15.05.2024

Farmer protestierten mit 10 000 Gummistiefeln

Foto: Petra Jacob

Auch in Wales sind die Landwirte auf die Straße gegangen. Sie befürchten, dass mit dem nach dem Brexit vorgeschlagenen neuen Subventionsprogramm viele landwirtschaftliche Betriebe aufgeben müssen.

Im Januar, als die deutschen Landwirte aus Protest auf die Straße gingen, meldet sich Llŷr Jones aus Nordwales: „Warum protestierten eure Farmer?“, fragt er. „Da geht es doch sicher um mehr als Agrardiesel? Unsere Medien berichten nur einseitig. Ich habe nächste Woche ein Treffen mit unseren Bauern.“ Der 45-jährige Landwirt sitzt beim walisischen Bauernverband (FUW) im Ausschuss für ländliche Angelegenheiten. Ende Februar gingen dann auch die walisischen Landwirte auf die Straße. Wenig später organisiert Llŷr eine besondere Aktion: 5 500 Paar Gummistiefel wurden von walisischen Landwirten eingesammelt und auf die Stufen des walisischen Parlaments gestellt. „Jedes Paar Gummistiefel steht für einen landwirtschaftlichen Betrieb, der in den nächsten Jahren aufgeben wird“, so Llŷr Jones.

Nach dem Austritt aus der EU und damit auch aus der GAP trat in Wales das Basic Payment Scheme (Basisprämienregelung) in Kraft und soll jetzt durch das Sustainable Farming Scheme (nachhaltiges Landwirtschaftsprogramm) ersetzt werden. Dann soll es nur noch unter bestimmten Umweltschutzauflagen Geld für die Landwirte geben. Auch der FUW zeigt sich besorgt, wie sich das auf die Zukunft der Branche auswirken könnte.

Wales profitierte von der EU

Llŷr Jones hat im Juni 2016 beim Referendum für den Verbleib Großbritanniens in der EU gestimmt. „Ich bin lieber Teil der Party, als außerhalb zu stehen. Als Mitglied der EU kann man doch mehr bewirken“, sagte er damals. Acht Jahre später, wieder zu Besuch bei ihm auf der Derwydd Farm in Llanfihangel-Glyn-Myfyr im Norden von Wales, denkt er noch genauso. „Die französischen und deutschen Bauern sind viel stärker und vereinigt als wir hier in Großbritannien. Wenn die was wollen, dann setzen sie das durch. Wir kleines Wales haben nicht viel zu sagen, wir haben von stärkeren Partnern an der Seite profitiert“, sagt er bei einer Tasse Tee am Küchentisch.

Wales ist ein sehr bergiges Land mit einem milden, feuchten Klima. Ackerbau wird hier wenig betrieben, 75 % der landwirtschaftlichen Fläche werden als Weideland eingestuft und dienen vor allem der Schafhaltung. Hauptabsatzmarkt für Schaf- und Lammfleisch war die EU. Huw Thomas, politischer Berater des FUW, sprach davon, dass Subventionen mehr als 80 % der landwirtschaftlichen Einkommen in Wales ausmachen. „Ich weiß nicht, ob ich das sagen darf“, überlegt Llŷr kurz. „Doch viele meiner Kollegen haben durch die Subventionen verlernt, als Landwirt wirtschaftlich zu arbeiten und sind abhängig geworden.“ Was passiert, würden sie gestrichen? „Dann leben diese Farmer eben am Existenzminimum, doch aufgeben werden sie trotzdem nicht.“

Mehr in LZ 20-2024 ab S. 48