Zuckerrübenjournal 4/2014 - page 10

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Zuckerrübenjournal
LZ 50 · 2014
| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T
A N B A U
T E C H N I K | Z U C K E R |
Soll eine rhizoctoniaresistente Sorte
zum Einsatz kommen, spielt die
Widerstandskraft gegen den Schad-
erreger Rhizoctonia solani eine wichti-
ge Rolle. Je stärker der Krankheits-
druck auf einer Fläche eingeschätzt
wird, desto wichtiger wird dieses
Merkmal. Die Anzahl abgestorbener
Pflanzen und die Boniturnote geben
einen wichtigen Hinweis, wie gut sich
eine Sorte gegen Rhizoctonia solani
wehren kann. Bei stärkerem Befall
kommen Nauta, Mattea KWS und Pre-
miere in die engere Auswahl. Auf Flä-
chen mit schwächerem Rhizoctonia-
druck können auch Timur und Vivian-
na KWS angebaut werden.
Zur Schadensabwehr gegen den
Rübenzystennematoden Heterodera
schatii bietet sich der Einsatz einer ne-
matodentoleranten Sorte (NT-Sorte)
an. Die jüngste Generation der NT-Sor-
ten bietet den Vorteil, dass sie auch un-
ter Nichtbefall an das Ertragsniveau
der Normalsorten anschließt und kei-
ne Ertragsnachteile bringt. Ist Nemato-
denbefall da, so schöpft man den best-
möglichen Ertrag aus. Der maximale
Ertrag einer Fläche wird jedoch erst
durch die konsequente Bekämpfung
des Rübenzystennematoden erreicht.
Die Sortenempfehlung aus der Früh-
bestellung mit Brix, BTS 440, Lisanna
KWS und Vasco behält ihre Richtigkeit.
Ditylenchus dipsaci
Der Befall mit Rübenkopfälchen ist
auch im Anbaujahr 2014 ein aktuelles
Thema geblieben. Neben bekannten
Befallsflächen sind auch neue Flächen
hinzugekommen. Eine direkte Bekämp-
fung ist zurzeit nicht möglich. Über vie-
le Jahre sind diverse Versuche durch-
geführt worden. Versuche mit Nemati-
ziden zeigten teils gute Erfolge, jedoch
ohne Aussicht auf eine Zulassung. Ge-
blieben ist ein Sorten-Screening. Hier
Tabelle 2: Nematodentolerante Sorten unter Befall bundesweit (SV-N) 2012 bis 2014
Ertrag und Qualität – mit Fungizid
Blattgesundheit
Feldauf-
gang
Schosser
Anzahl/ha
Sorten
Rüben-
ertrag
Zucker-
gehalt
Standard-
melasse-
verlust
Bereinigter
Zuckerertrag
(BZE)
Cercos-
pora
Mehltau
relativ*
Bonituren
relativ
Belladonna KWS
97,6 99,8
102,8
97,2
2,2
2,4
98,2
42
Kristallina KWS
101,4 99,5
99,0
100,9
2,1
1,8
100,2
28
Finola KWS
100,9 100,7
98,3
101,9
2,1
1,5
101,6
7
Adrianna KWS
99,4 97,5
101,8
96,4
2,6
2,5
100,0
53
resistente Sorte
93,6 92,5
111,0
84,9
2,2
2,2
91,1
34
Kühn
102,3 95,2
99,1
96,9
2,8
2,8
96,8
15
Hella
106,5 96,0
122,1
99,8
2,5
3,3
100,6
121
Brix
103,4 96,8
99,5
99,8
2,7
2,7
100,7
14
Kleist
105,7 95,6
100,5
100,4
2,6
2,8
100,0
12
Lisanna KWS
1
108,9 98,7
95,9
107,5
2,6
1,8
100,4
14
BTS 440
1
106,1 99,2
96,3
105,5
2,3
1,7
98,4
78
Vasco
1
104,1 96,2
98,9
99,7
3,0
3,1
103,4
38
* 100 = Verrechnungsmittel der Sorten Belladonna KWS, Kristallina KWS, Finola KWS
