Vielfalt führt zum Erfolg
Ira Brömmelsiek ist jahrgangsbeste Agrarbetriebswirtin 2024 in NRW und hat den Nachwuchsförderpreis der Landwirtschaftskammer erhalten.
Sonderkulturen, Milchvieh, Schweine, Legehennen, Mutterkühe, Pferde, Gemüse- und Ackerbau sowie Direktvermarktung: In all diesen Bereichen der Landwirtschaft hat Ira Brömmelsiek bereits praktische Erfahrungen gesammelt. „Ich habe die Fühler schon recht weit ausgestreckt“, berichtet die 25-Jährige. Diese Vielfalt an Erfahrungen sieht sie selbst als einen entscheidenden Faktor dafür, dass sie die Fachschule in Kleve im vergangenen Jahr als jahrgangsbeste Staatlich geprüfte Agrarbetriebswirtin mit einer Durchschnittsnote 1,08 abgeschlossen hat. Dabei war ihr ursprünglicher Plan ein anderer.
Ira Brömmelsiek ist auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Borgholzhausen im Kreis Gütersloh aufgewachsen. Nach dem Abitur wollte sie ein Agrarstudium beginnen. Doch für die Zulassung wäre ein Jahr Praxiserfahrung notwendig gewesen. „Unser Hof ist ein Nebenerwerbsbetrieb und hätte dafür nicht gezählt“, erklärt sie. Statt ein Jahrespraktikum zu absolvieren, entschied sie sich für eine verkürzte Ausbildung zur Landwirtin, die zwei Jahre dauerte. Ihr erstes Ausbildungsjahr verbrachte sie auf einem Bioland-Gemüsebetrieb in Detmold. Dort lernte sie den Anbau von Sonderkulturen und die Haltung von Legehennen in Mobilställen kennen. „Das zweite Lehrjahr habe ich dann auf einem konventionellen Milchviehbetrieb verbracht, der recht automatisiert war“, berichtet sie.
Praxis schlägt Theorie
Während der Ausbildung stellte sie fest, dass ein Studium nicht das Richtige für sie war. „Ich lerne und arbeite lieber praktisch als theoretisch“, sagt sie. Deshalb entschied sie sich für eine Weiterbildung zur Agrarbetriebswirtin. Vorher absolvierte sie ein verpflichtendes Gesellenjahr, das sie auf dem Milchviehbetrieb verbrachte, auf dem sie bereits ihr zweites Lehrjahr gearbeitet hatte. In dieser Zeit stellte der Betrieb auf ökologische Landwirtschaft um. „Ich bin geblieben, um die Umstellung zu begleiten und mich stärker ins Herdenmanagement einzuarbeiten“, erzählt sie. Ihre Begeisterung für den ökologischen Landbau bestärkte ihre Entscheidung, die Fachschule für Agrarwirtschaft mit dem Schwerpunkt Ökolandbau in Kleve zu besuchen.
Blick über den Tellerrand
Während der Fachschulzeit sammelte sie weitere Erfahrungen, indem sie parallel auf unterschiedlichen Betrieben arbeitete. Im ersten Jahr blieb sie auf dem Milchviehbetrieb, doch im zweiten Jahr entschied sie sich, auch den Schweinebereich kennenzulernen. „Ich habe auf einem Bioland-Schweinebetrieb gearbeitet, der ein geschlossenes System und einen Hofladen hat“, erzählt sie. Diese abwechslungsreichen Erfahrungen sieht sie als wertvolle Bausteine ihrer Entwicklung an. Seit ihrem erfolgreichen Abschluss im vergangenen Sommer arbeitet Ira Brömmelsiek nun auf einem Demeter-Betrieb in Versmold, der Gemüsebau, eine Mutterkuhherde und Direktvermarktung kombiniert. Zusätzlich engagiert sich der Betrieb in der Entwicklungszusammenarbeit mit Uganda. Über die Schorlemer Stiftung des Deutschen Bauernverbandes kommen regelmäßig Praktikanten aus Uganda, um auf dem Hof mitzuarbeiten und Ideen mit in ihre Heimat zu nehmen. Diese Kooperation hat ihr auch eine bevorstehende Reise nach Uganda ermöglicht. „Wir werden eine Farmtour machen und alte Praktikanten sowie andere Betriebe besuchen“, erzählt sie.
Viele Ideen für die Zukunft
Beruflich fühlt sie sich auf ihrem aktuellen Betrieb gut aufgehoben und plant, dort zunächst zu bleiben. Doch langfristig hat sie noch viele Ideen. „Wie es weitergeht, steht noch in den Sternen“, sagt sie lächelnd. Ihr Drang, Neues kennenzulernen, und die Arbeit auf vielen verschiedenen Betrieben sieht sie als Schlüssel zu ihrem Erfolg. „Die vielfältigen Einblicke haben mir geholfen, mich breit aufzustellen“, erklärt sie. Auch die Ausbildung habe ihr eine solide Basis gegeben: „Auf beiden Lehrbetrieben durfte ich alles ausprobieren und die Ausbilder hatten immer ein offenes Ohr.“ Außerdem bildet sie sich gerne weiter. „Ich lese auch gerne Fachzeitschriften und sauge dort viel Wissen auf“, berichtet die Agrarbetriebswirtin.
kj
Agrarbetriebswirtin
Die Landwirtschaftskammer bietet an den Standorten Kleve, Köln-Auweiler, Borken, Herford, Meschede und Münster die ein- und zweijährige Fachschule in Vollzeit an, wobei in der Landwirtschaft in der Regel die Fachschule zwei Jahre lang besucht wird. Sie endet mit dem Abschluss „Staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt oder Staatlich geprüfte Agrarbetriebswirtin“. Weitere Informationen zu den Fachschulen finden Sie unter: www.landwirtschaftskammer.de/schulen/