Zuckerrüben Journal Nr. 3/2015 - page 11

LZ 32 · 2015
Zuckerrübenjournal
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B E T R I E B S W I R T S C H A F T
M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S |
einsparung ist, muss somit einzel-
betrieblich entschieden werden.
Vollkosten betrachten
Die Betrachtung der Einsparpotenzia-
le, nur beschränkt auf die Direktkos-
ten, greift zu kurz. Hierzu ist in Gra-
fik 3 die Entwicklung der Vollkosten
im Zuckerrübenanbau dargestellt. Wie
zu erkennen ist, haben die Direktkos-
ten (Saatgut, Dünger, Pflanzenschutz,
sonstige Kosten) aktuell einen Anteil
von etwa 40 % an den Gesamtkosten –
allerdings mit steigender Tendenz. Die
restlichen 60 % teilen sich in Arbeits-
erledigungskosten, Gebäudekosten so-
wie Boden- und Allgemeinkosten auf.
Die Arbeitserledigungs- und Bodenkos-
ten beeinflussen somit wesentlich die
Rentabilität im Zuckerrübenanbau
und Kostensenkungen in diesen Berei-
chen verbessern die Wirtschaftlichkeit
nachhaltig. Während bei den Boden-
kosten die Anpassungsmöglichkeiten
begrenzt sind, bieten sich bei den Ar-
beitserledigungskosten viele Optionen.
Ziel ist hier die optimale Auslastung
der Maschinen. Die Anpassungsstrate-
gien im Einzelbetrieb sind vielfältig:
Einige Betriebe nutzen die Maschi-
neninvestition in Bruchteilseigentum
oder die Vorteile einer Arbeitserledi-
gungsgesellschaft, andere senken
durch überbetriebliche Maschinen-
arbeiten beziehungsweise den Ab-
schluss von Bewirtschaftungsverträgen
ihre Kosten. Die Vergabe – meist der
Ernte – an Maschinenringe oder Lohn-
unternehmer kann eine weitere Alter-
native sein. Auch eine Flächenzupacht
kann grundsätzlich die Arbeitserledi-
gungskosten reduzieren. Ob eine Zu-
pacht sinnvoll ist, sollte jedoch im Vor-
hinein durch die Berechnung des be-
triebswirtschaftlich maximal vertret-
baren Pachtpreises gründlich geprüft
werden. Unter den aktuellen Rahmen-
bedingungen ist eine Wirtschaftlich-
keit vielfach nicht gegeben. Hierbei ist
jedoch anzumerken, dass der „wirt-
schaftliche“ Pachtpreis immer be-
triebsindividuell und eine pauschale
Einschätzung somit sehr schwierig ist.
Nachhaltiges Ziel muss es sein, die
Vollkosten zu decken, um einen Unter-
nehmergewinn zu erzielen. Nur so ist
eine Entlohnung der eigenen Produkti-
onsfaktoren (Boden, Arbeit, Kapital) so-
wie des unternehmerischen Risikos ge-
währleistet.
Die Vollkosten können zudem nicht
unabhängig vom Rübenertrag betrach-
tet werden. Der Grafik 4 ist zu entneh-
men, dass die Stückkosten zur Ernte
2014 – in Abhängigkeit vom Ertrag –
zwischen 38 und 31 €/t brutto schwank-
ten. Hier schließt sich dann wieder der
Kreis, denn ein hoher Rübenertrag ist
nicht nur wichtig für die Marktleistung,
sondern auch für eine kosteneffiziente
Produktion und sichert somit „zwei-
fach“ die Wettbewerbsfähigkeit des
Zuckerrübenanbaus.
Fazit
Die Wettbewerbsfähigkeit des Zucker-
rübenanbaus steht durch das Quoten-
ende und den Abbau der politischen
Stützungen vor großen Herausforde-
rungen. Durch das Auslaufen des Quo-
tensystems 2017 wird sich die Zucker-
rübe verstärkt dem Wettbewerb mit
anderen Süßungsmitteln, wie Rohr-
zucker oder Isoglukose, stellen müs-
sen. Es ist weiterhin zu erwarten, dass
der Erzeugerpreis größeren Schwan-
kungen unterliegt und sich zudem
stärker an den Alternativfrüchten ori-
entieren wird. Der Zwang zum Erfolg
wird zunehmen und der Maßstab des
Erfolgs ist die Wettbewerbsfähigkeit
des Betriebes. Um in diesem Umfeld
weiter erfolgreich Zuckerrüben anzu-
bauen, sind hohe Rüben- und Zucker-
erträge bei angepassten Direktkosten
notwendig. Diese Faktoren sowie nied-
rige Arbeitserledigungskosten, „wirt-
schaftliche“ Pachtpreise und eine an
die Erfüllung der vertraglichen Rüben-
liefermengen orientierte Anbaupla-
nung sind die Schlüssel zum Erfolg.
Ferner ist die Kenntnis der individuel-
len Produktionskosten essenziell zur
Abschätzung der einzelbetrieblichen
Vorzüglichkeit des Zuckerrübenan-
baus.
Stärken des rheinischen Zucker-
rübenanbaus sind weiterhin die im
Anbau sehr erfahrenen Betriebsleiter,
die Nähe zur verarbeitenden Industrie
und die hierdurch geringen Transport-
kosten sowie die klimatischen Vorteile
des Gunststandortes.
Es spricht also vieles dafür, dass die
Zuckerrübe auch nach 2017 einen fes-
ten Platz in der Fruchtfolge einneh-
men wird und den rheinischen Acker-
bauern ein sicheres Einkommen bietet.
Wilfried Beeker
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Arbeitskreis für Betriebsführung
Köln-Aachener Bucht
Grafik 3: Entwicklung der Vollkosten
(Arbeitskreis für Betriebsführung Köln-Aachener Bucht)
0
500
1 000
1 500
2 000
2 500
3 000
1994
1999
2004
2009
2014
Boden-/Allgemeinkosten
Gebäudekosten
Arbeitserledigungskosten
Direktkosten
€/ha
Grafik 4: Stückkosten 2014 in Abhängigkeit vom Rübenertrag (in €/t)
(Arbeitskreis für Betriebsführung Köln-Aachener Bucht)
Boden-/Allgemeinkosten
Gebäudekosten
Arbeitserledigungskosten
Direktkosten
0
5
10
15
20
25
30
35
40
60
65
70
75
80
85
90
95
€/t
t/ha
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