Zuckerrübenjournal 2/2012 - page 8

A K T U E L L E S
P O L I T I K M A R K T B E T R I E B S W I R T S C H A F T
A N B A U
T E C H N I K Z U C K E R
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Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
LZ 19 · 2012
An erster Stelle ist für die Spätverunkrau-
tung die Herbizidapplikation zum fal-
schen Zeitpunkt oder eine zu geringe
Herbizidmenge zu nennen. Wichtig ist,
dass die Unkräuter schon frühzeitig bei
der 1. NAK sicher erfasst und ausgeschal-
tet werden. Durch eine angepasste Appli-
kationstechnik ist vor allem die Blattakti-
vität der Mittel zu steuern. Wirkungssi-
cherheit und Verträglichkeit sind dabei
gegeneinander abzuwägen. Dazu gehört
auch der richtige Einsatz von Additiven.
Zur Eindämmung der Spätverunkrau-
tung sind aber vor allem die Bodenwirk-
stoffe verantwortlich. Ist das Problem be-
kannt, müssen die Wirkstoffmengen über
die ganze Spritzfolge und besonders in
der Abschlussbehandlung erhöht wer-
den. Hierbei hat die Witterung einen gro-
ßen Einfluss auf die Wirkung, da sich die
Mittel bei lang anhaltender Trockenheit
nicht optimal entfalten können. Aber
selbst wenn sich nach der 3. oder 4. NAK
der Bestand weitgehend sauber präsen-
tiert, ist die Gefahr besonders bei hohem
Unkrautpotenzial im Boden noch nicht
abgewendet. Wenn in Regionen mit aus-
geprägter Sommertrockenheit und laten-
tem Nematodenbefall die Rüben stark
welken und sich die Bestände öffnen,
können durch den Lichteinfluss neue Un-
kräuter auflaufen und kleine Unkräuter,
die unter den Rübenblättern kümmerten,
durchwachsen. Da solche Trockenperio-
den meist von kräftigen Regenschauern
beendet werden, findet das Unkraut bes-
te Wachstumsbedingungen vor.
Welche Unkräuter verursachen
Probleme?
Besonders Weißer Gänsefuß und Melde
werden als Erstes genannt, wenn es um
Spätverunkrautung geht. Sie müssen da-
her umfassend über die 1. NAK (spätes-
tens 2. NAK) ausgeschaltet werden. Dafür
bietet sich bei den schon genannten Un-
kräutern sowie Amarant, Nachtschatten,
Raps, Kamille und Franzosenkraut eine
höhere Metamitronmenge, zum Beispiel
Goltix Gold, an. Ist die Problematik aus
den Vorjahren bekannt, sind in der Sum-
me aller Behandlungen bezogen auf Gol-
tix Gold mindestens 4 bis 5 l /ha ange-
bracht. Melde und Gänsefuß dürfen nicht
im Rübenbestand bleiben, da sie nicht
nur ein Nahrungskonkurrent sind, son-
dern, bei stärkerem Auftreten, auch zu er-
heblichen Ernteerschwernissen führen.
Dort, wo Winterraps in eine Rüben-
fruchtfolge integriert ist, kann auch das
zu Problemen führen. Dabei verursacht
nicht der Kulturraps selber Schwierigkei-
ten, sondern der Ausfallraps, der zwangs-
läufig bei der Ernte anfällt. Schon ein
Druschverlust von 1 dt /ha sorgt dafür,
dass in den folgenden zehn Jahren je-
weils rund 20 bis 30 Rapspflanzen je m
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auflaufen. In der Rübenkultur läuft dabei
der Ausfallraps in vielen Wellen auf und
muss daher über die ganze Spritzfolge
bekämpft werden, zum Beispiel mit Gol-
tix Gold plus Debut.
Knöterich, und hier vor allemVogel-
knöterich, ist ein Unkraut, das von den
Rübenherbiziden nicht zu 100 % erfasst
wird. Um seine Ausbreitung auf der Flä-
che zu verhindern, müssen nicht ausrei-
chend bekämpfte Knöterichpflanzen zum
Beispiel mit der Handhacke beseitigt wer-
den. Die Handhacke ist auch das Mittel
der Wahl, wenn auf einer Fläche erste
Pflanzen neuer Unkrautarten, wie Stech-
apfel, Malven oder Samtpappel, auftau-
chen. Konsequentes Vorgehen verhindert
deren Ausbreitung und damit weitere
Probleme.
Ein weiteres Unkraut, das sich im
Rheinland auf demVormarsch befindet,
ist Bingelkraut. Es ist zwar mit demWirk-
stoff Triflusulfuron (Debut plus FSH) gut
zu erfassen. Da es aber ganzjährig auflau-
fen kann, sind verseuchte Flächen kaum
zu regulieren, da keine ausreichend wir-
kenden Bodenherbizide zur Verfügung
stehen. Auch eine Behandlung mit einem
Glyphosat-Präparat mittels Streichgerät
ist nicht möglich, da das Bingelkraut
nicht hoch genug über den Rübenbe-
stand hinausragt. Ein Ansatz, neben zu-
sätzlichen Unterblattspritzungen, liegt in
der Sortenwahl. In Versuchen wurde auf
Flächen, die mit Bingelkraut belastetet
sind, neben einer Standardsorte eine
Wenn noch Unkraut übrig bleibt
Was tun gegen Spät- oder Restverunkrautung?
Das Anbaujahr 2011 hat die Problematik einer Spätverunkrau-
tung vielen Rübenanbauern deutlich vor Augen geführt.
Grundsätzlich tritt in Zuckerrüben eine stärkere Spätverun-
krautung häufiger in trockenen Jahren auf. Aber es sind meist
zusätzliche Faktoren notwendig, damit es zu einem echten
Problem wird.
Restunkräuter dürfen
nicht in den Rüben
stehen bleiben, da
sie auch die Ernte be-
hindern.
Unter trockenen Be-
dingungen kann das
Hacken eine Möglich-
keit sein, den
Unkrautdruck zumin-
dest zwischen den
Reihen zu reduzieren.
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