Die Sinfonie
Die fast 40-minütige Fahrt vom GeHo in mein neues Zuhause im Kreis Heinsberg nutze ich meist dazu, den Tag Revue passieren zu lassen und Abstand zum Betrieb zu gewinnen. Während ich also vor einigen Wochen an einem Sonntagnachmittag auf der B 221 fuhr und über das hinter mir liegende Wochenende nachdachte, überkam mich total unverhofft eine Welle der Dankbarkeit.
Wir hatten ein arbeitsreiches Wochenende hinter uns: An beiden Tagen waren wir im Restaurant beim Frühstück sowie beim sonntäglichen À-la-carte-Spargelessen bis auf den letzten Platz ausgebucht, bedienten kontinuierlich im Hofladen eine Menge an Kunden, beschickten sechs Marktstände an zwei Tagen, hatten den Foodtruck auf Reisen und fuhren mehrere Auslieferungstouren. Ja, es war anstrengend und wir haben auch gefühlt „die Ecken rund gerannt“. Aber gemeinsam haben wir, das GeHo-Team, es geschafft!
Da sind die Saisonarbeitskräfte, die auf den Spargel- und Erdbeerfeldern sowie in der Halle überhaupt dafür sorgen, dass parallel die Mitarbeiterinnen in Duisburg auf dem Bauernmarkt Produkte zum Verkaufen haben. Da sind die Verkäuferinnen, die im Hofladen um die Wette schälen und noch zwischen den Kunden eine Bestellung für einen Großkunden fertig machen. Da sind die Fahrer, die frühmorgens unsere Herzensprodukte an den LEH liefern und am Ende der Tour mit einem Lächeln fragen: „Hast du noch etwas zu fahren?“ Da sind die Foodtruck-Mädels, die nicht müde werden, gebratene Spargelröllchen zu drehen. Auch dann nicht, wenn wir uns mit dem Foodtruck ganz spontan für eine zusätzliche Veranstaltung angemeldet haben. Und da ist, nicht zu vergessen, das Team, das im Restaurant herumflitzt und die Gäste herzlich bedient.
Uns als Familie Ingenrieth ist bewusst, dass wir alleine den Hof und insbesondere die Spargelsaison in dieser Art gar nicht stemmen könnten. Daher besteht die Herausforderung vor der Saison immer darin, langjährige Saisonkräfte und Mitarbeitende (die wirklich wissen, wie der Hase läuft) und Neue (die noch denken, sie wüssten, wie der Hase läuft) zusammenzustellen und das Vertrauen zu haben, dass aus diesen Individuen ein Team entsteht. Dazu passt das Zitat des amerikanischen Geistlichen Halford Edward Luccock: „Niemand kann eine Sinfonie pfeifen. Es braucht ein ganzes Orchester, um sie zu spielen.“
Dieses Gefühl der Dankbarkeit kenne ich eher vom Ende der Spargelsaison, wenn man diese in Ruhe Revue passieren lässt. Es mitten in der Saison zu erfahren, überraschte mich positiv und ließ mich schmunzeln. Dieses Team, ja dieses Orchester, mit so vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten, war schon nach wenigen Wochen so homogen, dass wir an diesem besagten Wochenende einfach die gleiche Sinfonie pfiffen.
Christina Ingenrieth