09.04.2025

20 % auf alles

Foto: Imago/Zuma Press Wire

Trumps Zollhammer: Nationale Sicherheit als Begründung

US-Präsident Donald Trump hat einen zusätzlichen pauschalen Einfuhrzoll in Höhe von 10 % auf Importe aus der „ganzen Welt“ erlassen. Am Mittwochnachmittag der Vorwoche verkündete er, dass die Zölle mit Wirkung zum 5. April in Kraft treten. Am 9. April sollten darüber hinaus jene Länder, die ein besonders hohes US-Handelsdefizit aufweisen, mit gesonderten und entsprechend höheren „reziproken“ Zöllen bedacht werden.

Die EU reagierte zunächst zurückhaltend. Nach einem Treffen der Wirtschaftsminister am Montag wurde deutlich, dass die EU versuchen will, den Konflikt zu deeskalieren, bevor sie gegebenenfalls deutlichere Gegenmaßnahmen ergreift. So will man den USA anbieten, gegenseitig alle Zölle auf Industriegüter aufzuheben. Die EU ist laut Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bereit zu verhandeln. Ein auch vom Trump-Vertrauten Elon Musk  kürzlich vorgeschlagenes Freihandelsabkommen ist auf EU-Ebene in der Diskussion.

Vorausgesetzt, Trump geht nicht auf Verhandlungsangebote ein, würde künftig bei sämtlichen US-Importen von europäischen Waren ein Zusatzzoll in Höhe von 20 % erhoben. Länder wie China sollen sogar mit 34 % belegt werden. China hat zwischenzeitlich Gegenzölle erhoben. Trump reagierte darauf mit der Drohung, den Zollsatz noch einmal kräftig zu erhöhen, sollte China diese nicht zurücknehmen. Japan will Trump mit 24 %, Indien mit 26 %, die Schweiz mit 32 % und Vietnam mit 46 % beaufschlagen. Trump begründete den handelspolitischen Rundumschlag mit der nationalen Sicherheit und versprach einen dadurch ausgelösten wirtschaftlichen Aufschwung. Zudem monierte er erneut, dass andere Länder die USA „geplündert“ hätten, indem sie tarifäre und nicht tarifäre Handelshemmnisse aufgebaut hätten. Als Beispiel für nicht tarifäre Handelsbarrieren nannte Trump unter anderem Produktstandards, die amerikanische Güter benachteiligten.

Wie Trumps Ankündigungen ankommen

Rohstoffbörsen: Panikreaktionen auf den „Zoll-Hammer“ sind an den internationalen Rohstoffmärkten bislang ausgeblieben. Allerdings tauchten die meisten Agrarcommodities vorübergehend ins Minus. Stärkere Preisimpulse erwarten Analysten durch nun mögliche Vergeltungsmaßnahmen, die unter anderem die EU erwägt.

Deutsche Agrarexporteure: Die German Export Association for Food and Agriproducts (GEFA) fordert von der EU eine „angemessene“ und „zurückhaltende“ Reaktion. Handelsbarrieren und Zollspiralen produzierten „nur Verlierer“. Es brauche eine „engagierte EU-Diplomatie“. Deutschland hatte 2024 laut GEFA bei Agrar- und Lebensmittelerzeugnissen ein Handelsdefizit mit den USA.

US-Agrarverbände: Bei ihnen stößt Trumps aktuelle Zollpolitik auf ein geteiltes Echo. Während die American Farm Bureau Federation (AFBF) und der National Farmers Union (NFU) ihre Kritik bekräftigt haben, begrüßte der einflussreiche Verband der Rinderhalter, die National Cattlemen’s Beef Association (NCBA), die Ankündigung. ADBF und NFU befürchten finanzielle Einbußen für die Farmer und Verluste von Marktanteilen.

EU-Bauernverbände: In den EU-Mitgliedstaaten sorgen sich die nationalen Bauernverbände nach Trumps Zoll-Hammer um ihr US-Geschäft. Marktanteile drohen vor allem Italienern, Franzosen und Spaniern verloren zu gehen. Die britischen Farmer verweisen derweil auf die niedrigen US-Standards. AgE