Zuckerrübenjournal 4/2014 - page 6

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Zuckerrübenjournal
LZ 50 · 2014
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508 000 t. Der Zuckerverbrauch liegt
dagegen bei 1,65 Mio. t pro Jahr.
Wettbewerbsfähigkeit steigern
Dieser schwierigen Situation möchte
man in Italien jedoch aktiv entgegen-
treten und versucht, mithilfe von Pro-
jekten zur Steigerung der Wettbe-
werbsfähigkeit Effizienzsteigerungen
in der gesamten Wertschöpfungskette
zu erreichen, gerade im Hinblick auf
2017. Bausteine sind unter anderem Er-
tragssteigerungen auch dank eines ver-
besserten Beratungssystems, eine ver-
besserte Fabrikeffizienz, die alternati-
ve Verwertung von Rüben im Bereich
der Bioenergie mit dem Schwerpunkt
Biogaserzeugung und künftig viel-
leicht die Erzeugung von Biokunststof-
fen. Dazu kommt die oben bereits be-
schriebene bessere Vermarktung von
Nebenprodukten.
Das Ganze soll von regionalen Wirt-
schaftsförderungsprogrammen und
der nationalen Rübenbeihilfe begleitet
werden. Der italienische Rübenanbau-
erverband, der nach einer Neuorgani-
sation nun über 90 % der Anbauer ver-
tritt, spielt in diesem Konstrukt eine
zentrale Rolle.
Die italienische Zuckerindustrie hat
ihre Fabriken modernisiert, um sich
auf die Zeit ab 2017 vorzubereiten, und
produziert nun rund 150 000 t Weiß-
zucker pro Werk. Die Raffinerie in
Brindisi produziert 200 000 t Zucker.
Die Tagungsteilnehmer hatten im Rah-
men des Treffens die Möglichkeit, die
Zuckerfabrik in Minerbio zu besichti-
gen, die zur Firma COPROB gehört.
Auch COPROB arbeitet mit Firmen im
Bereich erneuerbarer Energien zusam-
men. Außerdem forscht man im Ver-
bund mit wissenschaftlichen Instituten
intensiv auf dem Gebiet der Erstellung
von Kunststoffen auf Zuckerbasis (Bio-
plastik) und hat dort bereits erste Erfol-
ge erzielt. COPROB hat heute eine Quo-
te von 284 000 t und ist damit Italiens
größtes Zuckerunternehmen. 5 900 der
7 000 Rübenanbauer sind Anteilseig-
ner. Auf einer Anbaufläche von rund
34 000 ha im Jahr 2014 erwartet man
eine Anlieferung von etwa 2,4 Mio. t
Rüben. Pfeifer & Langen ist ein strategi-
scher Partner von COPROB. Den selbst
erzeugten Zucker bewirbt COPROB mit
dem Slogan „100 % italiano“.
In der Zuckerfabrik Minerbio wer-
den die Rüben 24 Stunden, also rund
um die Uhr angeliefert und das sieben
Tage die Woche. Das erlaubte Gesamt-
gewicht für einen Lkw beträgt 46 t, das
sind 15 % oder 6 t mehr als in Deutsch-
land. Der Anbauerverband kontrolliert
das Rübenlabor. Das Labor in Miner-
bio ist das Zentrallabor für beide
COPROB-Fabriken. Man kann dort 50
Proben je Stunde analysieren. Der Ver-
band prüft stichprobenartig auch die
Kopfbewertung. Das Einzelgewicht je
Rübenprobe ist dabei deutlich höher
als im Rheinland. Es schwankt in ei-
nem Bereich zwischen 50 und 80 kg je
Einzelprobe. Das bedeutet einen ho-
hen logistischen Aufwand.
Vertreter von COPROB und dem ita-
lienischen Rübenanbauerverband prä-
sentierten ihre heimische Zuckerwirt-
schaft gemeinsam. Alle gaben sich
kämpferisch, die Zuckerwirtschaft in
Italien aufrechtzuerhalten. In jedem
Fall stellt das Ende des Quotensystems
jedoch eine besondere Herausforde-
rung für die italienischen Kollegen dar.
Weitere Themen
In der Tagung der CIBE ging es aber na-
türlich nicht nur um die italienische Zu-
ckerwirtschaft. Zahlreiche weitere The-
men standen auf der Agenda, beispiels-
weise die Rübenkopfbewertung. So hat
unter anderem Frankreich 2014 einen
festen Kopfabzug eingeführt. Dieses
Verfahren wird im Rheinland bereits
seit 2006 erfolgreich praktiziert. Die
Kopfbewertung ist überall in der EU
weiterhin ein Dauerthema. Jobst Det-
ring vom Verband der Rübenanbauer
im Lippe-Weser-Raum und Vorsitzen-
der der Laborkommission in Lage stell-
te das dort seit zwei Jahren praktizierte
Fotosystem vor, anhand dessen eine
Klassifizierung des Kopfabzugs in drei
Vor der Zuckerge-
haltsbestimmung
der Rübenproben
werden Steine
und nicht er-
wünschtes Mate-
rial von Hand her-
ausgereinigt.
Fotos:
Dr. Peter Kasten
Die Po-Ebene ist
eine intensiv ge-
nutzte Ackerbau-
region und stark
landwirtschaftlich
geprägt.
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