Zuckerrübenjournal 4/2014 - page 5

LZ 50 · 2014
Zuckerrübenjournal
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| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T |
P O L I T I K
| A K T U E L L E S |
Bei COPROB wer-
den die Rüben an
sieben Tagen die
Woche rund um
die Uhr ange-
liefert.
Italiens Zuckerwirtschaft vor großen
Herausforderungen
I
taliens Zuckerrübenanbauer sind
seit Jahrzehnten stabiles Mitglied
der CIBE und daher regelmäßiger
Gastgeber von CIBE-Sitzungen. Das
diesjährige Treffen fand allerdings un-
ter schwierigeren Voraussetzungen
statt als frühere Treffen. Dies merkte
man unter anderem daran, dass zu-
nächst Paolo de Castro, italienisches
Mitglied im Landwirtschaftsausschuss
des Europäischen Parlaments und frü-
herer Landwirtschaftsminister, eine
Grußbotschaft an die Sitzungsteilneh-
mer sandte, in welcher er nochmals
das Quotenende 2017 bedauerte und
den europäischen und insbesondere
italienischen Rübenanbauern die Un-
terstützung des Europäischen Parla-
ments zusagte. Außerdem forderte er
eine Neuauflage des Restrukturie-
rungsfonds. Zuletzt beklagte er den
schlechten Zuckerpreis in Italien und
forderte die EU-Kommission zum Han-
deln auf. Sein Vorschlag zur Neuaufla-
ge eines Restrukturierungsfonds fand
übrigens vor fünf Wochen im Europäi-
schen Parlament keine ausreichende
Unterstützung.
Erheblicher Druck auf die Branche
Die italienischen Kollegen berichteten,
dass mit der Restrukturierung im Rah-
men der letzten Zuckermarktreform
die Zuckerproduktion und damit der
Rübenanbau in Italien um mehr als
50 % eingeschränkt wurde. Mit der
neuerlichen Marktordnungsreform
2017, die bekanntlich das Ende des
Quoten- und Rübenmindestpreissys-
tems mit sich bringt, wächst der Wett-
bewerbsdruck auf Italiens Zuckerwirt-
schaft und damit auch auf den italieni-
schen Zuckerrübenanbau noch einmal
erheblich an. So verwunderte es nicht,
dass dieses Thema in den Eingangsre-
feraten von Giangiacomo Bonaldi, dem
Vorsitzenden des italienischen Zucker-
rübenanbauerverbandes, und Dr. Gio-
vanni Tamburini, dem Präsidenten der
Unionzucchero, zunächst im Vorder-
grund stand. Sie berichteten, dass
2006 15 der 19 Zuckerfabriken in Itali-
en geschlossen wurden. Nun gibt es
noch vier Zuckerfabriken, drei davon
in Nord- und eine in Mittelitalien, und
außerdem eine Zuckerraffinerie in
Brindisi, Süditalien. Die Rübenanbau-
fläche beläuft sich 2014 auf rund
52 000 ha. Um den nationalen Rü-
benanbau zu erhalten, bekommen die
italienischen Rübenanbauer nationale,
gekoppelte Beihilfen. Da man aber
weiß, dass es weiterer Maßnahmen be-
darf, um den Rübenanbau im Ver-
gleich zu anderen Kulturen nachhaltig
wettbewerbsfähig zu erhalten, hat
man zusätzliche Schritte unternom-
men oder unternimmt sie nun. So
versucht man unter anderem, den
Rübenpreis durch eine bessere Ver-
wertung von Nebenprodukten zu stei-
gern. Durchaus mit Erfolg. Über die
Biogasverwertung von Rübenschnit-
zeln konnte zuletzt eine Schnitzel-
vergütung von 5 €/t Rüben erzielt
werden.
Weiterhin gelang es, die Erträge
nach einer längeren Zeit der Ertrags-
stagnation in den letzten Jahren zu
steigern. Auch in Italien wird das Jahr
2014 ein ertragliches Spitzenjahr mit
einem Ertragsschnitt von knapp 70 t
Rüben/ha, allerdings mit Zuckergehal-
ten deutlich unter 16 %. Das Ziel für
2017 lautet, mehr als 10 t Zucker je ha
zu produzieren. Italien hat aber gerade
im Hauptanbaugebiet, der Po-Ebene,
mit extremen Wetterlagen zu kämp-
fen. Einmal sind es Trockenheit und
Hitze oder sehr hoher Cercospora-Be-
fall in der Wachstumsperiode, die gute
Erträge verhindern, ein anderes Mal
durchgehende Nässe im Frühjahr, was
beispielsweise 2013 zu einem Anbau-
rückgang von 20 000 ha führte, und ein
weiteres Mal zu viel Nässe im Herbst,
wofür die Region angesichts der
schweren und kaum wasserabführen-
den Schwemmlandböden bekannt ist.
Das ist übrigens auch der Grund, war-
um die italienische Rübenkampagne
bereits früh im Herbst abgeschlossen
sein muss und die Vegetationsperiode
nicht voll ausgenutzt werden kann.
Der Zuckerpreis in Italien unter-
liegt den Referenten zufolge besonde-
ren Preisschwankungen, da Italien ein
Nettoimporteur für Zucker ist und an-
dere EU-Länder Quotenzucker nach
Italien exportieren möchten. Italien
hat derzeit eine Zuckerquote von
Mitte September tagte die technische Kommission
der InternationalenVereinigung Europäischer Rü-
benanbauer (CIBE) in Bologna, Italien. Ziel der Ar-
beit dieser Kommission ist es, sich gegenseitig über
aktuelle Entwicklungen und Neuerungen rund um
die Themen Produktionstechnik, Rübenabnahme
und Rübenbewertung zu informieren.
COPROB ist
Italiens größtes
Zuckerunter-
nehmen. Neuer-
dings arbeitet
man auch intensiv
in den Bereichen
Bioenergie und
Biokunststoffe.
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