die Jahre mit Frühjahrstrockenheit
und einer daraus resultierenden schlech-
ten Wirksamkeit von Herbiziden werden
eher zunehmen. Allein in den letzten
Jahren habe sich die durchschnittliche
Jahresniederschlagsmenge im Raum Aa-
chen von jährlich rund 850 mm auf etwa
650 mm reduziert, und völlig neue Wirk-
stoffe zur Unkrautbekämpfung in Rüben,
die möglicherweise witterungsunabhän-
giger arbeiteten, seien auch nicht in
Sicht, argumentiert der Landwirt.
Annegret Keulen
So kann es gehen:
Eine Fläche, gleicher
Saattermin, aber
zwei Bewirtschafter.
Fotos: Clemens Esser
(3), Christian
Heinrichs (1)
Z U C K E R T E C H N I K
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