29.01.2025

Mehr als nur Angeln

Foto: Ann-Christin Berchem

Elias Heinevetter ist jahrgangsbester Fischwirt in der Fachrichtung Aquakultur und Binnenfischerei 2024 in NRW

Hätte man Elias Heinevetter nach seinem Abitur gesagt, dass man ihn zehn Jahre später jeden Tag in Wathose und mit einem Kescher bewaffnet inmitten eines Beckens voller Fische stehen sieht, so hätte er es sicher nicht geglaubt. Eigentlich hatte er beruflich etwas anderes geplant. Er wollte Lehrer werden und studierte Grundschullehramt. Doch während des Studiums merkte der gebürtige Wittener, dass dieser Weg für ihn nicht der richtige war. Er entschied sich dazu, einen Schlussstrich zu ziehen und noch mal von vorne anzufangen. Eine Dokumentation im NDR über den Beruf des Fischwirts gab schließlich die Initialzündung für den heute 28-Jährigen, eine Ausbildung zum Fischwirt zu beginnen. Allzu abwegig war dieser Schritt nicht: „Ich bin im Prinzip mit dem Wasser groß geworden. Mein Vater hat mich das erste Mal mit zum Angeln genommen, als ich etwa drei Jahre alt war. Damals musste ich noch an den Hosenträgern am Baum festgebunden werden, damit ich nicht ins Wasser falle“, erzählt Heinevetter

Ausbildung in Stolberg

Nach einem zweiwöchigen Praktikum im Familienbetrieb Mohnen in Aachen-Stolberg ergatterte Heinevetter dort einen Ausbildungsplatz zum Fischwirt ab dem Sommer 2022. Aufgrund seines Abiturs durfte er auf zwei Ausbildungsjahre verkürzen. In seinem Ausbildungsbetrieb beschäftigte er sich vor allem mit der Fischmast. Dazu gehören neben dem Fischefüttern und Sortieren auch die Teichpflege und der Umgang mit den unterschiedlichsten Teichanlagen. An einem Standort des Betriebs in Schevenhütte konnte er außerdem Einblicke in die Laichfischhaltung erhalten. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm die Sichtung eines siamesischen Zwillings. „So was zu sehen, ist auch für Fischwirte sehr selten“, meint der Fischwirt. Ein weiterer Standort des Betriebs befand sich in Gressenich. Dort lernte Heinevetter das Schlachten, das Verarbeiten und das Räuchern von Fisch. Da in seinem Ausbildungsbetrieb ausschließlich Forellen gezüchtet wurden, absolvierte er zusätzlich ein Praktikum im Betrieb Kaiser Zander in Porta Westfalica, um auch eine andere Fischarten kennenzulernen.

Für die Berufsschule musste der 28-Jährige für sechs bis acht Termine pro Ausbildungsjahr nach Hannover auf die Justus-von-Liebig-Schule, um sich dort jeweils ein bis zwei Wochen lang theoretisch fortzubilden. Zusätzlich dazu fuhr der damalige Auszubildende einmal pro Ausbildungsjahr nach Kirchhundem im Sauerland zum Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV). Hier wurde praktisches Wissen an den Gewässern gelehrt, wie zum Beispiel Elektrofischen. Seine Ausbildung schloss er mit der Abschlussnote 1,3 ab und hat daher von der Landwirtschaftskammer NRW den Nachwuchsförderpreis erhalten. Und wie erklärt er sich das gute Abschneiden? „Wenn man etwas nicht versteht, dann muss man einfach immer nachfragen“, erklärt der Fischwirt.

In seiner Abschlussklasse war er zusammen mit elf anderen Auszubildenden aus insgesamt drei Bundesländern. Im Jahrgang nach ihm sind nur vier Auszubildende. „Das unterstreicht die traurige Tatsache, dass wir dringend Nachwuchs in der Branche brauchen“, gibt Heinevetter zu bedenken.

Fische schlafen nicht

Warum der Nachwuchs ausbleibt, versteht der 28-Jährige nur bedingt. „Man ist als Fischwirt natürlich bei Wind und Wetter draußen am Teich, aber dabei sieht man auch so viele großartige Dinge in der Natur. Und ein kleiner Bonus kommt noch dazu: Eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio kann man sich sparen“, schmunzelt er. Dennoch kann der Beruf des Fischwirts auch mal über die Kernarbeitszeiten hinausgehen, etwa beim Umsetzen von Fischen oder wenn etwas mit einem Teich nicht stimmt. „Fische schlafen eben nicht und dem müssen wir Fischwirte uns manchmal anpassen“, sagt Heinevetter. Die Nachwuchssorgen möchte der Wahl-Aachener bekämpfen, indem er selbst ausbildet. Dafür wäre die Weiterbildung zum Meister nötig. Da er nach dem Ende der Ausbildung den Betrieb gewechselt hat, möchte er sich nun fürs Erste im neuen Betrieb einarbeiten. „Ich bin mittlerweile in einem Start-up tätig. Hier will ich erst mal da­ran mitwirken, dass das noch junge Unternehmen stark für die Zukunft wird. Den Meister kann ich dann immer noch machen.“

Ann-Christin Berchem

Fischwirt

Der Beruf des Fischwirts wird in die zwei Fachrichtungen Aquakultur und Binnenfischerei sowie Küstenfischerei und kleine Hochseefischerei eingeteilt. Der Arbeitsplatz befindet sich in der Regel draußen an Teichanlagen, Seen und Flüssen. Zu den Hauptaufgaben zählt nicht, wie so oft vermutet, das Angeln, sondern die Gewässerpflege und das Überwachen der Tierbestände. Auch die Verarbeitung und die Vermarktung übernehmen die Fischwirte. Weitere Infos unter www.landwirtschaftskammer.de in der Rubrik Bildung.