Zuckerrübenjournal 2/2012 - page 6

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Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
LZ 19 · 2012
mehr genutzt wird. „Außerdem setzen
wir auf die Beratung in kleinen Gruppen,
bei denen die Landwirte selber Themen
bearbeiten und vorstellen. Das heißt bei
uns „Best Practice“. Es dauert ein biss-
chen, bis die Teilnehmer genug Vertrauen
zueinander gefasst haben, um offen zu
diskutieren, aber der Erfolg gibt uns recht
und die Landwirte sind sehr zufrieden
mit der Gruppenarbeit.“
Die Phosphordüngung ist in den Nie-
derlanden reglementiert. Deshalb be-
kommen Landwirte, wenn sie Gülle ab-
nehmen, zwischen 5 und 10 € /ha.
Ab Juni startet dann die Abfrage,
wann welcher Landwirt seine Rüben lie-
fern möchte, und die Lieferpläne werden
erstellt. „Suiker Unie will in diesem Jahr
44 000 t pro Tag in den beiden Fabriken in
Dinteloord und Groningen verarbeiten –
und das 24 Stunden rund um die Uhr bis
Ende Januar. Bei uns gibt es keine Pause
für Feiertage oder Weihnachten“, erklärt
John Schoonbroodt.
Die Ernte erfolgt zu 95 % über Lohn-
unternehmer. In der Region gibt es rund
60 Lohnunternehmer, die im Schnitt nur
177 ha pro Maschine roden. „Da gibt es
viele alte Maschinen, die einfach immer
wieder repariert werden und weiterlaufen.
Ich denke, da wird sich der Markt in den
nächsten Jahren ändern, denn die Land-
wirte wollen zunehmend hochwertige
Technik, die sauber arbeitet“, meint John.
Seit diesem Jahr gilt in Holland auch
die 3 %-Kopfregelung, geliefert werden
darf alles außer grünen Anteilen.
Rübenabdeckung Pflicht
Die Rübenabdeckung ist sehr genau gere-
gelt. „Die Fabriken wollen keine gefrore-
nen Rüben und die Abzüge liegen zwi-
schen 15 und 25 € / t. Alle Rüben werden
nicht nur gegen Regen mit einemVlies
abgedeckt. Wenn es Frost geben sollte,
werden die Landwirte dazu aufgerufen,
die Rüben noch zusätzlich mit einem spe-
ziellen Tuch abzudecken.“ Die Abdeckung
erfolgt individuell von Hand, Maschinen
wie im Rheinland gibt es nicht.
Die Abfuhr der Rüben wird ebenfalls
von CSV Covas organisiert. 35 Spediteure
mit rund 95 Lkw übernehmen die Abfuhr
und werden pro Tonne bezahlt. „Um die
Kosten zu senken, versuchen wir, auf dem
Rückweg Rübenschnitzel zu transportie-
ren.“
Rüben zu reinigen, ist nicht unbedingt
üblich in den Niederlanden, wird aber po-
sitiv gesehen. Aber auch hier zählt der
Preis: Die Unterschiede zwischen der Lie-
ferung ungereinigter Rüben und der Be-
zahlung der Maus sei zu gering, so
Schoonbroodt. Aufgrund der oft sandigen
Böden ist der Erdanhang an den Rüben
ohnehin nicht so hoch. Ein Teil der Rüben
aus dem östlichen CSV-Covas-Gebiet wird
mit einer Maus geladen, der Rest wird
mit zwei Baggern und einem Lader ver-
laden, die Maschinen sind noch aus
früheren Zeiten vorhanden und werden
weitergenutzt. „Wir sind uns nicht sicher,
ob das alte Verfahren nicht auch Vorteile
bei den Krankheiten bringt. Eine Maus ist
nicht so schnell gereinigt wie ein Bagger,
bevor man zum nächsten Betrieb fährt.“
Aufgrund der Sandböden reicht dazu
häufig nur ein Besen aus. Ab 2013 sollen
aber voraussichtlich alle Rüben mit der
Maus gereinigt werden.
