Zuckerrübenjournal 4/2014 - page 3

LZ 50 · 2014
Zuckerrübenjournal
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A K T U E L L E S
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E
in solches Ertragsniveau ist zu-
nächst einmal ein Grund zur Freu-
de, denn es bestätigt, dass das rheini-
sche Rübenanbaugebiet ein exzellen-
tes ist, welches mittlerweile mit kei-
nem anderen Gebiet in Europa den
Wettbewerb zu scheuen braucht. Die
durchschnittliche Ertragssteigerung
im Mittel der vergangenen zehn Jahre
betrug mehr als 3 %. Das ist ein Wert,
der nicht ansatzweise von anderen
Feldfrüchten erreicht wird. Die Ursa-
chen für diesen Ertragsfortschritt sind
vielschichtig. Neben einem oftmals
günstigen Witterungsverlauf sind vor
allem die weiter professionalisierte
Anbautechnik von der Saat bis zur
Feldrandlagerung, eine weitere
Fruchtfolge, der Züchtungsfortschritt
mit leistungsstarken Sorten sowie eine
verlustärmere Erntetechnik Gründe
für dieses Ergebnis.
Der Rübenanbau wird zudem heute
von denjenigen Anbauern betrieben,
die ihr Handwerk verstehen und es
schaffen, günstige Witterungsbedin-
gungen in hohe Erträge umzusetzen.
Das Jahr 2014 ist ein gutes Beispiel da-
für. Bereits in der ersten Märzhälfte er-
gab sich die Möglichkeit, Rüben zu sä-
en. Ein großer Teil der rheinischen An-
bauer zögerte angesichts der günstigen
Boden- und Klimabedingungen nicht
lange mit der Entscheidung zur Aus-
saat, obwohl man sicherlich noch den
Spruch „Wer zweimal säen will, muss
früh anfangen“ im Hinterkopf hatte.
Der Erfolg gab ihnen jedoch recht: We-
niger der Kalender als vielmehr die
Großwetterlage sollten das Handeln
eines Ackerbauern bestimmen. Mit der
frühen Saat wurde der Grundstein für
die hohen Erträge gelegt.
Nach einer überaus trockenen Wet-
terperiode bis Ende Juni, die inzwi-
schen schon fast in Vergessenheit gera-
ten ist, die Rüben aber zwang, in die
Tiefe zu wachsen, schuf eine konstant
Hohes Ertragsniveau sichert
Wettbewerbsfähigkeit
85 t Rüben/ha im Durchschnitt, vielleicht sogar noch etwas mehr! Am Ende des
Jahres 2014 ist festzustellen, dass der Ertrag im rheinischen Rübenanbau in Dimen-
sionen vorstößt, an die man vor zehn bis 15 Jahren noch nicht zu denken wagte.
Bernhard Conzen
Auf praktisch allen Rübenfeldern muss-
ten Blattkrankheiten bekämpft werden.
Wurzelfäulen machten vielen Betrieben
zu schaffen und traten auch oftmals auf
Flächen auf, wo noch nie zuvor Befall
festgestellt worden war. Betroffenen Be-
trieben ist unbedingt zu raten, eine ge-
naue Identifizierung des Schaderregers
vorzunehmen, denn nur so ist man in
der Lage, in Zukunft gezielte Bekämp-
fungsmaßnahmen vorzunehmen, so es
sie denn gibt. Über die Rotfäule bei-
spielsweise weiß man noch relativ we-
nig und Bekämpfungsmöglichkeiten
sind nicht bekannt. Hier ist die For-
schung gefordert, mehr Wissen über
diesen Schaderreger zu erlangen.
Ertrag und Markt – Freud und Leid
Die Freude über die guten Erträge
geht allerdings einher mit der Ernüch-
terung über den europäischen Zucker-
markt. Nicht zuletzt aufgrund markt-
politischer Maßnahmen der EU-Kom-
mission mit zusätzlichen Zuckerimpor-
ten und der Umwandlung von Nicht-
quotenzucker in Quotenzucker wurde
das Mengenangebot in der EU deutlich
erhöht und führte seit Juli 2013 bei
Quotenzucker zu einem Preisrückgang
in der EU von mehr als 30 %. Ein Ende
des Abwärtstrends ist derzeit leider
noch nicht in Sicht. In diese Phase sin-
kender EU-Zuckerpreise kommt die
aktuelle, EU-weite Rekordernte natür-
lich unpassend. Sie verschärft den An-
gebotsüberhang und den Preisdruck
am Zuckermarkt. Die niedrigen Zu-
ckerpreise werden nicht ohne Konse-
quenzen für die Rübenpreise bleiben.
Nach drei überaus guten Jahren im
feucht-milde Witterung seit Anfang
Juli bis in den November hinein über-
aus günstige Wachstumsbedingungen
für die Rüben, die nun in diesem ho-
hen Ertrag münden. Wirklich freuen
dürfen wir uns aber erst dann über das
Ernteergebnis, wenn auch die letzte
Rübe in die Zuckerfabrik gebracht
wurde und wir feststellen können,
dass trotz einer Kampagne bis in die
dritte Januardekade hinein
keine Frostschäden an den Rüben
aufgetreten sind,
die für die Rübenmieten getroffe-
nen Schutzmaßnahmen ausreichten
und
es den Rübentransporteuren mög-
lich war, trotz der winterlichen Jah-
reszeit alle Rüben in die Zuckerfa-
briken zu bringen.
Die kommenden sechs bis sieben Wo-
chen werden zweifellos für alle Betei-
ligten noch eine Herausforderung,
denn keiner weiß, welche Witterung
uns noch erwartet. Ausreichend Vlies
zum Schutz der Rübenmieten vor
schädigendem Frost ist zumindest vor-
handen und die Schlagkraft der Mie-
tenpflegeteams ist groß.
Die Witterung mit regelmäßigen und
zum Teil hohen Niederschlägen hatte
natürlich auch ihre Schattenseiten. Bei-
spielsweise war der Krankheitsdruck im
Jahr 2014 so hoch wie lange nicht mehr.
Foto: Landpixel
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