Zuckerrüben Journal Nr. 3/2015 - page 8

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Zuckerrübenjournal
LZ 32 · 2015
| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T
B E T R I E B S W I R T S C H A F T
A N B A U | T E C H N I K | Z U C K E R |
Talfahrt könnte zum
Stillstand kommen
Grundsätzlich kann davon ausgegan-
gen werden, dass der offenbar unauf-
haltsame Verfall der Zuckerpreise
demnächst zum Stillstand kommen
dürfte. Einer erheblichen und auch
nachhaltigen Preiserhöhung stehen je-
doch zunächst noch die erheblichen
Lagerbestände – man könnte auch sa-
gen Zuckerberge – gegenüber, die in
den vergangenen Jahren angehäuft
worden sind. Während sogar aus
Deutschland in der vergangenen Kam-
pagne teilweise die Reaktivierung ehe-
maliger Getreideinterventionslager-
stätten zur Lagerung von Zucker au-
ßerhalb der Fabriken vermeldet wur-
de, ist die Situation in Asien weitaus
dramatischer. Thailand sitzt noch auf
erheblichen Mengen nicht vermarkte-
ten Zuckers von 2014/15, sieht sich je-
doch bereits wieder der Konkurrenz
„frischen“ Zuckers aus der neuen brasi-
lianischen Kampagne ausgesetzt. Auch
Indien war trotz der Gewährung von
Exportsubventionen nicht in der Lage,
seine Bestände wesentlich zu reduzie-
ren, da die im Februar fixierte Export-
subvention nicht hoch genug war an-
gesichts des danach aufgetretenen
weiteren Verfalls der Weltmarktpreise.
Schlussendlich ist als weiterer we-
sentlicher Faktor für die zukünftige Zu-
ckerpreisentwicklung die brasilianische
Währung anzuführen, da die schwache
wirtschaftliche Lage in Verbindung mit
der politischen Krise des Landes – eini-
ge Beobachter gehen von einem Amts-
enthebungsverfahren gegen die in ei-
nen Korruptionsskandal verwickelte
Präsidentin aus – zu einem beispiello-
sen Einbruch des Reals auf das niedrigs-
te Niveau seit zwölf Jahren geführt hat.
Da eine Abwertung des Reals gleichzei-
tig die brasilianischen Produktionskos-
ten in Dollar senkt und die Dollar-
Exporterlöse in Inlandswährung erhöht,
war dieser Wechselkurseinbruch des
weltweit größten Produzenten und Ex-
porteurs auch eine Hauptursache für
den weiteren Verfall des Weltmarkt-
preises in den vergangenen Monaten.
Folgerichtig muss festgehalten werden,
dass die Preisaussichten für den Weltzu-
ckermarkt im kommenden Jahr wahr-
scheinlich in erheblichem Ausmaß von
der weiteren gesamtwirtschaftlichen
und innenpolitischen Entwicklung in
Brasilien abhängig sein werden.
Stefan Uhlenbrock
F.O. Licht
F
ür Unsicherheit unter den Er-
zeugern sorgt zudem das ge-
plante Auslaufen der Zuckermarkt-
ordnung 2017. Die künftige Stellung
der Zuckerrübe in der Fruchtfolge
wird intensiv diskutiert. Eine Abschät-
zung der einzelbetrieblichen Vorzüg-
lichkeit des Zuckerrübenanbaus setzt
aber die Kenntnis der individuellen
Erfolgsfaktoren und Produktionskos-
ten voraus. Grund genug, sich wichtige
Erfolgsfaktoren im Zuckerrübenanbau
genauer anzusehen.
Die Wirtschaftlichkeit des Zucker-
rübenanbaus wird letztendlich be-
stimmt durch die Höhe der Marktleis-
tung und den Umfang der erforderli-
chen Produktionskosten.
Die Höhe der Marktleistung ergibt
sich als Produkt aus Hektar-Ertrag und
Erzeugerpreis. Die Entwicklung der
Zuckererträge im AK 1 seit 1990 stellt
Grafik 1 dar. Über die letzten 25 Jahre
ist der Zuckerertrag durchschnittlich
um 0,25 t/ha und Jahr gestiegen. Be-
trachtet man nur die letzten zehn Jah-
re, so ist der Anstieg mit 0,44 t/ha und
Jahr sogar noch höher. Im Jahr 2014
konnte in der Auswertung des AK 1
zum ersten Mal ein durchschnittlicher
Zuckerertrag von über 16 t/ha ausge-
wiesen werden – ein überragendes Er-
gebnis. Wodurch können diese Ertrags-
sprünge erklärt werden? Wie so oft,
gibt es nicht den einen Faktor, sondern
eine ganze Reihe von Punkten, die die-
se positive Entwicklung beeinflusst ha-
ben. Genannt werden sollen hier zum
Beispiel die Fortschritte in der Rüben-
züchtung, der Rückgang der Fruchtfol-
Grafik 1: Zuckerertrag in t/ha, 1990 bis 2014
(Arbeitskreis für Betriebsführung Köln-Aachener Bucht)
7,00
8,00
9,00
10,00
11,00
12,00
13,00
14,00
15,00
16,00
17,00
90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14
t/ha
Jahr
Zuckerertrag plus 0,25 t/ha/Jahr in den letzten 25 Jahren
Zuckerertrag plus 0,44 t/ha/Jahr in den letzten 10 Jahren
Erfolgsfaktoren
im Rübenanbau
Die letzte Zuckerrübenernte 2014 war geprägt durch sehr
hohe Rübenerträge. Auf der anderen Seite entwickelten
sich die Erzeugerpreise durch das aktuell große Zucker-
angebot in der EU negativ. Ein Blick in die Auswertung des
Arbeitskreises für Betriebsführung Köln-Aachener Bucht
(AK 1) zeigt die aktuellen Zahlen.
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12,13,14,15,16,17,18,...24
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