Weitere Klage gegen Pflanzenschutzkartell
Die illegalen Preisabsprachen im Großhandel von Pflanzenschutzmitteln beschäftigen nun auch das Landgericht Dortmund. Wie das auf Rückforderungs- und Schadenersatzansprüche spezialisierte Unternehmen Unilegion mitteilte, hat es bereits Ende vergangenen Jahres bei der zuständigen Kartellkammer eine Schadenersatzklage eingereicht.
Die dafür gegründete Tochter Unilegion Pflanzenschutz vertritt nach eigenen Angaben fast 3 200 deutsche Landwirtschaftsbetriebe mit einer Fläche von etwa 850 000 ha. Das zugehörige Einkaufsvolumen an Pflanzenschutzmitteln soll mehr als 1 Mrd. € betragen. „Für jeden einzelnen dieser Einkäufe haben unsere Teilnehmer einen zu hohen Preis gezahlt, während sie als Landwirte insgesamt einem hohen wirtschaftlichen Druck ausgesetzt waren. Es wird Zeit, dass sie dieses Geld zurückerhalten“, erklärte die Geschäftsführerin der Unilegion Pflanzenschutz, Katharina Fröhlich. Laut dem Rechtsdienstleister summieren sich die den Landwirten insgesamt entstandenen Schäden auf mehr als 200 Mio. € inklusive Zinsen.
Unilegion zufolge werden die Kläger im Verfahren von der internationalen Wirtschaftskanzlei Taylor Wessing vertreten. Die Kanzlei rechnet offenbar mit einem Urteil im Sinne der Landwirte. „Durch die Bußgeldentscheidung des Bundeskartellamts ist klar, dass es ein illegales Preiskartell gab“, erläuterte Rechtsanwalt Dr. Stefan Horn.
Im Erfolgsfall erhält Unilegion eine Provision, die sich zwischen 21 und 32 % des erstrittenen Schadenersatzes bewegen soll. Der Restbetrag soll unter den Landwirten aufgeteilt werden. Auf die beklagten Unternehmen könnten derweil noch weitere Kosten zukommen, denn nicht nur Unilegion bündelt die Interessen von betroffenen Landwirten. Die Bäuerliche Geschädigtengemeinschaft (BGG) vertritt nach eigenen Angaben mehr als 4 500 Betriebe und hat bereits im August 2022 Klage eingereicht. Aufgrund des anhaltenden Interesses wurde mittlerweile die BGG II ins Leben gerufen, die noch Mitglieder aufnimmt. Laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sind mit Agrarclaim und Litfin außerdem noch mindestens zwei weitere Rechtsdienstleister im Spiel.
AgE