Zuckerrübenjournal 4/2014 - page 8

8
|
Zuckerrübenjournal
LZ 50 · 2014
| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T
A N B A U
T E C H N I K | Z U C K E R |
versprechen sehr hohe Erträge auf Flä-
chen ohne Nematodenbefall. Hier wird
deutlich, dass im Bereich der Normal-
sorten ein hoher züchterischer Fort-
schritt stattfindet. Normalsorten haben
nach wie vor ihren Platz in weit ge-
streckten Rübenfruchtfolgen mit gerin-
gen Nematoden-Besatzdichten. Wer oh-
ne Spezialsorten auskommt, erhält die
maximale Ertragsleistung zu geringe-
ren Saatgutkosten.
Im Segment der Nematoden- und
Rhizoctonia-Spezialsorten hat es in die-
sem Jahr keine Neuzulassung gegeben.
Hier sind die neuen und bewährten Sor-
ten aus den Vorjahren die erste Wahl.
Ertrag – Qualität – Stabilität
Bei der Sortenwahl zur Zuckererzeu-
gung ist nach wie vor die wichtigste
Kenngröße der Bereinigte Zuckerertrag
(BZE). Dieser gibt an, wieviel Zucker
aus 1 ha Rüben in der Fabrik theore-
tisch gewonnen werden kann. Der
nicht gewinnbare Zucker wandert über
Melasse und Schnitzel ins Viehfutter.
Wie hoch der Melasse-Zucker-Verlust
ist, wird über die Kennzahl Standard-
melasseverlust (SMV) ausgedrückt. Der
SMV errechnet sich nach einer standar-
disierten Formel, der Braunschweiger
Formel. Die Nichtzuckerstoffe Kalium,
Natrium und Amino-N werden mit un-
terschiedlichen Gewichtungsfaktoren
multipliziert und zu deren Summe eine
feste Konstante (Verlustkonstante) ad-
diert. Je weniger K, Na und Amino-N in
einer Zuckerprobe ermittelt werden,
desto geringer fällt der SMV-Wert aus;
dieser hat Einfluss auf die Qualitätsbe-
zahlung.
Um eine Aussage über die Stabilität
einer Sorte zu machen, sind sehr viele
Prüforte (Umwelten) und Jahre erfor-
derlich. Grundsätzlich wird eine Sorte
erst auf die Bestellliste genommen,
wenn sie eine mindestens dreijährige,
bundesdeutsche Prüfung absolviert
hat. Eigene praktische Erfahrungen
sollten bei der Sortenwahl einen be-
sonderen Stellenwert einnehmen.
Toleranzen nutzen
Die gezielte Auswahl von Toleranzen
und Resistenzen gegen Krankheiten
und Schädlinge spielt in den etablier-
ten Rübenanbaugebieten eine zuneh-
mende Rolle. Ob eine Spezialsorte bei-
spielsweise mit Nematodentoleranz
oder Rhizoctoniaresistenz zum Einsatz
kommen soll oder muss, bedarf einer
genauen Abwägung. Bei rhizoctonia-
resistenten Sorten ist dies besonders
wichtig, da hier die Ertragsleistung
nicht die Leistung des Normalsorti-
ments erreicht.
D
er Befall mit Wurzelfäulen trübte
jedoch zur Erntezeit auf einigen
Feldern ein wenig die große Freude.
Die Ursachen sollten auf jeden Fall
analysiert werden, um zukünftig geeig-
nete Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Neben vielen guten ackerbaulichen
Komponenten, die seitens der Land-
wirtschaft Beachtung finden müssen,
trägt hier die Züchtung eine besondere
Herausforderung für die Zukunft eines
leistungsstarken Rübenanbaus.
Acht Neuzulassungen
Im Jahr 2014 sind acht neue Zucker-
rübensorten vom Bundessortenamt zu-
gelassen worden. Alle Neuzulassungen
liegen im Segment der Normalsorten
mit Rizomaniatoleranz. Erstmalig sind
die Ergebnisse in Tabelle 1 veröffent-
licht. Einige dieser neuen Kandidaten
Sortenwahl – Vielfalt ist notwendig
Das Rübenjahr 2014 hat deutlich gezeigt, zu welchen Rekordleistungen die Zuckerrübe fähig ist. Eine frühe Aussaat
und der milde, feuchte Sommer haben der Rübengenetik geholfen, ihre schlafenden Ertragspotenziale freizusetzen.
Für jeden Stand-
ort die richtige
Sorte – dafür
brauchen Land-
wirte ein vielfälti-
ges Sortenspekt-
rum.
Foto:
Natascha Kreuzer
Die Säcke mit den
Rüben der ver-
schieden Sorten
werden in der
Fabrik in Jülich ab-
geladen und dort
im Labor unter-
sucht.
Foto: Alfons Lingnau
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12,13,14,15,16,17,18,...24
Powered by FlippingBook