Zuckerrüben Journal Nr. 3/2015 - page 3

LZ 32 · 2015
Zuckerrübenjournal
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A K T U E L L E S
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Skeptischer Blick
nach vorn
In der ersten Juniwoche waren die deutschen Rübenanbauerver-
bände Gastgeber des 44. Kongresses der Internationalen Vereini-
gung europäischer Rübenanbauer (CIBE) in Berlin. Die Veranstal-
tung stand ganz im Zeichen des bevorstehenden Endes des Zucker-
quotensystems im Jahr 2017.
A
uch der dramatische Zuckerpreis-
verfall in der EU und dessen Fol-
gen für den gesamten Zuckersektor
standen auf der Tagesordnung. Dem-
entsprechend gedämpft war die Stim-
mung bei allen Teilnehmern.
Preis- und Markttransparenz
unverzichtbar
Gleich zu Kongressbeginn machte der
amtierende CIBE-Präsident Bernhard
Conzen in seiner Begrüßungsrede klar,
wie einschneidend die Reform 2017
nicht nur für die Rübenanbauer, son-
dern für den gesamten EU-Zuckersek-
tor ist. Keiner der Anwesenden wisse
genau, was auf die Branche zukäme,
denn niemand habe unter anderen Be-
dingungen als unter dem Quotenre-
gime gearbeitet. Alles würde sich än-
dern: das rechtliche Regelwerk, die
Marktsituation, der Wettbewerb bei
Zucker und Rübe, die Anforderungen
an die Anbauer und Unternehmen und
natürlich auch das Innenverhältnis
zwischen Unternehmen und Rüben-
anbauern. Hier gelte es sicherzustel-
len, dass durch eine faire Anbauerbe-
teiligung an den Zuckererlösen die
wirtschaftliche Nachhaltigkeit des Rü-
benanbaus auch nach 2017 sicherge-
stellt werde. Für ein Verhandeln auf
Augenhöhe seien eine ausreichende
Preis- und Markttransparenz für die
Anbauer und ihre Verbände unver-
zichtbar. Die bisherige Preisbericht-
erstattung und die Zuckerbilanzen
müssten uneingeschränkt erhalten
bleiben. Ebenso wichtig wie die ange-
messene Erlösbeteiligung der Anbauer
sei aber auch die kontinuierliche Wei-
terentwicklung der Rüben- und Zu-
ckererträge, weswegen eine hohe For-
schungs- und Versuchsintensität wei-
ter unerlässlich sei.
Conzen zeigte sich zufrieden damit,
dass in der neuen Marktordnung die
Verpflichtung zur Aushandlung von
Rübenlieferungsverträgen und Bran-
chenvereinbarungen zwischen den Zu-
ckerunternehmen und den Rübenan-
bauerverbänden weiter verpflichtend
vorgeschrieben sei. Dies eröffne die
Möglichkeit, stabile Verhältnisse zu
schaffen. Er forderte die EU-Kommissi-
on auf, möglichst bald Rechtssicher-
heit in allen Detailfragen zur neuen
Marktordnung zu schaffen.
In einem Grußwort ging Albert
Deß, deutscher Agrarexperte aus dem
Europäischen Parlament, auf die EU-
Agrarpolitik ein. Er stellte zu Beginn
seiner Rede heraus, dass es ohne Euro-
päisches Parlament gar keine Markt-
ordnungsverlängerung bis 2017 mehr
gegeben hätte. Bestrebungen hin zu
noch mehr Liberalisierung und Frei-
handel erteilte er eine klare Absage.
Wachsen würde nicht zuletzt durch
die neue Gemeinsame Agrarpolitik die
Bedeutung einer nachhaltigen und
umweltverträglichen Produktion, da-
rauf müssten sich Rübenanbauer und
Zuckerunternehmen einstellen. Deß
mahnte die Delegierten aus allen EU-
Mitgliedstaaten, Einigkeit zu demons-
trieren, denn nur als starke, geschlos-
sene Einheit fände man in der EU aus-
reichend Gehör.
Joachim Rukwied, Präsident des
Deutschen Bauernverbandes und zu-
gleich auch Vorsitzender des Zucker-
rübenanbauerverbandes Baden-Würt-
temberg, unterstrich in seinem Gruß-
wort zunächst die große Bedeutung
des Rübenanbaus für Einkommen und
Fruchtfolge in Ackerbaubetrieben.
Man müsse sich aber in Zukunft durch
den freieren Markt auf schwankendere
Preise einstellen, auch in der Land-
wirtschaft. Die EU-Kommission sei in
der Pflicht, unter diesen erschwerten
Wie geht es wei-
ter mit der Rübe
nach 2017? Diese
Frage beschäftigte
die europäischen
Rübenanbauer bei
der CIBE-Tagung
in Berlin.
Foto:
Twan Wiermans
Bernhard
Conzen
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