Zuckerrübenjournal 4/2014 - page 7

LZ 50 · 2014
Zuckerrübenjournal
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| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T |
P O L I T I K
| A K T U E L L E S |
Auch in Italien
erfolgt die Probe-
nahme mittels
eines Rüpro.
T
rotz einer Fülle an Informationen
zur ausgewogenen Ernährung und
eines gesunden Lebensstils wissen viele
Konsumenten nicht, welche Lebensmit-
tel sie wie einsetzen und zubereiten
können. Deshalb war die Verbraucher-
bildung das Thema des Forums Zucker
am 6. November in Berlin, zu dem die
Wirtschaftsverbände Zucker Experten
aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft
eingeladen hatten. Axel Aumüller, Vor-
sitzender des Vereins der Zuckerindust-
rie, betonte dabei, wie wichtig Grund-
kenntnisse bei Ernährungsfragen sind:
„Wer die Zutatenliste und die Nähr-
werttabelle auf Lebensmitteln nicht
richtig bewerten kann, hat keine Chan-
ce auf eine kompetente Entscheidung.“
Oft sind Verbraucher nicht in der
Lage, Informationen richtig einzuord-
nen. Ernährungsbildung muss daher
mit praktischen Alltagssituationen ver-
knüpft werden, zum Beispiel mit der
Verarbeitung von Lebensmitteln oder
der Zubereitung von Speisen. Dies soll-
te bereits im Kindergarten und in der
Grundschule geschehen. „Ernährungs-
bildung muss sich am Alltag von Kin-
dern und Jugendlichen orientieren so-
wie Spaß, Genuss und Lebensfreude
vermitteln“, so die Botschaft von
Dr. Margareta Büning-Fesel, geschäfts-
führender Vorstand vom aid infodienst.
Forum Zucker 2014: Der Verbraucher will's wissen
Risiken bewerten können
Auch Prof. Dr. Gerd Gigerenzer geht
davon aus, dass bereits in der Grund-
schule grundlegende Verbraucher-
kompetenzen vermittelt werden soll-
ten. Er geht dabei über Gesundheits-
und Ernährungsfragen hinaus: „Men-
schen müssen lernen, Risiken und
Chancen richtig einzuschätzen“, be-
tonte der Direktor am Berliner Max-
Planck-Institut für Bildungsforschung,
„denn je unsicherer die Situation
wahrgenommen wird, desto eher
wird aus dem Bauch heraus entschie-
den.“ In den Medien würden Risiken,
aber auch Chancen oft übertrieben
dargestellt. Daher ist es wichtig, dass
der Verbraucher diese im richtigen
Zusammenhang erfassen kann.
„Die Fähigkeit zum statistischen Den-
ken ist auch Verbraucherschutz“, so
Gigerenzer.
Bildung steigert Wertschätzung
„Wer auf einem Bauernhof sieht, wie
viel Arbeit und Qualität in den Produk-
ten steckt, erkennt, dass sie zu wertvoll
für den Abfall sind“, unterstrich die Vor-
sitzende des Ausschusses für Ernährung
und Landwirtschaft im Bundestag, Gitta
Connemann. Aktive Ernährungsbildung
wecke daher auch die Wertschätzung
für Lebensmittel. Die Nähe zwischen
Verbraucher und Landwirtschaft werde
dabei gestärkt. Angelika Mrohs, Ge-
schäftsführerin des Bundes für Lebens-
mittelrecht und Lebensmittelkunde,
wies darauf hin, dass die Lebensmittel-
wirtschaft bereits sehr aktiv Verbrauch-
erbildung betreibe. Unternehmen such-
ten den direkten Kontakt auf vielen Ka-
nälen, ob durch Verbraucherhotlines,
persönliche Ansprache per E-Mail oder
im Rahmen von Werksführungen.
WVZ
Stufen erfolgt. Hierbei unterscheidet
man zwischen geköpften Rüben, ent-
blätterten Rüben und Rübenlieferun-
gen mit grünen Blattanteilen.
Ein weiteres Schwerpunktthema
war die Langzeitlagerung von Rüben
und der Frostschutz. Überall plant
man, die Kampagnelängen ab 2017
bestmöglich auszureizen. Das erhöht
zweifelsfrei die Gefahr von Frostschä-
den. Dementsprechend wird überall
an diesem Thema gearbeitet. Dabei
spielt die regionale Witterung natür-
lich eine große Rolle. Für den Rü-
benanbau in Mitteleuropa, und dazu
gehört natürlich das Rheinland, be-
deutet dies eine besondere Heraus-
forderung. Wechselfröste sind hier die
Regel. Schädigende Fröste wechseln
sich oftmals ab mit milden Tempera-
turen von plus 10 °C und mehr. Das
stellt große Anforderungen an das
Mietenmanagement. Aber auch die
Pflanzenzüchtung und die Landtech-
nik sind gefordert, wenn es darum
geht, Frostschäden an Zuckerrüben zu
minimieren. Ein weiterer Schwer-
punkt waren produktionstechnische
Fragen rund um das Greening. Nach
dem milden Winter 2013/14 und dem
EU-weit aufgetretenen Problem der
Beseitigung oder Einarbeitung von
nicht abgefrorenen Zwischenfruchtbe-
ständen wurden Erfahrungen ausge-
tauscht. Die Bedeutung des Zwischen-
fruchtanbaus ist innerhalb Europas
sehr unterschiedlich. In Österreich
beispielsweise wird auf 75 % der Rü-
benanbaufläche vorab eine Zwischen-
frucht eingesät.
Eines machte die Tagung deutlich:
Alle Rübenanbauregionen Europas be-
reiten sich schon jetzt intensiv auf das
Jahr 2017 vor, um dem dann noch ein-
mal deutlich wachsenden Wettbe-
werbsdruck sowohl innerhalb des
Zuckersektors als auch auf dem Acker
in der Konkurrenz zwischen Rübe und
anderen Feldfrüchten erfolgreich
standzuhalten.
Dr. Peter Kasten
Rheinischer Rübenbauer-Verband e.V.
V.l.n.r.: Gregor
Steinbrenner
(Moderator), Gitta
Connemann, MdB,
Angelika Mrohs,
Dr. Margareta
Büning-Fesel, aid,
und Prof. Dr. Gerd
Gigerenzer, beim
Forum Zucker
2014.
Foto: WVZ
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