24.04.2024

Niederländer pessimistisch

Foto: imago/Photo News

Die Landwirte in den Niederlanden blicken unter dem Strich eher pessimistisch in die Zukunft. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die die Fachzeitung „Boerderij“ in Zusammenarbeit mit dem Fernsehsender „EenVandaag“ vom 3. bis zum 17. April unter fast 900 Landwirten durchgeführt hat. Stuften die Bauern ihre Perspektiven wegen der niederländischen Stickstoffpolitik bereits in den vergangenen Jahren als trüb ein, haben die neuen Düngevorschriften der EU ihre Existenzen noch unsicherer werden lassen: Sieben von zehn Viehhaltern gaben bei der aktuellen Erhebung an, dass diese Regeln das Ende ihres Betriebs bedeuten könnten. Doch nicht nur die Viehhalter zeigen sich missmutig: Ein Viertel aller befragten Landwirte geht davon aus, dass es ihren Betrieb in zehn Jahren wahrscheinlich oder bestimmt nicht mehr geben wird. Das Fehlen einer Perspektive, das zum Teil auf die sich ständig ändernde Politik zurückzuführen sei, erschwere es, einen Betriebsnachfolger zu finden. „Ich bin jetzt sechs Jahre lang von der Abrisspolitik gebeutelt worden“, erklärte ein Landwirt. „Meinen vier Kindern rate ich davon ab, Landwirt zu werden, ich will ihnen das nicht antun“, so der Umfrageteilnehmer.

Derweil hoffen 85 % der befragten Landwirte mit Blick auf die laufende Regierungsbildung in den Niederlanden auf ein rechtsgerichtetes Kabinett unter Beteiligung der Partei für die Freiheit (PVV) des Rechtspopulisten Geert Wilders, der konservativ-liberalen Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD), der „sozial-konservativen“ Partei Neuer Sozialer Vertrag (NSC) und der Bauern-Bürger-Bewegung (BBB). Diese Parteien würden sich wahrscheinlich mehr für die Landwirte einsetzen als die zurzeit nur noch kommissarisch arbeitende Regierung unter Ministerpräsident Mark Rutte. So sehr die Landwirte auch auf ein neues Kabinett hoffen, so pessimistisch sind sie gegenüber der Europäischen Union eingestellt. Nur 18 % der Umfrage-teilnehmer gaben an, Vertrauen in die Gemeinschaft zu haben. Trotz der Agrarsubventionen und der mit dem Binnenmarkt verbundenen Exportchancen verknüpften 43 % mit der EU eher Nachteile; Vorteile sahen nur 27 %. Allerdings befürworten zwei Drittel, dass die Niederlande EU-Mitglied bleibt.

Von den größeren Interessenverbänden der Landwirte genießt Agractie, die mehrere Bauernproteste in Brüssel organisiert hat, das meiste Vertrauen mit einem Anteil von 69 %. Der Bauernverband LTO kommt auf 57 %. Dort sei zwar viel Fachwissen verfügbar, aber es bestehe eine zu große Abhängigkeit von der Regierungspolitik, so die Kritik. Derweil unterstützen nur 38 % der Befragten die Bewegung Farmers Defence Force (FDF). „Kein Realismus“, „zu extrem“ und „schreit viel, denkt aber nicht“ lauteten die Begründungen für die relativ schwache Zustimmung.

Um politische Veränderungen zu erzwingen, halten 43 % der Befragten auch „harte Maßnahmen“ für zulässig.