Zu Beginn der Kampagne muss CSV
Covas nicht 100 % der Liefermenge brin-
gen, da die Berufskollegen in Küstennähe,
zum Beispiel in Zeeland, aufgrund der
schwereren Böden lieber früh Rüben ern-
ten. Ähnlich wie im Rheinland gibt es ein
variables Bezahlungssystemmit Früh-
und Spätlieferprämien. Das Geld von Sui-
ker Unie gibt CSV Covas zu 100 % an die
Landwirte weiter.
Außerdem organisiert CSV Covas die
Logistik der Carbokalk-Ausbringung.
Finanzierung vielseitig
Die Genossenschaft finanziert sich unter
anderem über den Handel mit Saatgut,
Vlies und der Logistik bei der Rübenab-
fuhr und der Kalkausbringung. Außerdem
organisiert sie Kartoffelkontrakte über
Vorzeigebetrieb mit
Spitzenertrag
Hay Kessels aus Meerlo, nördlich von Venlo nahe der Grenze
zu Deutschland, betreibt erfolgreich Ackerbau und Pferde-
zucht. Seine Rüben werden seit 2010 in Appeldorn verar-
beitet, die Erträge liegen zwischen 15 und 16 t /ha Zucker.
Der Betrieb ist 50 ha groß, neben 10 ha Rüben baut er
10 ha Kartoffeln, 8 ha Zwiebeln und 18 ha Sommerfutter-
gerste für ein benachbartes Futtermischwerk an. Nach der
Sommergerste werden diese Flächen noch für zwei Monate
an einen Kollegen verpachtet, der Eisbergsalat anbaut und
dafür rund 700 € /ha Pacht bezahlt.
Wie die meisten seiner Kollegen setzt er auf doppelresis-
tente Sorten, 2012 wird er Isabella anbauen. Seine Strate-
gie in Sachen Unkrautbekämpfung klingt nicht anders als
im Rheinland: „Die erste NAK muss sitzen und dabei darf
ich nicht nach den Rüben schauen, die erholen sich schon
wieder“, erklärt Hay Kessels. Meist braucht er auf seinen
Sandböden vier bis fünf NAK-Behandlungen, beregnet wird
meist dreimal mit je 25 mm.
Er düngt mit 50 m³ Rindergülle vor der Frühjahrsfurche,
dann noch rund 100 kg /ha KAS und 200 kg /ha Natrium-
salz. „Bor setzen wir immer ein, wir hatten sogar 2011 Bor-
mangel. Gegen Cercospora wird zweimal behandelt.“ Gesät
und gerodet werden die Rüben von einem Lohnunterneh-
mer, der mit einem neunreihigen Vervaet-Roder kommt.
Das Rübenabdecken macht er selbst.
Wenn möglich, wird nematodenresistenter Ölrettich als
Zwischenfrucht gesät. Aber die Kombination aus Sommer-
futtergerste und Eisbergsalat sei gut gegen Nematoden.
„Erst wachsen die Nematoden und dann bekommen sie
nichts mehr zu fressen“, erklärt Kessels.
Hay Kessels ist einer der Landwirte, die an dem Beratungs-
projekt Best Practice bei John Schoonbroodt mitgemacht
haben. „Der Austausch mit den Kollegen war sehr interes-
sant und wir haben alle Kosten und Probleme offen auf den
Tisch gelegt. Wir treffen uns regelmäßig und schauen uns
Praxisparzellen in den Betrieben an.“
Hay Kessels aus Meerlo betreibt Ackerbau und Pferdezucht. Seine
Rübenerträge liegen zwischen 15 und 16 t /ha Zucker.
Fotos: Natascha Kreuzer
Diese Rüben wurden schon am 2. März als
Direktsaat in Raygras gesät, so sah der Bestand
gut drei Wochen später aus.
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M A R K T
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