1
Daten 2012 aus der WP NT, Feldaufgang zweijährig 2013 und 2014
Tabelle 3: Rhizoctoniatolerante Spezialsorten unter Befall (SV-Rh) bundesweit 2012 bis
2014
Rhizoctonia-Schaden
Ertrag und Qualität, relativ*
Sorten
Züchter
Resistenzabnahme
Æ
abgestorbene
Pflanzen in %
Parzellen-
bonitur
Rüben-
ertrag
Zucker-
gehalt
Standard-
melasseverlust
Bereinigter
Zuckerertrag
Nauta
Syngenta
12,0
2,1
101,4
97,9
107,6
98,2
Taifun
Syngenta
14,0
2,7
87,4
103,8
98,7
91,2
Premiere
Strube
15,8
2,5
98,6
102,1
92,4
101,8
Mattea KWS
KWS
16,2
2,8
94,7
99,2
98,2
93,9
Timur
Strube
20,4
3,3
98,9
100,4
94,9
99,8
Vivianna KWS
KWS
23,9
3,7
96,7
98,0
100,4
94,8
Isabella KWS
Strube
26,2
3,6
94,5
100,1
102,4
95,6
Beretta (anfällig)
KWS
26,3
3,9
95,8
91,6
103,0
87,5
anfällige Sorte 1 KWS
48,4
5,6
72,5
93,1
94,5
70,7
* 100 = Verrechnungsmittel der Sorten Premiere, Nauta
werden neue Sorten auf bekannten Be-
fallsstandorten im Streifenanbau aus-
gesät und deren Widerstandskraft ge-
gen Ditylenchus dipsaci bonitiert. Es ist
ein Suchen nach der bekannten Steck-
nadel im Heuhaufen. Die Auswertung
der aktuellen Versuchsergebnisse ist
noch nicht abgeschlossen. Die Ergeb-
nisse werden im Versuchsbericht veröf-
fentlicht. Bis auf Weiteres lautet die
Empfehlung Beretta und bei gleichzei-
tigem Auftreten von Rhizoctonia Ti-
mur. Als weitere Maßnahme sollte der
Anbau von Gelbsenf vermieden wer-
den, da dieser als Wirtspflanze einge-
stuft ist. Ebenfalls hat sich eine etwas
spätere Saat bewährt. Eine schnelle Ju-
gendentwicklung bewirkt eine geringe-
re Schädigung durch den Fadenwurm
Ditylenchus dipsaci.
Rotfäule
In der Ernte 2014 sind vermehrt rotfau-
le Rüben aufgefallen. Die Rotfäule
wird hervorgerufen durch den Pilz
Rhizoctonia violacea. Auf der Rüben-
oberfläche zeigte sich eine dunkle röt-
lich-violette Verfärbung. Anders bei
Rhizoctonia solani: hier geht die Ver-
färbung eher ins Schwarze und der
Pilz dringt tief in den Rübenkörper
ein. Beide Pilze können auch gleichzei-
tig auf einer Fläche vorkommen. Rhi-
zoctonia violacea findet man häufiger
auf staunassen Böden mit schlechter
Struktur und wenn Möhren, Kartoffeln
und Raps in der Fruchtfolge stehen, da
diese als Wirtspflanzen eingestuft sind.
Ebenfalls förderlich sind ein starkes
Dickenwachstum mit einem ge-
schwächten Gewebe und hohe Tempe-
raturen.
Erst durch die richtige Ansprache
einer Fäule können mögliche Bekämp-
fungsstrategien durchgeführt werden.
Aktuell gibt es keine gegen Rhizocto-
nia violace resistenten Sorten auf dem
Markt. Wichtig: Alle gegen Rhizoctonia
solani resistenten Sorten haben keine
Resistenz gegen Rhizoctonia violacea.
Biogasrüben
Für die Produktionsrichtung Biogasrü-
ben gibt es seit einigen Jahren den Sor-
Foto: Natascha
Kreuzer
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