Ach du grüne Neune
Wenn ein alter Lagerraum für Getreide plötzlich von einem Weinkellerduft durchzogen wird, dann ist man auf dem Gutshof der Familie Schäfer in Heimbach-Vlatten. Neben einem großen Ackerbaubetrieb mit Saatgutvermehrung und -aufbereitung haben sich Lisa und Markus Schäfer dazu entschieden, auch Wein anzubauen. Doch wie kommt man gerade in der Rureifel und neben dem Ackerbaubetrieb auf die Idee, auch noch Wein anzubauen? „Ja, eigentlich ist das ganz schön dumm“, gibt Markus Schäfer lachend zu. Aber die dümmsten Ideen seien ja oftmals die besten, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.
Das junge Paar war auf der Suche nach einem Zukunftsmodell für die Landwirtschaft. „Im Saatgutbereich lässt sich nicht jedes Jahr gutes Geld verdienen. Vor allem die letzten Jahre haben einem die Abhängigkeit vom Weltmarkt einmal mehr aufgezeigt“, sagt der Neuwinzer. Der Weinbau sei von beiden schon immer eine Passion gewesen und schließlich habe es auch bis vor 100 Jahren Weinbau in der Rureifel gegeben. Im Jahr 2019 haben die Schäfers schließlich in Nideggen-Berg die ersten 400 Reben gepflanzt. Mittlerweile sind es circa 17 500 auf 4 insgesamt ha, die ökologisch bewirtschaftet werden. 70 % der Fläche entfallen auf Weißwein, 30 % auf Rotwein. Für die Erweiterung ihres Fachwissens um die Sparte Weinbau haben sich beide zum Winzer weitergebildet.
Doch auch das Winzerpaar aus Vlatten klagt über die diesjährigen Spätfröste und das nasse Frühjahr. Die beiden Rebsorten Solaris und Cabernet Cortis hat es ganz besonders stark erwischt. „Beide Rebsorten sind frühe Sorten. Ursprünglich waren sie dafür gedacht, früher in die Weinlese starten zu können. Da sie aber eben auch entsprechend früher austreiben, beklagen wir hier absolute Totalausfälle“, erklärt Markus Schäfer. Frostschutzmaßnahmen wie das Aufstellen sogenannter Frostschutzkerzen konnten nur bedingt Abhilfe schaffen. Ihre Wirksamkeit ist abhängig von der Anzahl der Kerzen pro Hektar. Noch mehr als die bereits aufgestellten Kerzen machen die Frostbekämpfung laut Markus Schäfer allerdings unwirtschaftlich teuer. Zusätzlich zum Spätfrost kämen die schlechten Befruchtungsbedingungen, ausgelöst durch die nasse Witterung, im Frühjahr. Derzeit geht der Neuwinzer von einem Gesamternteausfall von etwa 65 % aus.
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