Hanf: Welche Sorte wofür
Der Anbau von Nutzhanf steht vor Veränderungen hinsichtlich des Konsumcannabisgesetzes und des Nutzhanfliberalisierungsgesetzes. Hierbei haben die Regelungen des inzwischen legalisierten Konsumcannabis kaum Auswirkungen auf den Nutzhanf, der sich mit THC-Werten unterhalb des rechtlichen Grenzwerts von 0,3 % nicht für den Konsummarkt eignet. Dr. Michael Dickeduisberg, Landwirtschaftskammer NRW, fasst die wichtigsten Punkte des Düsser Hanftags zusammen.
Aktuell ist der Anbau von Nutzhanf nur Landwirten vorbehalten, für die Zukunft sollen ihn auch Gartenbauunternehmen anbauen dürfen. Die zugelassenen Sorten werden jährlich von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in einem Katalog veröffentlicht. Aus über 90 Sorten wählen die europäischen Anbauer die für ihre Zwecke und ihren Standort geeignete Sorte.
Langsamer Zuchtfortschritt
Dabei fällt die Wahl oft auf bereits im Jahr 1998 zugelassene Sorten. Entsprechend begrenzt sind somit Züchtungsfortschritte sowie züchterische Anpassungen an neue Anforderungen hinsichtlich der Inhaltsstoffe oder Standorteignung. Züchter wie Dr. Patrick Thorwarth von der Uni Hohenheim dürfen in der Hanfzüchtung nur auf die zugelassenen Sorten zugreifen und können somit das Potenzial anderer Sorten und Herkünfte nicht nutzen – anders als in der gängigen Züchtungsarbeit von Kulturpflanzen. Somit handelt es sich streng genommen bei Hanf eher um Populationen als um eindeutige Liniensorten.
Die hauptsächlich angebauten Sorten in Deutschland sind laut Bernd Wortmann von Wortmann AIG Fedora 17 und Finola. Hier liegen die Schwerpunkte auf der Körnernutzung und dem Anbau von Hanf als Winterzwischenfrucht zur Fasergewinnung.
Hanf in der Fütterung
Besondere Vorzüglichkeit hat die Sorte Santhica für Anwendungen unter Ausschluss von THC. Sie hat einen marginalen THC-Gehalt weit unterhalb des Grenzwerts und eignet sich somit unter anderem zur Verfütterung. Dr. Björn Kuhla vom Forschungsinstitut für Nutztierbiologie stellte Versuche mit Einmischung von Hanf in die Ration von Milchkühen vor. Durch den Einsatz von Hanf wird die Energie- und Stickstoffnutzungseffizienz verbessert und Stickstoffausscheidungen im Urin werden verringert. Allerdings wird die Futteraufnahme reduziert, wodurch in der Folge die Milchleistung sinkt.
Letztlich ist der Hanf geeignet, diverse Ziele der Gesellschaft und Herausforderungen der Landwirtschaft zu lösen. Praxisorientierte Forschung sowie zunehmender Einsatz nachhaltiger Rohstoffe in der Industrie werden die Relevanz des heimischen Anbaus weiter erhöhen.
Über 90 Nutzhanfsorten sind von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung momentan zugelassen.